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Büchel: Protest an der Airbase

Zum 10. Mal rufen Atomgeg­ne­rIn­nen zu kreativem Widerstand gegen die US-Bomben auf

Foto: privat

Inga Blum arbeitet als Ärztin und Neurologin in Hamburg. Sie hat das Anti-Atomwaffen-Camp in Büchel in diesem Jahr mit vorbereitet.

Im Eifeldorf Büchel in Rheinland-Pfalz protestieren in dieser Woche Ak­ti­vis­tIn­nen der Internationalen Kampagne ICAN mit einem Zeltcamp gegen die weltweite Verbreitung von Atomwaffen. Sie fordern unter anderem den Abzug der dort stationierten rund 20 Atomsprengsätze der NATO, von denen jedem die 130-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe zugeschrieben wird. Die Hamburger Ärztin und Neurologin Inga Blum hat das Camp mit vorbereitet.

taz: Frau Blum, gegen wen vor allem richtet sich Ihr Protest?

Inga Blum: Er richtet sich in erster Linie gegen die deutsche Bundesregierung mit der Forderung, dass die endlich für den Abzug dieser Atomwaffen aus Büchel sorgen soll. Es gibt verschieden Verträge, nach denen es gar nicht legal ist, dass in Deutschland Atomwaffen gelagert werden. Es gibt auch andere NATO-Länder, aus denen die Atomwaffen abgezogen wurden. In Kanada hat der damalige Premier Pierre Trudeau dafür gesorgt. Griechenland hat das Problem gelöst, indem die Regierung keine neuen Trägersysteme für solche Waffen eingekauft hat. Die Bundesregierung hat also Optionen. Stattdessen ist für 2022 der Austausch der Bomben in der Eifel gegen modernere Systeme geplant.

Sie haben das Programm für das diesjährige Camp mit vorbereitet. Was sind die Höhepunkte?

Neben klassischen Protestaktionen mit Transparenten, die wir vor Ort basteln werden, ein Theaterschwerpunkt. Es kommen Sachiko Hara vom Hamburger Schauspielhaus und die Professorin Janina Audick von der Berliner Universität der Künste mit einer Gruppe ihrer Studierenden. Sie werden mit allen TeilnehmerInnen eine Performance erarbeiten, die am Samstag öffentlich aufgeführt wird.

Sie selbst leiten einen Workshop. Was wollen Sie da erarbeiten?

In meinem Workshop geht es darum, wie der Atomwaffenverbotsvertrag die nukleare Abschreckung entkräftet. Denn es ist ja ein Mythos, dass Atomwaffen auf irgendeine Weise Sicherheit bringen.

Sie sind zum zehnten Mal dabei. Wie reagieren die Menschen in der Nachbarschaft des Fliegerhorsts? Viele befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen, falls das Militär abzieht.

Es ist schwierig, Flächen für unsere Aktionen zu buchen. Wir haben erst am Freitag die Genehmigung bekommen, dass unsere Demonstration neben dem Haupttor der Airbase stattfinden kann. Viele Flächen wurden eingezäunt oder zu Naturschutzwiesen erklärt.

Was ist die spezielle Stimmung in den Büchel-Camps?

Das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Sie lebt von den TeilnehmerInnen. Es geht darum, das Leben und die Freude gegen das Grauen und die Massenvernichtungswaffen hinter dem Zaun darzustellen. Wir haben schon 140 Anmeldungen, obwohl lange nicht klar war, ob das Camp in diesem Jahr stattfinden kann. Interview:

Christoph Schmidt-Lunau