Mietpreise in Hamburg: Nach oben offen
Laut dem Online-Portal Immowelt sind die Angebotsmieten jüngst um weitere drei Prozent gestiegen. Im Umland sieht es ähnlich aus.
„Am teuersten im Norden ist und bleibt der Mietmarkt in Hamburg“, konstatiert die Studie. Einziges Trostpflaster: Anderswo stiegen die Mieten noch deutlicher.
12,50 Euro statt 12,10 Euro: Das ist der binnen einen Jahres gestiegene Medianwert, den die Auswertung des Portals ergibt. Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise waren Angebote, die auf der Website von Immowelt inseriert waren. Berücksichtigt wurden dabei die Nettokaltmieten bei nachgefragten Wohnungen mit einer Größe von 40 bis 120 Quadratmetern.
Immowelt untersucht die Mietpreisentwicklung schon seit 2008 – und konstatiert einen kontinuierlichen Preisanstieg: Zwischen 2008 und 2013 waren die Hamburger Mieten um 23 Prozent gestiegen. 2018 waren es dann schon 40 Prozent mehr als bei der ersten Erhebung. Nun sind es gegenüber dem 2008 ermittelten durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 8,40 Euro 49 Prozent mehr.
Andere Studien, andere Ergebnisse
Damit präsentiert die aktuelle Studie ein gegenteiliges Ergebnis zur kürzlich veröffentlichten Untersuchung des Gymnasiums Ohmoor. Das hatte neben Datensätzen von Immowelt noch Angebotspreise weiterer Plattformen in ihre Mitpreisstudie eingerechnet – und erstmals seit langer Zeit ein kleinen Rückgang – um fünf Cent – bei den Preisen ausgemacht.
Hinzu veröffentlichte auch die Forschungs- und Beratungsgesellschaft F+B kürzlich ihre Zahlen zur regionalen Mietpreisentwicklung in Deutschland. Auch dort wurden – umfassender als bei Immowelt – Wiedervermietungspreise untersucht. Demnach waren die Hamburger Mietpreise im zweiten Quartal 2021 ein halbes Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.
Standardisiert auf eine 75 Quadratmeter große und 10 Jahre alte Wohnung in einem normalem Zustand würden in Hamburg derzeit durchschnittlich 10,66 Euro pro Quadratmeter gefordert. Indes: „Die gezahlten Mieten von kleineren oder standardhöheren Wohnungen liegen vielfach deutlich darüber“, betont die F+B-Studie.
„Die aktuelle Atempause für Hamburgs Mieterhaushalte dürfte überwiegend auf die Coronapandemie und das schwindende Zahlungsvermögen der Wohnungsinteressenten zurückzuführen sein“, analysierte Siegmund Chychla, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, anlässlich der Ohmooor-Studie zu den leicht fallenden Mietpreisen.
Die jüngste Immowelt-Studie sieht Chychla als Bestätigung, dass der Preisrückgang nur kurzfristig und pandemiebedingt zu erklären ist. „Wir kommen langsam wieder zurück in die alte Kontinuität des Preisanstiegs.“ Es sei nun wichtig, dass Hamburg den Bau von Wohnungen – mit hohem Anteil von sozial gefördertem Wohnraum – weiterführt.
Alle drei Untersuchungen kommen hingegen zum gleichen Ergebnis bei der Preisentwicklung für das Hamburger Umland: Dort steigen sie in nahezu allen Städten und Kreisen. Die Kreise Storman und Harburg folgen laut Immowelt direkt auf Hamburg als teuerste Kreise in Norddeutschland. Laut der F+B-Studie sind die Mieten in nur wenigen Städten im Hamburger Umland nicht gestiegen. „Dahin ziehen nun vor allem Familien aus Hamburg, die sich selbst in den Stadtrandbezirken die Miete nicht mehr leisten können“, sagt Chychla.
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