piwik no script img

Kay Nerstheimer verliert WaffenerlaubnisNPD-Mitglied darf nicht ballern

Kay Nerstheimer musste nach Informationen der taz seine Schusswaffen abgeben. Der Ex-AfD-Abgeordnete klagt gegen den Verlust der Erlaubnis.

Musste seine Waffen abgeben: Shopping-Rezensent Kay Nerstheimer (NPD) Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin taz | Dem Mitglied des Abgeordnentenhauses Kay Nerstheimer (NPD) wurde die Waffenbesitzkarte entzogen. Nach taz-Informationen aus Sicherheitskreisen sind die waffenrechtlichen Erlaubnisse des 56-Jährigen widerrufen worden. Allerdings klagt Nerstheimer aktuell noch gegen den Verlust seiner Waffenerlaubnis. Das Verwaltungsgericht bestätigte der taz ein entsprechendes Verfahren, das „vor einigen Monaten“ eingeleitet wurde. Allerdings geht das Gericht davon aus, dass das Verfahren bis zu 14 Monate dauern könne.

Die taz hatte Anfang des Jahres recherchiert, dass das NPD-Mitglied offenbar mehrere Waffen besitzt – obwohl Nerstheimer dies als Mitglied einer extrem rechten Partei eigentlich nicht dürfte. Nach Gesetzeslage musste Nerstheimer nach dem erfolgreichen Widerrufsverfahren innerhalb einer sachgerechten Frist seine Waffen „dauerhaft unbrauchbar“ machen oder sie an jemanden mit entsprechender Erlaubnis übergeben. Ebenso ist es zulässig, die Waffen an eine Behörde zu über­geben. Eine Klage gegen den Entzug der Waffenerlaubnis hat keine aufschiebende Wirkung. Nerstheimer dürfte also mittlerweile entwaffnet sein.

Bekannt geworden war dessen Waffenbesitz, weil der Abgeordnete unter Klarnamen „Nerstheimer“ Waffenzubehör bei Amazon gekauft und in Shoppingrezensionen über seine Waffen geschrieben hat. Demnach besaß er eine MP 40, die Standard-Maschinenpistole der Wehrmacht, und eine CZ 75 B, eine Handfeuerwaffe des Hersellers Česka. Das Nerstheimer tatsächlich über Waffen verfügte, erhärtete eine weitere Shoppingrezension auf einem Waffenportal, diesmal verfasst unter dem Namen „Mitglied Des Abgeordnenthause N. aus Berlin“ (Fehler im Original). Darin schrieb er, die besagte Česka sei „eine Augenweide“.

2020 zur NPD übergelaufen

Die taz erfuhr daraufhin, dass Nerstheimer über eine Waffenbesitzkarte verfüge. Ebenso lief Anfang des Jahres bereits ein Prüfverfahren mit dem Ziel, ihm die Schusswaffen zu entziehen. Als Mitglied einer verfassungsfeindlichen Partei wie der NPD darf Nerstheimer laut Waffengesetz keine Waffen besitzen. Nach dem Bekanntwerden von Nerstheimers Waffenbesitz hatten mehrere Abgeordnete umgehend eine Prüfung gefordert, darunter der Grüne Innenpolitiker Benedikt Lux und der FDP-Fraktionsvorsitzende Sebastian Czaja.

Nerstheimer war 2016 als AfD-Abgeordneter für Lichtenberg ins Parlament eingezogen. Allerdings wurde er gar nicht erst Fraktionsmitglied, weil kurz nach der Wahl bekannt wurde, dass er 2012 eine bewaffnete extrem rechte Miliz gründen wollte und angab, „Division Leader“ der vom Geheimdienst beobachteten militanten „German Defence League“ zu sein. Zudem wurde er 2018 wegen Volksverhetzung verurteilt. Anfang 2020 folgte der Parteiausschluss bei der AfD, bis er im November 2020 schließlich zum Original, der NPD, überlief.

Das rechtsextreme Weltbild Nerstheimers ließ sich auch aus anderen umfangreichen Shoppingrezensionen herauslesen. Im Kommentarbereich von Amazon bestritt er etwa die Gültigkeit des Grundgesetzes und glorifizierte die Wehrmacht.

Korrektur, 13. Juli 2021: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, Nerstheimer habe seinen Waffenschein abgeben müssen. Tatsächlich dürfte es sich vielmehr um eine Waffenbesitzkarte gehandelt haben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "Anfang 2020 folgte der Parteiausschluss bei der AfD, bis er im November 2020 schließlich zum Original, der NPD, überlief."



    Der ist gut.

  • Schräg.... Schräger.... Mitglied im Abgeordnetenhaus....

    Berlin...Berlin

  • Mitglied des Abgeordnetenhauses seit 27. Oktober 2016.



    www.parlament-berl...etenentschaedigung



    So sitzt er fröhlich weiter in der letzten Reihe.



    Von der POS bis heute. Gut durchgekommen. Alles" RICHTIG" gemacht.