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Neue Regelungen für Clubs in Berlin2G ist der Anfang des Neuanfangs

Bert Schulz
Kommentar von Bert Schulz

Der Senat erlaubt Clubs, für Genesene und Geimpfte wieder zu öffnen. Getestete müssen draußen bleiben. Ein logischer Schritt in die richtige Richtung.

Macht das Berghain bald wieder richtig auf, also nicht nur für Kunst – das ist hier die Frage! Foto: dpa

Wir sind die Ersten, die geschlossen wurden, und wir sind die Letzten, die wieder öffnen dürfen“, hatte Pamela Schobeß Anfang des Jahres gesagt. Die Vorsitzende der Clubcommission wies damit auf die perspektivisch äußerst schwierige Lage der – wie es im Juristendeutsch heißt – „Tanzlustbarkeiten“ in der Coronapandemie hin.

Wenn der Satz stimmt, kann man ihn endlich auch optimistisch interpretieren: Der Senat hat am Dienstag entschieden, dass Clubs und Diskos ab diesem Samstag wieder öffnen dürfen – für Geimpfte und Genesene, nicht aber für lediglich negativ auf Covid Getestete. Nach dieser Lesart wäre die Pandemie weitgehend überwunden. Also alles gut?

Bei seiner Entscheidung hatte Rot-Rot-Grün freilich keine Wahl: Vor zehn Tagen hatte das Verwaltungsgericht das pauschale Tanzverbot für die 2G genannte Gruppe aufgehoben. Geklagt hatte eine Disko, und im Senat hatte man auf den Gang in die nächste Instanz verzichtet. Erneut hat also die Justiz die Ausübung wesentlicher Rechte gegen die Politik durchgesetzt.

Bei der Clubcommission wurde über den Erfolg vor Gericht aber nicht nur gejubelt. Getesteten das Tanzen nicht zu erlauben sei eine „Stigmatisierung“. Man wolle ein „inklusives Nachtleben und nicht Leute ausgrenzen“. Das ist ein hehrer Anspruch ganz in der Tradition der Aufklärung; er ist aber dennoch überdenkenswert.

Der vermeintlichen Stigmatisierung jener, die nur einen Test vorweisen können, steht das Sicherheitsbedürfnis der Geimpften und Genesenen gegenüber.

Da ist zum einen die Frage, wie viele jener Menschen, die aufgeklärt tanzen und feiern gehen wollen, noch keine zwei Anti-Corona-Pikse bekommen haben. Auch wenn die Impfquote zuletzt langsamer stieg: Sie stieg, gerade in den unteren, partyrelevanten Altersgruppen.

Zudem steht der vermeintlichen Stigmatisierung jener, die nur einen Test vorweisen können, das Sicherheitsbedürfnis der Geimpften und Genesenen gegenüber. Viele werden sich entspannter auf die Party einlassen, wenn das Infektionsrisiko auf der Tanzfläche so weit wie möglich reduziert wird – etwa durch den Ausschluss der dritten G-Gruppe und – wenn sie ganz verantwortungsvoll vorgehen – durch einen Selbsttest bei sich.

Impfen ist bekanntermaßen die einzige nachhaltige Methode im Kampf gegen Corona; sie steht allen Club­gän­ge­r*in­nen offen. Die Clubs können also guten Gewissens mit der Planung und der Vorbereitung des Nachcorona-Herbstes beginnen.

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Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
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10 Kommentare

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  • "Zudem steht der vermeintlichen Stigmatisierung jener, die nur einen Test vorweisen können, das Sicherheitsbedürfnis der Geimpften und Genesenen gegenüber."

    Als Geimpfter ist man selbst gegen schwere Verläufe geschützt, kann aber selbst mit reduzierter Wahrscheinlichkeit noch die Krankheit übertragen, genauso wie jemand, der getestet ist, und dadurch auch nur mit merklich reduzierter Wahrscheinlichkeit das Virus übertragen kann.

    Warum ein Geimpfter sich im Beisein getesteter Ungeimpfter mehr Sorgen machen muss, als wenn nur Geimpfte anwesend sind, erschließt sich mir nicht.

  • Bis jetzt habe ich noch keine Diskussion gelesen,in der sich der Impfskeptiker emphatisch mit den Befindlichkeiten der Geimpften auseinander setzt. Umgekehrt ist es der Normalzustand.



    Es kann also davon ausgegangen werden,das dem Otto-Normal-Impfskeptiker es herzlich egal ist.



    Als Untertanzter seit nun mehr als 18 Monaten ist es mir ehrlich gesagt auch egal,ob der Impfskeptiker an der Tür scheitert oder nicht. Ich scheitern an der Tür weil ich nicht genug Geld habe,zu alt bin, oder warum auch immer. Pech gehabt. Eins weiß ich aber,ich werde nicht in Depressionen verfallen wenn ich an die Impfskeptiker vor dem Club denke.

  • Angesichts der Tatsache, dass geimpfte Covid-19 bekommen und übertragen können ist diese Regelung das Gegenteil von Logisch. Wer getestet ist und nachweislich kein Corona hat ist potenziell weniger gefährlich als jemand der Geimpft ist und nicht getestet wurde.

    • @Julius Anderson:

      Beim PCR Test ist das richtig. Beim Antigentest, also dem Test, der die Hauptrolle spielt, nicht.

    • @Julius Anderson:

      Es dürfte eher darum gehen, wer gefährdet ist sich anzustecke und dann evtl. einen Platz auf der Intensivstation benötigt.

      Und das ist bei Geimpften und Genesenen eben nur noch mit einer viel geringeren Wahrhscheinlichkeit der Fall.

      Außerdem ist die Aussage nicht korrekt, dass jemand, der getestet ist, nachweislich kein Corona hat. Schnelltests haben einen signifikanten Anteil an False Negatives.

    • @Julius Anderson:

      Blöd nur, dass momentan im ungünstigsten Fall ca. 70% der Coronainfizierten die einen Schnelltest machen durch diesen gar nicht als positiv erkannt werden. Im besten Fall sind es immer noch ca. 30%.



      Das ist demnach ganz weit weg von negativer Test=nachweislich kein Corona. Wollte man Getesteten die gleichen Rechte einräumen dann nur mit einem PCR-Test der nicht älter ist als 48h.

      • @charly_paganini:

        Haben Sie für solche Zahlen irgendeine belastbare Quelle? Richtig ist, wer sich gerade eben erst angesteckt hat oder so gut wie genesen ist und noch/schon fast keine Virusteile mehr trägt, wird leicht übersehen. Um die geht es nicht. So gut wie jeder, der *jetzt* eine hohe Viruslast aufweist und der *jetzt* für andere andere ein Risko bildet, (das sind die zwei Tage vor den ersten Symptomen,) wird zuverlässig erkannt. Die Rate der false negatives ist in dieser Gruppe, nach allem, das ich in nature, science und PNAS gelesen habe, verschwindend klein. Sollten Sie etwas kennen, das mir entgangen ist, bitte her damit.

  • "Ausgrenzung vermeiden, das ist ein Anspruch der Aufklärung; aber wir wissen doch alle, das gilt nur für die Menschen, die ich *mag*. Beim Rest würd ich das niemals zugeben, aber schau mal, hier ist ein scheinbar objektives Argument mit Selbstverständlichkeitsanspruch. Am I a good boy? Does Twitter still like me? Gut."...

  • Na da isse doch, die Impfpflicht durch die Hintertür!

    • @joaquim:

      Nee, die Impfpflicht durch die Berghaintür! Ist ja bekanntlich härteste Tür der Welt.