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Stellenabbau bei AidaKlassenkampf auf Butterfahrt

Beim Hamburger Kreuzfahrtkonzern Aida sind viele Stellen in Gefahr. Die Beschäftigten sind in Kurzarbeit und kommen kaum an Informationen.

Angst um den Kreuzfahrtjob: Eine Frau protestiert gegen den geplanten Stellenabbau bei Aida Foto: Axel Heimken/dpa

Hamburg taz | Ausgebootet, ignoriert, demontiert, abserviert“: So heißt es auf den Bannern der Protestaktion, auf der vorige Woche Aida-Beschäftigte gegen den geplanten Stellenabbau im Entertainment-Bereich protestierten. Nicht streikten, wohlgemerkt – denn dazu müssten sie erst einmal wirklich beschäftigt und nicht etwa in Kurzarbeit sein, wie es seit 15 Monaten der Fall ist. 50 von 85 Stellen sollen gestrichen werden, heißt es, darunter eventuell auch die von Dieter Jürgens und Heike Müller (Namen geändert).

Ende Juli habe man sie zu einer digitalen Versammlung eingeladen, auf der ihnen ein Organigramm präsentiert worden sei, welches aufzeigte, dass voraussichtlich mehr als die Hälfte der Angestellten im Bereich Entertainment entlassen werde. „Eine Erklärung gab es nicht, es hieß nur, dass der Bereich umstrukturiert wird“, so Jürgens. „Das gab es auch vor zwei Jahren schon mal, aber da hat es genauso wenig Sinn gemacht wie jetzt.“

„Wir richten derzeit den Bereich Entertainment neu aus, um den Entwicklungen und Trends der Zukunft besser gerecht zu werden“, sagt Aida-Pressesprecher Hansjörg Kunze der taz. Und ja: Diese Restrukturierung beinhalte auch personelle Veränderungen – eine Entscheidung, die Aida nicht leicht gefallen sei.

Seit dieser Nachricht bangen die 50 Beschäftigten um ihre Jobs. „Uns wurde danach doch tatsächlich gesagt, wir sollten das Ganze übers Wochenende erst mal sacken lassen!“, sagt Müller. Außerdem habe man persönliche Gespräche angeboten, „aber ich habe seitdem nichts mehr gehört“.

„Null Kommunikation“

Das bestätigt auch Jürgens: „Null Kommunikation“ sei das Kernproblem. Und das nicht nur, weil sich niemand gemeldet habe: Weil nach einem Hackerangriff die betrieblichen Mailadressen lahmgelegt wurden, stünden die üblicherweise genutzten Kanäle still, weshalb man Neuigkeiten immer nur „hinten rum“ mitbekäme.

Die Atmosphäre sei schon vor der noch unausgesprochenen Kündigung angespannt gewesen, aber der Tenor sei trotzdem immer gewesen: „Alles ist gut, wir schaffen das“, so Müller. „Es hieß ja auch, wir holen euch aus der Kurzarbeit zurück, wir sind eine Familie und so weiter“, so Jürgens. Mittlerweile habe er das Gefühl, man wollte ihn zur Kündigung drängen – was er jedoch nicht tun werde.

Nun sind die Beschäftigen seit Anfang September bis auf Weiteres unter Fortzahlung der Bezüge von der Arbeit freigestellt. Hierzu hätten sie vergangenen Samstag eine schriftliche Mitteilung von Aida erhalten, mit dem Zusatz, man könnte sich ja auf neue Stellen bewerben – „aber wie, wenn man nicht weiß, was los ist?“, sagt Jürgens.

„Ich schaue mich zwar um, aber ich kann ja auch nicht sagen, ab dem Zeitpunkt kann ich anfangen, weil ich nicht weiß, ob ich dann gekündigt bin.“ Für Müller ergibt sich die gleiche Schwierigkeit, zudem sei sie – wie viele der Beschäftigten – so spezialisiert, dass es schwierig sei, einen neuen Job zu finden.

Laut Kunze sei mit der zuständigen Arbeitnehmervertretung mittlerweile ein Interessensausgleich und Sozialplan erarbeitet und umgesetzt worden. Dem Gewerkschaftsverband Ver.di liegen hierzu keine Informationen vor. „Ich interpretiere die Freistellung lediglich als Zwischenlösung“, so Stephan Gastmeier, Ver.di-Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr.

Die Beschäftigten sind seit dieser Woche von der Arbeit freigestellt. Und von den angekündigten persönlichen Gesprächen ist noch immer nichts zu hören

„Aida hat mitgeteilt, dass in Zukunft verstärkt auf externe Kräfte gesetzt wird.“ Diese würden einmalig zur Ableistung einer bestimmten Aufgabe engagiert und erhielten einen Werkvertrag. Auf diese Weise unterliefen Unternehmen den Kündigungsschutz.

Der allerdings gilt für die 50 Aida-Beschäftigten sowieso nur bedingt, weil das Unternehmen alle Forderungen von Ver.di nach einem erweiterten Kündigungsschutz durch einen Tarifvertrag abgelehnt habe. Das Ergebnis: „Die haben zum Teil jahrzehntelang für Aida gearbeitet, und trotzdem greift der Tarifschutz nicht“, so Gastmeier. Für manche – so wie Müller – werde es wohl auf eine Abfindung hinauslaufen.

Manchmal 60, 70 Stunden pro Woche gearbeitet

Aus Jürgens' Sicht, der seit zehn Jahren bei Aida tätig ist, wird die Neuausrichtung zwangsläufig zu einem Qualitätsverlust im Entertainment-Bereich führen: „Ich weiß nicht, wie sie das Niveau halten wollen, da steckt ja auch Herzblut drin: Ich hab manchmal nicht 40, sondern 60 oder 70 Stunden pro Woche gearbeitet – und dann hängen da ja auch noch mindestens 800 freie Künstler dran.“

Die allerdings hätten Aida-Sprecher Kunze zufolge nichts mit der Umstrukturierung zu tun: „Es geht ja hier um die Festangestellten – freie Mitarbeiter beschäftigen wir ohnehin immer.“ Noch im Jahr 2018 erhielt Aida von Privatsender sonnenklar.TV die „Goldene Sonne“ für das beste Entertainmentangebot an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Die

Die hohe Qualität, versichert Kunze, werde selbstverständlich auch weiterhin gewährleistet.

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2 Kommentare

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  • Es ist bitter, nach einer harten Ausbildung den Job zu verlieren.

    An meiner Gesamtschule wurde Menschen, die nicht so gut im Lesen, Schreiben und Rechnen waren, oft vorhergesagt, dass sie im Bereich "Kultur" eine gute Perspektive hätten.



    Ich fand das verantwortungslos, aber für einige scheint es ja funktioniert zu haben; jedenfalls bis jetzt.

  • RS
    Ria Sauter

    Es gibt doch ein Spiel das heißt"Schiffe versenken".



    Wäre hier dringend angeraten den nächsten Schrottplatz anzusteuern.

    Ein Land in dem wir gut und gerne leben, laut der CDUfrau.



    Mir wird übel!