piwik no script img

2G-Regel beim FC St. Pauli2G-eht gar nicht! Oder doch, Oke?

St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich geht konform mit den strengen Zugangsregeln des Hamburger Senats. Kann das wirklich wahr sein?

Hort der Andersartigkeit: das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli Foto: dpa/Christian Charisius

L ieber Oke, moin nach Hamburg. Lange nicht gesehen. Lange nichts gehört voneinander, eigentlich schade. Nach Deinem taz-Praktikum haben wir uns aus den Augen verloren. Du hast in Hamburg Karriere gemacht in der Musikbranche, bist sogar Präsident von St. Pauli geworden. Wow. Ich habe weiter Sport gemacht. Erst in der Berliner Zeitung, dann in der taz.

Klar haben wir damals blöde Namenswitze auf Deine Kosten gemacht und sind dann trotzdem zusammen Falafel essen gegangen. Ein „göttlicher“ Text, das. Du hast es sportlich genommen und weitergemacht, wenngleich es erkennbar nicht Dein Ding war, das journalistische Hackeln in einem Großraumbüro.

St. Pauli, wer wüsste das besser als Du, ist etwas Besonderes, ein fußballerischer Mythos. Da werden Dinge anders angepackt. Man setzt auf Inklusion, hasst Diskriminierung. Da findet man viele Sticker mit der Aufschrift „Kein Mensch ist illegal“. Der FC St. Pauli ist quasi der Fußballverein aller Alt-68er, die ihre Vision von einer besseren Welt in die Institutionen getragen haben.

Der FC St. Pauli ist ein „Weltpokalsiegerbesieger“, ikonografische Größe in der Republik und Vielfalts-Prahler. Wir kennen sie alle, die Geschichten vom Alternativ-Klub, und ich gebe zu, dass ich als Ostpflanze keinen großen Bezug zu den Erzählungen habe. St. Pauli ist mir fern und doch nah. Es reicht, Dich an der Spitze des Klubs zu wissen, um Signale aus Hamburg zu empfangen, niederschwellig zwar, aber egal, sie sind wahrnehmbar.

Der Druck auf Ungeimpfte steigt

Deswegen hat es mich getroffen, dass Dein Klub seine Fortschrittlichkeit, die in meinen Augen einen liberalen Touch haben muss, beim Thema Corona auf Wiedervorlage gepackt hat. Du hast die Hamburger 2G-Regel begrüßt. Am öffentlichen Leben kann nur noch teilnehmen, wer geimpft oder genesen ist. Gesunde sind raus, also gesunde Ungeimpfte. Sie können nicht mal mehr per Test den Nachweis erbringen, dass sie gesund sind und dann auf Einlass hoffen.

Normalerweise würde ja eine Fiebermessung reichen, aber gut. Gesunde werden jetzt von Ethikräten als Trittbrettfahrer bezeichnet und im Netz als unsolidarisches Pack verunglimpft. Die Inzidenz bei Geimpften, hast Du gesagt, zeige im Vergleich zu der bei Ungeimpften, „dass ein 2G-Modell ein logischer und sinnvoller Weg ist, die Normalität und Existenz vieler Ver­an­stal­te­r:in­nen in unserem Stadtteil größtenteils wieder herzustellen“.

Lieber Oke, Normalität wollen wir doch alle, schnell und umfassend, volle Stadien auch. Aber hier liegst du falsch: Es ist ein Gebot der Logik, dass die Inzidenz in einer Gruppe, die sich testen lassen muss, höher ist als in einer, die darauf verzichten darf. Diesen Unterschied als Argument für die Ausgrenzung von Ungeimpften anzuführen, ist mindestens unredlich.

Es gibt mittlerweile viele Hinweise, dass die Inzidenzen bei gleichem Testumfang ähnlich wären; sogenannte Impfdurchbrüche häufen sich. Es handelt sich ja eh um eine nicht sterile Impfung, die sicherlich ältere und vulnerable Gruppen schützen mag. Aber was sie nicht tut: Übertragungen verhindern.

Glaubst Du, dass es trotzdem geboten ist, eine Gruppe, die gute Gründe haben mag, sich nicht impfen zu lassen, auszusperren? Weil es gerade opportun ist, nicht zuletzt in Kreisen, die St. Pauli zugeneigt sind? Hast Du dabei nicht ein mulmiges Gefühl? Könnte das nicht grundsätzlich falsch sein? Ich finde es falsch. Es spaltet. Es treibt einen Keil in eine ohnehin zerklüftete Gesellschaft. Der Impuls reicht hinein ins Private, in Freundschaften und Beziehungen.

Ich war wohl naiv, ich dachte, St. Pauli würde gegen Sortierversuche aufbegehren. Stattdessen willst Du, lieber Oke, Stadion-Areale schaffen nur für Ungeimpfte. Sonderzonen. Ernsthaft? Ich mag das nicht glauben. Sei herzlich gegrüßt!

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • Einen Bereich für Ungeimpfte einzurichten dürfte das Infektionsgeschehen eher beschleunigen.

    Im Normalfall würde ich das - außer vor Impfstationen - ablehnen. Da es aber offenbar gewollt ist, das Ding jetzt frei laufen zu lassen - nur zu. Dann ist es schneller vorbei.

  • "Es spaltet"

    Die Spalter sind die, die nicht mit an einem Strang ziehen wollen.

    Gibt es keine Masken, fordern sie Masken für alle.

    Gibt es Masken, erfinden sie Erstickungstode durch Masken

    Versucht man mit minimal-invasiven Tests die Infektionen einzudämmen ist das böse.

    Impfung ist böse, und beschränkt die persönliche Freiheit.

    Im Osten gab es mal Impfpflicht - deshalb waren einige Krankheiten dort früher verschwunden als im Westen. Im Westen gab es diese auch - für Pocken. Die war auch erfolgreich: die Pocken sind ausgestorben.

    Eine Krankheit, die gerade Tuberkulose (1.2Mio + 0.4 oder so HIV-Infizierte) als tödlichste Infektionskrankheit weltweit abgelöst hat, ist nur eine harmlose Grippe (wobei eine Grippe nicht harmlos ist, sie wird nur gerne mit harmloseren anderen Atemwegserkrankungen verwechselt).

    Tuberkulose wurde in Europa übrigens durch Röntgen-Reihenuntersuchungen nahezu ausgemerzt - ohne Röntgenbild gab es nichtmal einen Job.

  • Großartiger Text. Vielen Dank, dass Sie Flagge zeigen. Die Kommentare verdeutlichen sehr gut, wie damit in weiten Teilen der Gesellschaft umgegangen wird. Entsetzlich!

  • Wer in der DDR sozialisiert wurde, sich eine gerechte Gesellschaft wünschte und dabei in Opposition zur etablierten Politik stand, der musste bis zum letzten Hemd für die Freiheit des Individuums eintreten.



    Wer zur selben Zeit in der BRD sozialisiert wurde, sich eine gerechte Gesellschaft wünschte und in Opposition zur etablierten Politik stand, kämpfte als ,,68er" für eine bessere GESELLSCHAFT - z.B. nazifrei, gleichberechtigt, chancengerecht, sozial(istisch)...



    Der Artikel zeigt, wie schwer es für ,,Ost'' und ,,West'' ist, einander zu verstehen und zu schätzen. Ausgerechnet die 68er bieten für oppositionelle DDR-Bürger*innen oftmals leider gar kein Identifikationspotentzial. Imaginierte ,,Nachfolgeorganisationen" der ,,68er'' wie St. Pauli bekommen von ihnen keinen Vertrauensvorschuss. Gesucht wird nach der Verletzung der Freiheitsrechte des Einzelnen anstatt zu bedenken, dass in St. Pauli nach Wegen gesucht wird, das Stadionerlebnis für möglichst viele und möglichst gerecht zu ermöglichen. Hier ist in der ,,Nussschale" ganz viel vom Dilemma nach 1989. Wer im ,,Westen'' für eine bessere Gesellschaft eintrat, war für den ,,Osten'' ein linker Spinner. Da musste man sich fernhalten um nicht in einen Rückwärtsstrudel gezogen zu werden... Dadurch wurde auch alles Progressive im Westen gebremst und zurückgeworfen. Wer die Erzählung von den ,,Blühenden Landschaften" von links kritisierte, wusste angeblich nicht, wie gut er/ sie es hatte oder wollte anscheinend Kommunismus für alle. Schmerzhaft zu sehen, wie wenig Überschneidung es zwischen ,,Oppositionellen'' (,,ostsozialisierte TAZ-Autoren'' und ,,St. Pauli'') bis heute gibt. Wenn hier (,,unter Linken") schon kein Schulterschluss möglich ist, keine Sympathie ist, keine wohlwollende Interpretaion der Beschlusslage möglich ist, dann ist die Karre eben sehr verfahren.

  • Diese ganze Diskriminierungs- und Aussortierungsrhetorik funktioniert sowieso nur, wenn man sie nicht zuende denkt. Langfristig gesehen wird es nur zwei Gruppen von Menschen geben: Geimpfte und/oder Genese (und wenn man so morbide sein will noch die Toten). Exposition mit dem Virus ist langfristig unvermeintlich. Deswegen sind Vergleiche mit anderen Arten der Diskriminierung auch irgenwie nur so halbgar. Vor ein paar Monaten war die Lage noch viel schlimmer und da gab es starke Einschränkungen für alle. Jetzt ist die Lage vielleicht mittelschlimm und es gibt leichtere Einschränkungen für alle und teilweise stärkere für diejenige, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind oder dies darstellen. Ist das zu 100% fair? Vielleicht nicht, aber Regelungen aufzuweichen und so mehr Menschen zu gefährden oder für alle zu verschärfen ist es halt auch nicht. Es gibt hier keine perfekten Lösungen und das muss man als bittere Pille für die nächsten paar Monate halt noch schlucken. Alles andere ist ideologisches und/oder realitätsverweigerndes Gerede.

  • Ich kann kaum glauben, diesen Text in der TAZ zu lesen.....lieber Markus Völker, bitte überdenken Deine Worte und sei aktiv in der Pandemiebekämpfung, anstatt sämtliche Querdenker in dieser mir heiligen Zeitung zu bestärken.



    Vielleicht muss 2G nochmal verfeinert werden für Menschen welche aus gesundheitlichen Gründen sich nicht impfen lassen dürfen, aber für alle anderen gibt es keinen Grund dies nicht zu tun!

  • "Glaubst Du, dass es trotzdem geboten ist, eine Gruppe, die gute Gründe haben mag, sich nicht impfen zu lassen, auszusperren?"

    Vielleicht sollte man die "guten Gründe" auch nennen.

    • @Sven Günther:

      es gibt keine

  • Das Abwägen und Auswählen medizinischer Vorsorgmaßnahmen - G3? G2? - wird in die Hände von Clubs, Vereinen. Theatern etc. gelegt, die dazu betriebliche bzw. ökonomische Kriterien heranziehen - müssen.

    Was genau ist daran gut?

    Die Einführung der Denke, dass imunologische Entscheidungen nun doch ökonomischen Erwägungen untergeordnet werden - müssen/dürfen?



    Die Verlagerung der Entscheidung in die Händen von Betrieben, die egoistisch handeln - müssen?



    Die Ausgrenzung von Menschen statt Viren?



    Die Vorverurteilung Ungeimpfter als besonders gefährlicher Virusüberträger*innen?



    Die Ausgrenzung als Anreiz, sich impfen zu lassen?



    Die Entsolidarisierung, wo es ein Wir vs. Virus braucht?



    Das Ankurbeln der Polarisierung, nach der Ungeimpfte Querdenker*innen sind?

    Welches Problem wird eigentlich mit 2G gelöst?

    Wenn die Einschätzungen stimmen und es mit Delta in absehbarer Zeit viele Ungeimpfte treffen wird, die an Corona erkranken (und das ist Sch...), dann sind das doch dann absehbar Genesene (oder Tote). Nein, das ist keine zynisch lockerabzuwartende Entwicklung.

    Aber rechtfertigt sie die Probleme, die G2 neu und langfristig hervorruft?

    Ich würde hier nicht zuerst den Verein in den Blick nehmen. Und schon garnicht einen einzelnen Kopf dort.

    Hier ist der politische Beschluss zur Möglichkeit von G2 einfach nur ein grausamer Schritt in Richtung Spaltung, Selbstentmachtung und Überordnung betrieblicher Interessen über gesellschaftspolitische Interessen.

    • @Malkah:

      "Die Vorverurteilung Ungeimpfter als besonders gefährlicher Virusüberträger*innen?"

      Entschuldigung, aber ist das ernst gemeint? Die Tatsache, dass Ungeimpfte das Virus besonders stark übertragen hat doch nichts mit Vorverurteilung zu tun - das ist eine wissenschaftliche Erkenntnis (übrigens lange vor Corona). Natürlich treibt das 2G-Konzept leider auch Spaltungen voran, aber wir können deshalb doch nicht ernsthaft auf notwendige Maßnahmen verzichten, im Sinne von "hauptsache jeder darf, wie er/sie will, das ist uns unsere Gesundheit wert". Natürlich geht es nicht um Bestrafung oder Ausgrenzung, es ist ganz schlicht eine Notwendigkeit, Regeln zu schaffen, die einerseits den wirtschaftlichen Fortbestand zahlreicher Gesellschaftsbereiche zu ermöglichen und zum anderen bei der Bekämpfung und Eindämmung dieser Pandemie helfen. Ich finde die Haltung von Impfgegnern (also nicht jenen, die es wollen, aber nicht können) jedenfalls unsolidarisch. Es ist doch wohl klar, dass die aktuelle Situation Einschränkungen für alle bedeutet. Zukünftig werden Ungeimpfte zwangsläufig mit mehr Einschränkungen zu rechnen haben, als Geimpfte und Genesene. Was wäre denn die Alternative?

  • Danke Herr Völker für diesen Text, der ja wie oft viel Häme und Schlaumeier auf den Plan ruft.



    Ich hab da mal ne Verständnisfrage zu 2G: Wenn also im Restaurant oder Stadion nur Geimpfte und Genesene Menschen sitzen, und diese dann sicher sind und keinen Abstand mehr einhalten müssen, (weil sie ja immunisiert sind)



    was befürchten sie dann, wenn ein ungeimpfter Mensch dazu kommt? sie sind doch sicher. oder nicht? dann sind sie doch auch ohne die ungeimpfte Person ein Risiko füreinander, oder nicht? kann mir das jmd erklären, bitte

    • @susonne:

      Man möchte vermeiden, dass die Krankenhäuser wieder volllaufen - was sie tun werden. Mit Ungeimpften.

      Kinder-Intensivstationen gibt es übrigens deutlich seltener als Erwachsenen-Intensiv.

      Und Low-Risk isn't No-Risk!



      Ob die Stationen reichen werden, wird man erst im Winter wissen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @susonne:

      Kann ich. Man möchte halt keinen Ungeimpften infizieren. Als Geimpfter kann man Corona bekommen, nur nicht so arg dolle und nicht so leicht. Für den Ungeimpften ist das wie im Kino, wenn ein Horrorfilm läuft und er erst sechs Jahre ist.

  • Natürlich möchte Herr Göttlich sein Stadion gerne ausverkauft sehen und nicht nur halb.



    Und da auch der FCSP ein Verein mit Gewinnorientierung ist, was gern vergessen wird, gilt:



    2G = 2Geld



    Aber lustiger Versuch einem Geldfuzzi mit Moral zu kommen. :)

    • @Spider J.:

      St. Pauli muss schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb einigermaßen wieder voll bekommen.



      In der letzten Saison wurde ein Verlust erwirtschaftet.

      www.ndr.de/sport/f...t,stpauli7088.html

      Jedes Geisterspiel hat St. Pauli knapp eine 3/4 Millionen gekostet. Mit schwacher Zuschauerauslastung ist kein Verein der 2. Liga überlebensfähig...

  • "Normalerweise würde ja eine Fiebermessung reichen..."

    Eigentlich hätte ich hier schon aufhören können weiterzulesen.

    Das ist einfach Unfug.

  • Der Schlaumeier, der diesen stilistisch unsäglichen Text geschrieben hat, hat maximal aus Versehen und teils Recht. Aber zu behaupten, eine Impfung vermindere die Übertragung NICHT, wenn weder das eine noch fas Gegenteil erforscht ist - solche "Journalisten", dachte ich, hätten in der TAZ nichts verloren.

    RKI:

    "In welchem Maß die Impfung darüber hinaus die Übertragung des Virus weiter reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden.

    In der Summe ist das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert."

  • merkwürdiger Kommentar. Jede Aussage lässt sich widerlegen, die Begründungen und Anschuldigungen sind absurd. Dann doch lieber weiter Sport kommentieren ...

  • "Glaubst Du, dass es trotzdem geboten ist, eine Gruppe, die gute Gründe haben mag, sich nicht impfen zu lassen, auszusperren?"

    Es gibt keine "guten Gründe" sich nicht impfen zu lassen. Deswegen ist der Rest des Textes auch Unfug.

    • @Danedream:

      Schon mal was von Spritzenphobie gehört? Das ist wie andere Angststörungen nichts, was mensch sich einfach ausreden lässt. Gibt sogar Arztphobie, die zwanglosen Impfgelegenheiten im Zelt oder gleich unter freien Himmel sind großteils wieder verschwunden. Für manche Menschen stehen weltanschauliche Gründe dagegen, auch nicht immer was, das man sich aussucht, sofern du grundsätzlich an freien Willen glauben kannst, im Elternhaus sicherlich nicht. Gute Gründe können sich auch individueller erklären, schlechte Erfahrungen, Verdacht auf Kontraindikationen, oder tatsächlich ökonomische Rechnung, etwa eines selbstversorgenden Waldanwohners, der lieber vor'm Kamin liest, auch wenn das hier rausfiele. Ich glaub nicht, dass deine Fantasie, Menschenkenntnis oder psychologische Expertise ausschlaggebend sein kann für Fug oder Unfug dieser Bedenken, eine herausgepickte Aussage noch weniger. Wie ich das verstehe, geht es dem Autor auch nicht so sehr um peinliche Unantastbarkeit im Detail, sondern gerade auch um den Blick darüber hinweg, über den Tellerrand, das heißt zur Erinnerung vor allem auch all der Unsicherheiten, mit denen wir's hier immer noch zu tun haben. Quantenphysik ist heute tausendmal besser verstanden als dieses Virus, von all seinen Verschränkungen und Folgen gar nicht zu reden. Das große Ganze fällt nicht im Detail und es kann sehr wohl beunruhigen. Die furchtbarsten Entgleisungen begannen mit besten Intentionen, fast alle. In diesem Kontext wäre schon so eine Art Verfallsdatum, also auch Perspektive, mal eine Beruhigung an sich. Wie lange soll das gehen? Covid wird bleiben.

      • @Tanz in den Mai:

        wer eine phobie hat sollte lieber zum therapeuten als zum fussball gehen

      • @Tanz in den Mai:

        Mit so einer Spritzenphobie wirds auf der Intensivstation auch nicht lustig. Manchmal muss man zwischen zwei Optionen entscheiden, die einem beide nicht gefallen und dann den Weg des geringeren Übels wählen. Eine meiner Freundinnen hat so eine Phobie und hat sich trotzdem Impfen lassen. Früher oder später erreicht einen Corona so oder so – und dann kann so eine Impfung ein großer Vorteil sein. Wers nicht glaubt, kann sich gern das große Drama in den US-Südstaaten anschauen – oder noch 2 Monate warten, dann kann er das Drama auch hier haben.

        Ich bin stutzig geworden, als FoxNews anfing, für die Impfung zu werben – nach einem Treffen im Weißen Haus.

        Kann ja jeder machen, wie er will – nur sich dann bitte nicht hinterher beschweren und sagen, er hätte es nicht gewusst.

        Phobien machen einem das Leben schwer, aber ist ja nicht so, dass man da nix machen kann.

      • @Tanz in den Mai:

        Eine richtige Spritzenphobie ist eben ein medizinischer Grund, sich nicht impfen zu lassen.

        Würde ich darunter leiden, wäre ich auf alle anderen, die sich wegen Bullshit nicht impfen lassen wollen, umso mehr sauer, denn das beeintricht dann eben meinen Schutz wegen fehlender Herdenimmunität.

        Die dafür nötige Solidarität kündigen doch diejenigen auf, die sich sonst nicht impfen lassen wollen, nicht diejenigen, die sich nicht impfen lassen können!

  • > Gesunde sind raus, also gesunde Ungeimpfte. Sie können nicht mal mehr per Test den Nachweis erbringen, dass sie gesund sind und dann auf Einlass hoffen.

    Das ist mal wieder das Schwarz-Weiss-Denken, das hier so viel Probleme macht und zu unnötiger Polarisierung führt: Leute mit negativem Test sind nur wahrscheinlich nicht infizierte, aber es gibt eben auch falsch negative Tests.

    Dazu kommt: Das "gesund" ist Hoffnung aber keine sichere Tatsache. Das klingt, Pardon, mehr als nur ein bisschen wie die Kontaktanzeigen von Swingern zu Anfangszeiten der HIV Pandemie, als alle beteuerten garantiert "sauber" zu sein und deswegen keine Kondome zu brauchen.

    Und ein in Wirklichkeit eben nicht gesunder kann bei engem Kontakt in Innenräumen Dutzende andere ohne Immunschutz anstecken.

    > "Es gibt mittlerweile viele Hinweise, dass die Inzidenzen bei gleichem Testumfang ähnlich wären; sogenannte Impfdurchbrüche häufen sich."

    Das scheint mir so ganz und gar nicht den bekannten Fakten zu entsprechen. Es gibt in der Tat Impfdurchbrüche, wenn die Impfung länger zurück liegt. Aber: das Risiko von Infektionen ist bei Menschen mit Impfung insgesamt sehr viel niedriger. Auch da das Immunsystem der Leute mit Impfung eine Infektion im Rachen messbar schneller eliminiert.

    Und was ist die Alternative? Die Leute mit Impfung sollen zu Hause bleiben und sich einschränken weil sie angeblich eine besondere Gefahr für die Ungeimpften sind? Das ist doch hirnrissig.

    Und, es stimmt eben auch nicht, dass das Verhalten der Leute die sich nicht impfen lassen wollen, deren Privatproblem ist. Jeder kann einen Verkehrsunfall haben, jeder hat Verwandte die z.B. einen Herzinfarkt erleiden können. Die Plätze auf den Intensivstationen werden für die gebraucht, nicht für Leute die sich bewusst Gefahren aussetzen. Wer keine Impfung haben will, schön, aber man kann ja nicht verlangen, dass deswegen noch mehr andere Menschen sterben. Also hat die Entscheidung gegen eine Impfung auch Konsequenzen.

  • Für den Satz "Es gibt mittlerweile viele Hinweise, dass die Inzidenzen bei gleichem Testumfang ähnlich wären" hätte ich gerne einen Beleg. Das würde bedeuten, dass die Impfung bzgl. Inzidenz keine (!) Wirkung hat. (Gegen schwere Verläufe natürlich schon, das wird hier nicht bestritten.) Sowas habe ich bisher nur in den Foren von querdenkenden Schwurblern (solche, die halt nicht geradeaus denken können) gelesen.



    Dies ist eins von exakt zwei Argumenten des Autors gegen 2G. Das zweite ist, es spaltet. Das ist sicher korrekt und auch wichtig, so ist auch die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von 2G richtig. Aber bitte mit belastbaren Zahlen.

  • Wenn man sich die Krawalle im Fußball der letzten Wochen ansieht, muss ich gestehen, dass ich Fußballspiele ohne Zuschauer einfach besser finde. Aber ich bin auch kein vereinsabhängiger Fanatiker.