Neuer Grünen-Wahlspot: Kein grüner Land
Mit ihrem neuen Wahlspot haben die Grünen ihren Gegner:innen eine überraschende Vorlage hingelegt. Unsere Autorin hat den Song frei interpretiert.
Kein schöner Land in dieser Zeit
Als das mit Grünen weit und breit
Wo sie schön singen
Und peinlich klingen
Zu jeder Zeit
Da haben sie so manche Leut’
Vertrieben von der Urne heut’
Und es nicht verstehen
Es schlicht nicht sehen
Zur Wahlkampfzeit
Allein die Umfragen sind im Tal
Protestgeschrei kommt hundertmal
Die anderen sind voll gemein
Der eigene Fehler kann’s nicht sein
Das wär’ fatal
Nun, Klima, eine gute Nacht
Doch keine Sorge, Baerbock wacht!
Noch zu gewinnen
Will sie erringen
Doch Scholz der lacht
Grüne wissen, sie haben’s verkackt
Den andren Partei’n die Sonne lacht
Damit zu leben ist grünes Streben
Das ist beknackt
Kein heißer Land in kurzer Zeit
Ohne Klimapolitik weit und breit
Doch grüne Stimmen
so schön erklingen
zur Abendzeit
Baerbock wartet auf ihre Stund’
Sie beraten in banger Rund’
und taten singen
so schräg sie klingen
am Abgrund
Die Wähler in einem sind vereint
’nem grünen Manne die Sonne scheint
Der darf’s nicht werden
nicht hier auf Erden
und Habeck weint
Nun, Grüne, gebt ein wenig Acht
Die Oppositionsbank ist wie gemacht
für grüne Lieder
immer wieder
wird es vollbracht
Und jetzt alle:
Kein schöner Land in dieser Zeit
Als das mit Groko weit und breit
Leser*innenkommentare
Ataraxia
Klingt nach enttäuschter Liebe. Geht mir aber genauso. Vermutlich geht es uns gar nicht zuerst um eine Partei, sondern um die Einsicht, dass gerade global die Kipp-Punkte so mächtig ausschlagen, dass es bald für menschlichen Einfluss zu spät ist (ganz davon zu schweigen, dass "wir" seit 1970 sechzig Prozent aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien auf diesem Planeten ausgelöscht haben).
Dass also Leute mit einer überzeugenden grünen Agenda jetzt gewählt werden m ü s s en, auch wenn sie Politik längst nicht so gut können wie wir, ihre perfekten Kritiker es erwarten (in einer indirekten Demokratie wird Verantwortung delegiert).
Aber was ist passiert? Meiner Ansicht findet eine gigantische Verdrängung statt, wie sie für Krisenzeiten typisch ist. 80% wissen und sagen, dass beim Klima viel mehr getan werden muss. Das sagt der Kopf, aber der Geist, die Psyche ist ermüdet, in Schockstarre
angesichts der vielen Krisen, die wir erleben und zu verarbeiten haben.
Wir reagieren unterschiedlich. Manche halten sich über Wasser, manche verfallen in Depression, andere in Gretas "Panik", aber Verdrängung ist die eingebaute Voreinstellung. Vielleicht auch, weil der Einzelne nur einer von 7 Milliarden seiner Art ist, beim Klima gibts kein Schulterklopfen von mother nature.
Beim eigenen Singen bin ich längst in der absoluten Stille angelangt:
Wir haben es vergeigt, wir sind längst zu spät dran. Wer in den vielen Jahrzehnten seit "Global 2000" nicht einmal das Kerosin besteuert hat, wird jetzt nicht die notwendige, tiefgreifende Umkehr schaffen. Homo Sapiens an sich ist in diesem Universum eine Randerscheinung. Warum sollte er wichtiger sein als jene von uns vergifteten, missachteten, geschlachteten und letztlich ausgerotteten anderen Lebewesen? In der Anerkennung dieses totalen Kontrollverlusts, der absoluten Dämlichkeit & Herrlichkeit meiner Gattung, mache ich trotzdem mein bescheidenes Kreuz dort, wo es hingehört.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
@Ataraxia "Dass also Leute mit einer überzeugenden grünen Agenda jetzt gewählt werden m ü s s en, auch wenn sie Politik längst nicht so gut können wie wir,"
Die grüne Agenda von B90/Die Grünen bedeutet Energiewende und Wirtschaftstransformation. Beides mit Wachstum ohne Ende. Und Frau A.B. will der Industrie die Transformationskosten komplett bezahlen. Hat sie gesagt. In ihrer Vorstellungsrede auf dem Wahlparteitag ihres Vereins.
"Kein schöner Land in dieser Zeit
für Subventionen weit und breit
Dadurch verschwinden
die Menschensünden
auf Ewigkeit..."
(am Versmaß sollte Silke Mertins noch arbeiten.)
sollndas
@Ataraxia "Dass also Leute mit einer überzeugenden grünen Agenda jetzt gewählt werden m ü s s en..."
Wenn es diese Leute denn gäbe. Leider sehe ich bei denen, die zur Wahl stehen, niemanden, der eine überzeugende grüne Agenda hat.
mowgli
Das holpert ganz schön. Nicht nur in Sachen Rhythmus.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
@mowgli Wer das Versmaß so versaut
und sich damit ins Fernseh'n traut,
kann niemals eine Wahl gewinnen....
Stefan P.
Ich habe es aufgegeben, in der Politik nach irgendwelchen Heilsbringern zu suchen und wähle einfach die Partei, die meinen politischen Vorstellung am nächsten kommt. Und auch das Bauchgefühl sagt mir: Wir brauchen dringend einen Neustart, und der geht nur mit einer starken grünen Kraft. Baerbock mag wenig Regierungserfahrung ins Kanzleramt mitbringen, aber den Laden mal aufräumen könnte sie, ganz sicher.
Balder
@Stefan P. Wenn für die Grünen Klimaschutz das wichtigste wäre, dann hätten Sie zu diesem Zeitpunkt ihr Programm zur Wahl gestellt und kein Kandidatur für das Kanzleramt. Oder wenn die CDU keine starken Kandidaten hat und die SPD als Partei schwach ist, die am meisten durch Regierungserfahrung, Bildung, Intellekt und Charakter geeignete Person. Auch wenn das aktuell mal ein Mann ist. Nicht Klimaschutz sondern die Grüne Ideologie war aber wichtiger. Regierungserfahrung und -erfolge unwichtig? Bildung und Intellekt unwichtig? Charakter, etwa den Mitbewerber nicht herabwürdigen? Eine Kandidatenwahl mit deutlichen Mehrheiten demokratisch respektieren? Alles unwichtig aus Sicht der Grünen. Da ich aber keine Klöckner als Bundeskanzlerin will, Frau allein reicht offensichtlich nicht, ist für mich eine Stimmabgabe undenkbar.
Ataraxia
@Balder Ich halte es ähnlich wie Stefan P. mit den Heilserwartungen. Im übrigen wäre jede abgegebene Stimme der (meisten) Foristen hier auch eine gegen Rechts.
Statt der Suche nach einer "Super-Lena" ziehe ich die Debatte über Alternativen zum Auto vor. Ich bin für eine Diktatur der Biologie ab morgen früh (solange Nutella erst 2035 abgeschafft wird).
Manchmal stimme ich auch für eine besonders glaubwürdigen Person einer Partei, die ich selten wähle. Für den Verrat der "Ortskräfte" und der Arbeit der Soldaten in Afghanistan ist eindeutig die GroKo samt Ministern verantwortlich. Vertreter der DL21 in der SPD wie Hilde Mattheis
wären für mich hingegen wählbar.
Balder
@Stefan P. Meinen Sie die Ministerialverwaltung mit grünen Politikwissenschaftlern und Soziologen fluten wie in Ba-Wü tausendfach und in RLP hundertfach? Aber wieviele Windräder wurden in beiden Ländern gebaut in den letzten 10 Jahren? Ach so gut wie keine?
95820 (Profil gelöscht)
Gast
"Herr Otto Kohl fühlt sich wohl am Pol - mit Atomssstrom."
www.youtube.com/watch?v=GdatOIGFgZI