FC St. Pauli besiegt Tabellenführer: Die Regenbogen-Macher
Der FC St. Pauli besiegt Jahn Regensburg in der Zweiten Bundesliga überzeugend mit 2:0. Die Hamburger gehören in dieser Saison zum Favoritenkreis.
Aber nach hinten losgegangen ist es nicht für den FC St. Pauli. Die Kiezkicker haben verdient mit 2:0 gewonnen, und auch das nicht mit Dusel, sondern zu Recht.
Das Spiel gegen den Jahn war ein Kräftemessen im Wortsinn. Volle Motivation auf beiden Seiten von Beginn an, ein Ineinander-Verhakeln, wie der Bayer sagen würde. Pressing trifft auf Pressing, beide Teams laufen viel, spielen immer nach vorn, passen kurz.
20 Minuten sind beide Teams auf Augenhöhe. Im Gegensatz zu den Fans: Das kleine Häuflein Jahn-Fans hat unter den 10.003 Anwesenden nichts zu melden.
Auf dem Rasen verschiebt St. Pauli das Gewicht, langsam, aber kontinuierlich. Nach einer halben Stunde macht Simon Makienok nach Paulianer Powerplay ein Tor, steht aber im Abseits. In der zweiten Halbzeit gelingen St. Pauli auch lange Bälle. In der 72. Minute trifft Burgstaller den Außenpfosten. Dann hebeln zwei schnelle Konter den Jahn aus: Burgstaller trifft zweimal, jeweils nach Zuspiel von Daniel-Kofi Kyereh. Der Jahn kriegt keinen Aufbau mehr hin. Die Oberpfälzer stehen im Regen und von einem Regenbogen ist nichts zu sehen.
Erfahrung zahlt sich aus
Für den FC St. Pauli ist die entschiedene, zum Ende hin auch abgezockte Art, wie der Sieg zustande kam, ein Beweis der Stärke, die das Team in diese Zweitliga-Saison mitbringt. Die Stärke rührt vor allem daher, dass ein großer Umbruch im Team ausgeblieben ist. Trainer Timo Schultz und Sportdirektor Andreas Bornemann wollen auf dem aufbauen, was sie in der Rückrunde der wilden vergangenen Saison erarbeitet haben.
Die Mannschaft wurde ergänzt durch Nikola Vasilj im Tor, Innenverteidiger Jakov Medić und Marcel Hartel aus Bielefeld – alle drei waren am Sonntag dabei. Nicht mehr dabei sind die Schlüsselspieler der vorigen Saison: Rodrigo Zalazar, Omar Marmoush und Dejan Stojanović – sie waren lediglich als Leihspieler ans Millerntor gekommen und konnten nicht gehalten werden.
Dass das Team deren Weggang so gut verkraftet hat, ist überraschend, aber eine Tatsache: Der FC St. Pauli hat sich bislang sehr gut präsentiert und wird spätestens seit dem Derbysieg gegen den HSV unter den besten fünf der Liga gehandelt.
Wobei sich das in der Zweiten Liga auch schnell ändern kann. Der FC St. Pauli hat das in der vergangenen Saison am eigenen Leib erfahren, als auf eine komplett verkorkste Hinrunde eine Siegesserie in der Rückrunde folgte. Dass in der dunklen Phase Trainer Timo Schultz weitermachen durfte, zahlt sich jetzt aus: Da ist ein Team gewachsen mit einstudierten Abläufen, hoher Lauf- und Kampfbereitschaft, viel Zug zum Tor und Erfahrung – zum Beispiel, dass es schlauer ist, Jahn Regensburg niederzuringen, anstatt auf Risiko zu spielen.
Pandemie bislang glimpflich überstanden
Auch die Pandemie scheint der Verein bislang glimpflich überstanden zu haben. Zwar hat der FC St. Pauli in der Saison 2019/20 erstmals seit neun Jahren einen Verlust gemacht, und zwar in Höhe von 557.000 Euro, aber im Ligavergleich steht der Verein sehr solide da. Mit 24 Millionen Personalaufwand ist er ein anderes Kaliber als zum Beispiel der Jahn, dem Personalaufwand-Schlusslicht mit 10,1 Millionen.
Für die aktuelle Saison kürzte St. Pauli den Mannschaftsetat und verzichtete auf teure Transfers. Präsident Oke Göttlich hat nun wissen lassen, dass er die Hamburger 2G-Lösung auch für das Millerntorstadion naheliegend findet. Das bedeutet, dass nur noch Genesene und Geimpfte ins Stadion dürfen, dafür aber die Corona-Auflagen gelockert und die Zuschauerzahlen erhöht werden dürfen. Für lediglich Getestete soll es nur noch eine Sonderzone im Stadion geben.
Mit den Zuschauer*innen werden die Einnahmen zurückkommen und mit dem Sieg gegen Regensburg geht es in der Tabelle hoch auf Platz drei. Der Regenbogen bleibt entgegen aller Ankündigung in Hamburg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!