Baumpflanzaktion für besseres Klima: Miniwälder auf engstem Raum
Platz für Wald im Mini-Format ist überall und er ist auch nicht teuer. Mit dieser Botschaft macht ein Verein aus Schleswig-Holstein Schule.
Platz für Wald ist überall, jede und jeder kann Bäume pflanzen, und teuer ist das Aufforsten im Mini-Format auch nicht: Diese Botschaften will der Verein „Citizens Forests“ verbreiten, den Giradot und zehn Mitstreiter*innen 2019 im Örtchen Bönningstedt in Schleswig-Holstein gründeten. „Ich hatte vorher nie einen Baum gepflanzt“, sagt der gebürtige Franzose, der der Liebe wegen nach Deutschland kam. Beruflich arbeitet er in der Gastronomie, ein anderer Mitgründer ist Lebensmittelchemiker, das neuste Mitglied Autor und Musiker. Und alle „brennen für die Vision“, sagt Girardot.
Die Methode, nach der die „Bürgerwälder“ angelegt werden, stammt von dem japanischen Botaniker und Waldökologen Akira Miyawaki (1928–2021). Er schlug vor, auf einen mit Mulch speziell vorbereiteten Boden möglichst viele Pflanzen auf engsten Raum zu setzen – und abzuwarten.
In den Tiny Forests kämpften die Setzlinge um einen Platz an der Sonne, nicht alle kommen durch. Aber es gehe unglaublich schnell, bis aus dem kleinwüchsigen Erstbesatz ein echter Urwald geworden sei, berichtet Girardot: „Auf unserer ersten Fläche, in die wir vor drei Jahren Setzlinge von unter einem Meter gepflanzt haben, stehen jetzt fünf Meter hohe Bäume.“
Rund 1,60 Euro pro Baum
Inzwischen hat der Verein Wälder in mehreren norddeutschen Städten bepflanzt, die kleinste Fläche umfasst rund 200 Quadratmeter, die größte mit rund 3.400 Quadratmetern liegt in Wedel. Da die Setzlinge so klein sind, das Buddeln von Freiwilligen geleistet wird und nach der Pflanzaktion kaum Arbeit anfällt, seien die Kosten minimal: Rund 1,60 Euro koste ein Baum, pro Quadratmeter fallen im Schnitt 3 Euro an, so steht es im Jahresbericht des Vereins.
Denn der Verein kauft die Flächen nicht, sondern leiht sie sozusagen nur – die Eigentümer*innen verpflichten sich, den neuen Wald mindestens 15 Jahre lang ungestört wachsen zu lassen. „Wenn eine Stadt wie Hamburg einen einzigen Baum pflanzt, kostet das mehrere tausend Euro“, sagt Girardot.
Forstprofis sind skeptisch, was den Nutzen der Miniwälder angeht: Kleinstflächen zu bewirtschaften sei „nebensächlich“, sagte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, dem Deutschlandfunk. Girardot sieht das anders: „Jeder Baum hilft.“
Gerade in Städten könnten Miniwälder zu grünen Oasen werden und das Binnenklima in Straßenschluchten verbessern. „Wenn eine Stadt neue Straßen plant, könnten dort gleich grüne Streifen angelegt werden.“ Gemeinsam mit einer Hamburger Schule soll noch in diesem Jahr eine Minifläche nach der Miyawaki-Methode bepflanzt werden.
Weil viele Menschen Lust hätten, Bäume zu pflanzen, aber nicht, sich mit Bürokratie herumzuschlagen, bietet der Verein an, die Organisation zu übernehmen: „Wir geben unser Wissen gern weiter“, sagt Girardot.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Plan für Negativ-Emissionen
CO2-Entnahme ganz bald, fest versprochen!
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein