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Editorial von Tanja Tricaricound Harriet WolffAm Anschlag

Seit rund zwei Wochen herrscht global gesehen wieder eine Art Ausnahmezustand. Im Fokus: die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Hektisch versuchten die internationalen Streitkräfte, allen voran die US-Amerikaner, den Flughafen Kabul noch unter Kontrolle zu halten. Am Dienstag werden sie komplett abziehen. Und Tausende Menschen zurücklassen, die über die Jahre hinweg für die ausländischen Truppen, für Nichtregierungsorganisationen, für Medien gearbeitet haben – und deren Leben nun weiter in Gefahr schwebt.

Die Lage ist katastrophal in Afghanistan. Sie hängt ursächlich mit den Ereignissen an und rund um 9/11 zusammen. Knapp 20 Jahre nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 auf das New Yorker World Trade Center und das Washingtoner Pentagon, 20 Jahre nach dem erstmaligen Ausrufen des Nato-Bündnisfalles, nach einer jahrelangen Jagd auf Terroristen – und nach dem Einmarsch in ebendieses Afghanistan im Oktober 2001: Was bleibt von 9/11?

Was bleibt, außer gescheiterten und letztlich verheerenden Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak, dem misslungenen Versuch, demokratische Staaten aufzubauen, und der trügerischen Hoffnung, die Keimzellen islamistischen Terrors auszumerzen?

Diesen Fragen gehen wir auf den kommenden Seiten nach. 9/11 war und ist eine Zäsur. Für den Umgang der internationalen Gemeinschaft mit dem Terror, für neue Formen der Überwachung – und für die Frage nach der „passenden Wahrheit“. Kaum ein anderes Ereignis der jüngsten Geschichte hat Verschwörungsthesen derart angespornt, sodass sie sich bis heute hartnäckig halten. Der Anschlag hat leider auch stark die Islamophobie befeuert. Und das Netz wurde erstmals zum Hauptverbreitungsmedium „paralleler Fakten“.

Welche Macht und Wucht Bilder haben, auch das zeigen die Bilder dieses Dos­siers. Sie beziehen sich nicht direkt auf die einzelnen Texte, sondern tauchen ein in die unmittelbare, berührende Arbeit des Fotojournalisten Jason Florio, der am 11. September 2001 direkt in New York vor Ort war.

Innerhalb der taz-Redaktion wurden und werden die Ereignisse rund um 9/11 häufig kontrovers diskutiert. Auch diese Vielfalt an Meinungen soll hier im Dossier abgebildet werden.

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