piwik no script img

Abschied vom VerbrennerAutokonzerne wollen weg von Benzin

Die Autoindustrie hat sich lange hartnäckig geweigert, auf Elektroantriebe zu setzen. Zumindest einige von ihnen preschen nun vor.

Opel will sich schon früher vom Verbrennermotor verabschieden

Berlin taz | Ist das wie das Abschneiden des Asts, auf dem man sitzt? Vielleicht eher das Abschneiden des Asts, in den der Baum trotz hoffnungslos vergilbter Blätter noch unnötig Wasser und Nährstoffe pumpt. Die Autokonzerne Ford Europa und Volvo gehören zu einem Industriebündnis, das die Europäische Union auffordert, die Branche deutlich zu regulieren.

Sie soll in Zukunft besonders klimaschädliche Autos verbieten, nämlich solche mit Verbrennungsmotor. Ab 2035 sollen nur noch „Null-Emissions-Fahrzeuge“ verkauft werden dürfen. Gemeint sind Autos, die beim Fahren keine Abgase produzieren, also vor allem E-Autos. Bei der Erzeugung des Stroms zum Laden und Autobauen und bei der Rohstoff-Förderung können trotzdem CO2-Emissionen und weitere Umweltschäden anfallen.

In einem offenen Brief an EU-Parlament und sämtlichen Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten argumentiert das Bündnis mit der durchschnittlich langen Nutzungsdauer eines Autos: Ohne ein Verbrenner-Verbot zur Mitte des nächsten Jahrzehnts sei nicht gewährleistet, dass solche Fahrzeuge im Jahr 2050 von der Straße sind – aber dann will die EU ihren eigenen Klima-Versprechen zufolge klimaneutral sein.

Die EU-Kommission, die in Europa für das Initiieren von Gesetzen zuständig ist, müssen die Unternehmen gar nicht erst überzeugen – die hat das längst selbst vorgeschlagen. Zuletzt hat auch der Umweltausschuss des EU-Parlaments dafür grünes Licht gegeben. Im Juni steht aber noch die Abstimmung im großen Plenum des EU-Parlaments an – und vor allem muss jeder einzelne Mitgliedsstaat an Bord sein. Da dürfte noch einiges an Überzeugungsarbeit nötig sein.

Volvo, das seit 2010 dem chinesischen Fahrzeugkonzern Geely gehört, und Ford Europa wollen nach bisherigen Ankündigungen ab 2030 nur noch voll elektrische Autos verkaufen. Auch auf dem deutschen Auto-Markt, international bekannt für schwere Verbrenner, bewegt sich in dieser Hinsicht etwas. Opel will schon ab 2028 nur noch E-Autos verkaufen, bei Audi sollen 2033 die letzten Verbrenner vom Band rollen. Volkswagen hat sich noch nicht ganz festgelegt, plant aber mit einem Datum zwischen 2033 und 2035 für den vollelektrischen Umstieg.

Es ist ja so: Wer vor dem Ästetrimmen den Zweig wechselt, der fällt auch nicht herunter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • 9G
    93851 (Profil gelöscht)

    Und wo kommt bitteschön der ganze Strom für Gefährte mit viel zu großen Batterien, die als Umweltbelastung par excellence daher kommen?



    Innovativ ist das alles wahrhaftig nicht und viel zu kurz gedacht, aber das kennt man ja von Autoherstellern zur Genüge:



    schon vor Jahrzehnten wäre der Bau von 3-Liter-Autos möglich gewesen.

    Wirklich innovativ dagegen: sonomotors.com/de/, eine Firma, die in absehbarer Zeit ein vollkommen emissionsfreies Auto, den Siri, auf den Markt bringen wird.



    Das sind echte Weiterdenker, Applaus schon jetzt – für Ideenreichtum, Innovation und denkbar beste PKW-Energiewirtschaft.

    Davon können sich die etablierten Autohersteller samt ihrer Konstrukteure



    mal mehr als zehn Scheiben abschneiden,aber die sind ja alle schon auf den "E-Auto-Zug ins Nirwana" aufgesprungen... Pech gehabt.

    Mir kommt jedenfalls kein E-Auto ins Haus... Schön' Tag noch.

    sonomotors.com/de/

    • @93851 (Profil gelöscht):

      Nettes Sommerauto. Bleibt im Winter (und bei Regenwetter auch im Sommer) stehen.



      Prima Gelegenheit für Investoren, die Geld verbrennen wollen :-)

    • @93851 (Profil gelöscht):

      Schade, denn die Autoindustrie wird das schon zu verhindern wissen.

      Deren beste Kontakte in die Politik werden sicherlich zu passenden Gesetzen führen.



      Z.B. die die Verwendung ortsveränderlicher Soloarzellen mit mehr als 1 qm auf den deutschen Straßen verbieten - natürlich aus Sicherheitsgründen. Wissen schon: Glasbruch, Restspannung nach einem Unfall ....

      ... aber da sind der Phantasie ja keine Grenzen gesetzt...

      Stimmt nicht? - Dann lesen sie mal die Geschichte von "Ad Blue" ....

      Und wenn die Autoindustrie das Pulver verschossen hat, kommt die zweite Garde: Die Banken, die natürlich ihre Investitionen in die herkömmliche Autoindustrie schützen wollen und alles links und rechts davon wegbeissen.

      • 9G
        93851 (Profil gelöscht)
        @Bolzkopf:

        PS)



        Es gibt keinen Glasbruch beim Sion. Mal bitte richtig lesen...unter Sonomotors.



        Für 28.500 € kann das für viele eine Überlegung wert sein, sich so ein Auto zuzulegen, mit dem man sich auch noch die Haare föhnen kann u.v.m. ;-)

        Das Unternehmen hat Zukunft! Daran wird die die Autoindustrie nichts ändern, denen geht nämlich schon eher "das Licht aus"...;-)), von Öl ganz zu schweigen....

  • Was ist eigentlich aus diesem Getöne geworden man könne die E-Autos ja als Pufferbatterien für die Fotovoltaik einsetzen ?



    Habe nichts mehr darüber gehört ...

    Liegt das vielleicht daran, dass man den Akku schon an einer normalen Steckdose in einer Nacht kaum voll bekommt ?

    Wie soll man also nachts den Strom aus dem Auto verwenden wenn man morgens wieder los muss ?

  • Wenn schon der deutsche Automarkt für "schwere Verbrenner" bekannt sein soll, was sind dann erst die Pickups in den USA?

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Motoren, die mit fossilen Brennstoffen laufen, sind generell nicht wünschenswert. Dass die USA in dieser Hinsicht noch rückständiger sind, sollte uns nicht von den Versäumnissen bei uns ablenken.

  • Warum nicht: "Autokonzerne wenden sich ab vom Fokus auf Autos. Stattdessen wollen sie E-Antriebsersatzkits für elektrische Kleinlieferwagen, LKWs, Busse bauen sowie Straßenbahnen, Lokomotiven und Waggons. Außerdem wollen sie Werkstätten befähigen, die Umrüstungen von Verbrenner auf E-Antrieb umzusetzen."

  • Mal sehen , was sie sagen, wenn wir jetzt notfallmässig entscheiden, dass Stahl und Chemie aufgrund ihrer zu grossen CO²-Schleife nur noch sehr eingeschränkt vernutzt werden dürfen: Private Autos, Flugzeuge, Container- und Kreuzfahrtschiffe gehören nicht mehr zum Notprogramm. Weil wir vorher nicht rechtzeitig auf die Bremse getreten sind, hilft nur noch eine Zwangsbremsung ! Lieber eine Wirtschaftskrise -die von unten selbst gehändelt werden muss mit einer klugen Überlebenstaktik- (sind 'wir' so schlau?) als ein Untergang in einer Sauna.

  • „Null-Emissions-Fahrzeuge“



    Witzige Bezeichnung für Autos, die überwiegend mit Kohlestrom fahren...



    Siehe www.focus.de/auto/...t_id_11622440.html

    • @sollndas:

      Stimmt natürlich, jeder zusätzliche Stromfresser fällt zunächst auf Fossilien zurück und schenkt sich erst mal wenig im Vergleich zum ersetzten Verbrenner. Dennoch wollen wir in 20 Jahren klimaneutral sein, deshalb muss der Umbau jetzt Fahrt gewinnen.

      Abgesehen von allerlei Maßnahmen zur CO₂-Sparsamkeit (Kleinwagen, Fahrweise, Fahrgemeinschaft, ÖPNV, Verzicht), ist der wichtigste Hebel zur Emissions-Reduktion der rasante, um nicht zu sagen: rasende Ausbau der EE. Dabei ist in Summe zunächst unerheblich, wann diese in welchem Maß erzeugt werden.

      • @What would The Doctor do?:

        "...ist der wichtigste Hebel zur Emissions-Reduktion der rasante, um nicht zu sagen: rasende Ausbau der EE."



        Meine Rede!



        Geld das jetzt für E-Autos zum Fenster hinausgeworfen wird, fehlt beim Ausbau der Erneuerbaren. Sehe ich z.B. ganz praktisch bei meinem Nachbarn drei Häuser weiter. Der tut sich mit seinem E-Tron mächtig öko, hat aber nicht mal eine PV-Anlage auf dem Dach.



        Äh - und bitte die im Zuge des EE-Ausbaus erforderlichen LAGERFÄHIGEN Energieträger nicht vergessen...

        • @sollndas:

          Ich kenne Ihren Nachbarn ja nicht. Falls er jedoch einen seriösen Ökostrom-Tarif hat und damit lädt, oder gar sein Kapital in EE steckt, unterstützt er immerhin den Ausbau. Aber Sie haben Recht: Eine bestehende Anlage mindert tagtäglich Emissionen und wäre somit vorzuziehen.

          Leider sind die Ausbau-Kapazitäten im Augenblick sehr begrenzt, vorwiegend durch Fachpersonal. Schätze, die nächsten Jahre wird man eh am Anschlag arbeiten. Deshalb, und weil die Transformation parallel laufen muss, ist es durchaus sinnvoll, bei einem Neuwagen auf einen kleinen (!) Stromer (also keinen E-Tron) zu setzen. Die Ladeinfrastruktur errichtet sich auch nicht über Nacht und fällt nicht vom Himmel.

          Nu noch: Sie wissen, dass ich mich für Vorratshaltung ausspreche, auch privat. Bin allerdings bei Energieträgern etwas zerrissen. Holz ist eigentlich ein viel zu wertvoller Baustoff (und Kohlenstoff-Speicher) zum exzessiv Verheizen. Reste für Zellstoff und Humusaufbau. Mag bei E-Fuels (und H₂) noch angehen, als Treibstoff für PKW aber sehr ineffizient, man sollte eigentlich immer auch die Abwärme nutzen. Was bleibt dem Privatmensch?

          • @What would The Doctor do?:

            "...ist es durchaus sinnvoll, bei einem Neuwagen auf einen kleinen (!) Stromer ... zu setzen."



            Nö. Viel zu früh. Der ist, bis (vielleicht!) 2038 der Kohleausstieg kommt, längst abgegessen. Und wer weiß welcher Antrieb dann in Mode ist. Besser nen billigen Gebrauchten, und das gesparte Geld...



            "Holz ist eigentlich ein viel zu wertvoller Baustoff (und Kohlenstoff-Speicher) zum exzessiv Verheizen."



            Brennholz ist nicht Bauholz. Wälder müssen regelmäßig durchgeforstet werden, damit die verbleibenden Bäume Platz zum Wachsen haben und Bauholzqualität erreichen können.



            "...man sollte eigentlich immer auch die Abwärme nutzen."



            Macht BTW jeder Verbrenner im Winter. Im Gegensatz zum E-Auto, wo mit zusätzlichem Strom geheizt werden muss. Was einige Verkehrbetriebe bezüglich der Reichweite ihrer schönen neuen E-Busse schon deutlich überrascht haben soll.



            "Was bleibt dem Privatmensch?"



            Wenig. Was Politik und Industrie vergurken kann der Privatmensch nicht ausgleichen. Sich nicht von jeder neuen Mode irre machen lassen, selbst nachdenken. Und immer ein bisschen weniger schweinisch sein als der Durchschnitt, das wäre doch schon was.

            • @sollndas:

              Was Sie zweifellos tun. Die Sache ist die: Man darf nicht jeden, einzelnen Wald in eine kerzengerade Fichtenholzplantage umwandeln. Neben Naturschutzgebieten braucht es naturnahe Mischwälder mit ganz unterschiedlichen Holzeigenschaften. Die Verarbeitung muss sich eben darauf einstellen. Totholz sollte in der Regel liegenbleiben, und wenn man Bäume entnimmt, dann nicht durch den halben Wald schleifen, sondern am besten mit Zeppelinen… Ach, du grüne Güte, ich krieg schon wieder die Krise, wenn ich denke, wie weit weg Utopia noch ist!

              Ausweitung ist jedenfalls kaum drin, es sei denn, man sät ganz neue Wälder. Reste wie gesagt zum Bücher Drucken. Wenn’s nach mir geht: Pelletsteuer, die in Naturschutz fließt.

              Aber nicht nur Übernutzung setzt den Wäldern zu, auch der Verbiss durch die Million Rehe, die jährlich durch den Winter gefüttert werden – um sie später zu erschießen –, macht es vielen Arten schwer, (erneut) Fuß zu fassen. Das Wildfüttern gehört gänzlich verboten (sorry, gerade auch in Notzeiten), und das Gemetzel auf ein Minimum reduziert. :-(

              ·

              Also gut. Der Kohleausstieg kann bis 2030 gelingen. Bei weiter steigendem Zertifikate-Kurs und dem Wegfall der Privilegien kommt Erdgas (und H₂) stark in Vorteil, die Konzerne werden ersehnen, endlich abschalten zu dürfen. Bis 2030 sollen die Emissionen ggü. 1990 um 65 % sinken, der EE-Strom auf 80 % steigen. Da wird dann auch die Speicherfrage akut.

              Neuartige Antriebstechnik ist nicht in Sicht, allenfalls für Raumsonden. Schon gar nichts Relevantes. Gebrauchtwagen ist natürlich gut, aber bitte ein sparsamer.

              Heizbedarf im Fahrzeug: Punkt für Sie! Kleine Ölheizung in der Fahrgastzelle? :D

              Der Privatmensch könnte natürlich mit E-Fuels heizen, vermutlich teuer. Wie wär’s mit einer Brennstoffzellen-Heizung? H₂ aus eigener Produktion?

  • Sach' bloss. Die entdecken die Nutzungsdauer technischer Anlagen? Schlau, diese Autobauer. Schlau.