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Vor einiger Zeit las ich den Artikel einer Spiegel-Journalistin, die wegen 24h-Dienst auf der anderen Seite der Erde arbeiten muss und es sich in P. mit tropischer Sonne und Meer gut gehen lässt, sodass sie da nicht mehr weg möchte. Wenn das Schule macht, kommen vielleicht noch viel mehr Leute aus Europa und P. tritt richtig voll der EU bei.
Selbst wenn nur Leute abstimmen dürfen, deren Vorfahren schon seit 100 Jahren dort leben, frei von äußerer Einmischung wird dieses Land nicht, dafür ist es zu arm, zu ohnmächtig und strategisch zu wichtig. Man könnte nur China oder die USA als alternativen Oberherren wählen oder vielleicht auch Australien oder Japan.
Die "Separatisten" haben im April 2021 (ja, einundzwanzig, ein gutes Jahr nachdem Corona zum Thema wurde) durchgesetzt, daß das Referendum UNBEDINGT noch 2021 abgehalten werden soll. Im Oktober dann, als ahnbar wurde, daß sie wiederum keine Mehrheit finden würden, haben die selben Akteure die Verschiebung wegen Corona beantragt und dann, als dies vor Gerichten vor Ort und in der Metropole gescheitert war, zum Boykott aufgerufen um das Ergebnis zu delegitimieren.
Außerdem: Wahlberechtigt waren / sind nur Personen, die schon 1994 auf der Insel lebten, von wegen Einwanderung aus frz.-Polynesien.
das heißt nicht mitnichten:
mitnichten garnicht
keinesfalls auf gar keinen Fall
unter keinen Umständen nicht
nichtwahr nicht ?
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Volksentscheid in Neukaledonien: Belastete Geschichte
Neukaledonien hat gegen die Autonomie gestimmt. Doch das heißt mitnichten, dass die Inselgruppe auf ewig französisch bleiben wird.
„Die letzte“ Abstimmung über die Unabhängigkeit Neukaledoniens? Zumindest Paris sieht das so Foto: Sarah Meyssonnier/reuters
Dem haushohen Nein beim Volksentscheid über die Selbstbestimmung Neukaledoniens kann kaum Bedeutung zugeschrieben werden. Denn wie erwartet war die Beteiligung wegen des Boykotts der Unabhängigkeitsbewegung FLNKS und der einheimischen Kanak, die die große Mehrheit in der Bevölkerung stellen, extrem niedrig. In Paris betont man, dass die dritte Abstimmung über eine Unabhängigkeit Neukaledoniens von Frankreich nun „die letzte“ gewesen sei.
Schluss also mit der Debatte über die Autonomie der Insel im Südpazifik? Sollte die französische Staatsführung das wirklich denken, macht sie sich gravierende Illusionen. Die Frage der Entkolonisierung lässt sich nicht einfach mit formalen Argumenten unter den Teppich kehren. Dazu ist die Geschichte zu sehr belastet von Unterdrückung, Gewalt und politischer Hinterlist.
In den historischen Vereinbarungen von 1998 zwischen den „Separatisten“ und „Loyalisten“ war ein Protokoll vorgesehen für einen politischen Prozess, der mit dem schrittweisen Übergang zur Unabhängigkeit enden würde. Dass das „Referendum“ zur Loslösung von der Kolonialmacht Frankreich dreimal negativ ausgehen würde, war nicht geplant. Stattdessen endet dieser Prozess in einer Sackgasse.
Die FLNKS fühlt sich übergangen und gedemütigt, denn ihr Wunsch, den Termin für die Abstimmung wegen der Pandemie zu verschieben, ist von der Zentralmacht in Paris arrogant abgewiesen worden. Das Referendum vom 12. Dezember geht so ganz anders in die Geschichte ein, als man es vor zwei Jahrzehnten erwartet hatte. Denn es endet nicht mit einem demokratischen Mehrheitsentscheid, den auch die Unterlegenen akzeptieren könnten.
Im Gegenteil: Es verschärft die Spannungen und die Spaltung zwischen den aus Europa und zum Teil aus Polynesien zugewanderten „Caldoches“, die sich als integraler Bestandteil der französischen Nation fühlen, einerseits und den melanesischen Kanak, die auf ihre angestammten Rechte und ihre Kultur pochen, auf der anderen Seite. Gerade jetzt den Dialog zu beenden, kann fatale Folgen haben.
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Schwerpunkt Frankreich
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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