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Gutachten zu LohnnebenkostenDas alte Schreckgespenst

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Wenn steigende Sozialbeiträge drohen, ist klar: Debatten um soziale Kürzungen kommen. Die Frage ist, was wir aus den letzten Sparrunden gelernt haben.

Man muss über Verteilung und die Generationenfrage reden Foto: Imago

D as Leben ist ein Kreislauf, das wissen nicht nur Buddhisten, sondern auch SozialpolitikerInnen. Alles wandelt sich, etwas Neues kommt – und manchmal sieht das Neue dann doch wieder aus wie das Alte. Ein neues Gutachten des Prognos-Instituts im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) warnt vor steigenden Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen, wenn die Sozialleistungen nicht „reformiert“ werden, wie es immer so schön heißt.

Die Beitragssätze zu den Sozialversicherungen drohen bis zum Jahre 2040 auf 46 Prozent des Bruttolohns zu steigen, hat das Institut errechnet. Das sind rund 6 Prozentpunkte mehr als der aktuelle Wert. Die Hälfte davon tragen bekanntlich die Arbeitgeber.

Nicht nur die Alterung der Gesellschaft und die Folgen der Coronapandemie verursachten diese höheren Kosten, auch falsche oder fehlende Reformen der Bundesregierung seien daran schuld, sagen die ForscherInnen. Sie fordern zum Beispiel, die Renten stärker an die Lohnentwicklung anzupassen und sie nicht davon abzukoppeln, wie das während der Coronapandemie mit der Kurzarbeit der Fall war.

Die Warnungen vor steigenden Lohnnebenkosten waren nach der Jahrtausendwende der Anlass gewesen für diverse Sparrunden und Sparpakete unter einer rot-grünen Regierung. Es gab Kürzungen und Umschichtungen bei den Krankenkassenleistungen, das Renteneintrittsalter wurde erhöht, die Arbeitslosenhilfe abgeschafft und durch Hartz IV ersetzt.

Spätfolge der Wiedervereinigung

Man hatte den hohen Lohnnebenkosten eine Mitschuld gegeben an der Massenarbeitslosigkeit, die aber auch eine Spätfolge der Wiedervereinigung gewesen war.

Das neue Papier der arbeitgebernahen Initiative ist ein Warnschuss: Debatten über soziale Kürzungen werden wieder kommen. Es wird wieder heißen, die Unternehmen müssten entlastet werden. Natürlich muss man über Verteilung und die Generationenfrage reden. Die interessante Frage aber ist, welche Fehler aus den Sparrunden der Vergangenheit man künftig nicht noch einmal machen sollte.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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5 Kommentare

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  • Wir brauchen mehr Solidarität.



    Es kann nicht sein das Priviligierte wie Beamte und Selbstständige sich vor der Finanzierung unserer gemeinsamen, solidarischen Arbeitslosen- , Kranken- & Rentenversicherung drücken können.

    Ein Solidaritätsbeitrag von 35.4% auf das Einkommen von Beamten und Selbstständigen wäre richtig und wichtig!

    • @Alreech:

      Die Rechnung, welche den 35,4 % zugrunde liegen, wäre interessant.

      Auch vor dem Hintergrund der Aspekte der Beamtenbesoldung, wie bspw. der geringeren Bruttoentlohnung eines Beamten im Vergleich zu einem Angestellten eben aufgrund nicht zu leistender Sozialbeiträge.

      So einfach wie "Alle Beamten können ja auch in die Rentenversicherung einzahlen" ist es nicht.

  • Schaunmer doch mal & a gähn a gähn bei Old Conny nach! Gelle!

    de.wikipedia.org/wiki/Rentenreform_1957



    &! Däh - Die Reform wurde mit den Stimmen der Regierungskoalition von CDU/CSU, der Freien Volkspartei (FVP), dem Gesamtdeutschen Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) und der oppositionellen SPD gegen die Stimmen der FDP angenommen. Neben Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard enthielt sich auch die überwiegende Zahl der Abgeordneten der ebenfalls der Regierungskoalition angehörenden Deutschen Partei (DP).“ Get it? Fein



    www.bundestag.de/d...entenreform-488538



    Die Zigarre “Das kann die Wirtschaft nicht tragen!“



    Ol Conny - der die Wahl gewinnen wollte “Kinder kriegen die Leute immer!“



    & btw - der alte Fuchs - abgefeimt / gern auch unfair => Herr Herbert Frahm



    www.konrad-adenaue...parteien/wahlkampf



    & die Ungleichen - der eine schwarz - der andre gut bräunlich -



    www.ludwig-erhard....ard-und-der-markt/

    • @Lowandorder:

      & Sorry - I forgot - taz von einst!!!



      “ Rentenexperte Otto Teufel



      : Einer schuftet im Augiasstall



      Der Bruder von Fritz Teufel ist einer der versiertesten, kritischsten Rentenexperten Deutschlands. Seit 30 Jahren kämpft er gegen die Rechentricks der Rentengesetzgebung.“ von Gabriele Goettle (- 💐-;)



      taz.de/Rentenexper...o-Teufel/!5127666/



      & Däh! SPezialsDemokrat - 🤑 -



      “ "Wir werden die Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen." Altbundeskanzler G. Schröder (SPD)



      “Gib mir mal‘n Bier!“ Ja Gerd - so hamer dich schon früh gekannt - Gedöns frauenfeindlicher Großkotz. Die Folgen sind bekannt - GazProm-Gerd auch! 👹



      Klassenverräter •

  • INSM kannste den Hasen geben. Das ist die Lobby der Habenden.

    Pro tip: bloss weil jemand einen weissen Kittel trägt ist das kein Wissenschaftler. Das wissen wir schon seit der Waschmittelwerbung der Neunzehnhundertsiebziger.