Antisemitischer Angriff in Hamburg: Schlag ins Gesicht
Vergangenen Samstag wurde eine Mahnwache gegen Antisemitismus angegriffen. Nun wird über Antisemitismus von Muslimen diskutiert.
HAMBURG taz | Am vergangenen Samstag steht eine kleine Gruppe von Menschen auf der Mönckebergstraße und hält eine Mahnwache gegen Antisemitismus ab. Laut Polizei versammeln sich gegen 14 Uhr drei bis vier Personen an der Mahnwache und rufen den Teilnehmer:innen antisemitische Beleidigungen zu. Als ein 60 Jahre alter Mahnwachen-Teilnehmer die Personen anspricht, schlägt ihm ein Mann ins Gesicht. Der 60-jährige kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter flüchtet mit seinen Begleitern per E-Scooter. Nun fahndet die Polizei nach ihm.
Weil er im Fahndungsaufruf als „südländisch“ beschrieben wird, nehmen in sozialen Netzwerken viele an, die Tat hätte einen muslimischen oder pro-palästinensischen Hintergrund. Die „Free Palestine“-Rufe des Täters und seiner Begleiter bestärken diesen Verdacht. Die AfD und andere kritisieren nun, dass muslimischer Antisemitismus in Deutschland nicht ernst genommen werde. Auch CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet erregte im Mai Aufsehen, als er das Problem vor allem auf „eingewanderten Antisemitismus“ schob. Zu recht?
Von den 54 Straftaten, die die Polizei im Jahr 2020 als antisemitisch eingeordnet hat, wurden 46 dem rechten Spektrum zugeordnet. Die Zahlen für 2019 haben eine ähnliche Tendenz. Ob die Statistik für das laufende Jahr anders aussehen wird, ist schwer zu sagen – auch wegen des erneuten Hochkochens des Nahostkonflikts im Mai.
Philipp Stricharz, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Hamburg, sieht Fälle wie den aktuellen im Moment als die größte Gefahr für Jüdinnen und Juden in Hamburg. „Ein latentes Risiko gibt es schon seit längerer Zeit, wenn man sich als Jude im öffentlichen Raum zu erkennen gibt“, sagt er. Vor allem in letzter Zeit aber sei bei vielen Angriffen das Thema Israel sehr prominent.
Nur eine Minderheit gewaltbereit
„Immer wenn sich der Konflikt im Nahen Osten verschärft, finden sich Leute die ohnehin zu Aggressionen neigen“, sagt Stricharz. „Einige von ihnen denken, sie müssten sich in Deutschland an Juden rächen für Dinge die im Nahen Osten passieren.“ Aber der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde betont auch, dass nur eine kleine Minderheit der Muslime und auch der palästinensischen Community gewaltbereit sei.
Ein Grund für den häufigen Israel Bezug der Straftaten könnte auch bei den Medien liegen. In keinem Land der Welt ist die Journalistendichte so hoch wie in Israel. Und kein Land der Welt wird so häufig in Medien kritisiert. Das fanden Wissenschaftler:innen der TU Berlin heraus, die unzählige Medienberichte über verschiedenste Länder auswerteten. Nach Stricharz Einschätzung hat sich das aber gebessert. Finn Walter
Leser*innenkommentare
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Gast
Es ist wichtig zu erläutern, dass die Moslems auch Semiten sind.
Da die `Geschwister`; die Juden und Moslem so wie weitere biblische Stämme eine Abstammung verzeichnen, ein Moslem der Juden "antisemitisch" beschimpft ist nicht Anti-Semit, sondern hat etwas gegen Juden.
die Frage ist was und weshalb? die Antwort befindet sich in der Bibel (als Info. Quelle, wenn man dran glaubt) und zieht und dehnt sich bis zum heutigen Tag- nämlich Neid! Man muss kein Wissenschaftler sein um zu sehen wie die Entwicklung den beiden Gruppierungen ausschaut um zu verstehen, dass die Eine besser dar steht als die Andere.
Sicherlich das Thema Israel und die Nachbarschaft hier auch eine Rolle spielt- jedoch, die Konflikte sind älter, viel älter.
Dr. McSchreck
Zu diesem Zitat hätte ich eine Frage: "Von den 54 Straftaten, die die Polizei im Jahr 2020 als antisemitisch eingeordnet hat, wurden 46 dem rechten Spektrum zugeordnet." - gilt es denn nach wie vor, dass alle Taten, bei denen ein Täter nicht feststeht, dem rechten Spektrum zugeordnet werden oder hat man diese lächerliche Verfälschung der Statistik endlich aufgehoben und erfasst diese Taten als "unbekannter Hintergrund" o.ä.?
Thomas Zwarkat
Ach ja da war doch noch etwas ? Stimmt der WDR will doch Frau El Hassan als Moderatorin gewinnen, obwohl sie durch antisemitische Demos und likes auf antisemitische Posts von sich reden macht.
So macht man Antisemitismus hoffähig.
Jeder Antisemitismus , egal ob von rechts oder durch Migranten begangen muss entschieden beendet werden. Nur so können wir das Übel an der Wurzel packen.
rero
@Thomas Zwarkat "rechts oder durch Migranten"
Liest sich, als würden Sie ausschließen, dass Migranten rechts sein können.
Ich vermute, so meinten Sie es nicht.
Wer das Übel an der Wurzel packen will, wird zuvor zu der Erkenntnis gelangen müssen, dass auch Migranten rechts sein können.