Mehr Männer in Elternzeit: Die Zahl der Woche
Anlässlich des Vatertags gibt es steigende Zahlen von Männern, die Elternzeit und -geld in Anspruch nehmen. Das Ausbaupotenzial ist aber hoch.
berraschung! Die Männerquote steigt! Das Statistische Bundesamt macht daraus aktuell sogar seine „Zahl der Woche“. Vergesst das „Tor des Monats“! Und von wegen Dunkeldeutschland: Sachsen liegt im Ranking aller Bundesländern mit 30 Prozent so was von ganz vorn. Leider liegen das kleine Saarland und Bremen auf den letzten Plätzen. Jetzt bitte bloß keine ARD-Vergleiche.
„Windeln wechseln statt Job – zumindest eine Zeit lang? Was für viele Väter früherer Generationen noch undenkbar war, haben hierzulande 462.300 Väter im Jahr 2020 bewusst gewählt – und Elterngeld bezogen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Vatertags mitteilt, war jeder vierte Elterngeldbeziehende (25 Prozent) im vergangenen Jahr männlich – im Jahr 2015 war es noch jeder fünfte (21 Prozent).“
Da ist Statistik mal schön und keiner kennt sie. Ist beim Anspruch der Väter in Sachen Elterngeld ähnlich. Laut einer Allensbach-Umfrage machen ja auch deshalb weniger Männer Elternzeit, weil sie schlicht nicht wissen, dass so was möglich ist.
„Kennst Du bekannte Beispiele aus den Medien, die in Elternzeit sind?“ fragt die Mitbewohnerin. Wir denken lange nach und fragen schließlich das Internet. Aber Google spuckt nix aus. Und auch die Medien berichten nicht viel darüber.
Die Väterzeit-Quote
Wie soll sich da eine 50:50 Quote in unserer gesellschaftlichen Mitte breitmachen können? Halt, die Mitbewohnerin hat eine entsprechende Nachricht im ARD-Teletext gefunden. Oder heißt das schon ARD-Telexa? Jedenfalls gibt es das noch. Die Mitbewohnerin und der Videotext sind übrigens quasi gleich alt und vor allem krisenfest. Beide haben Mut zur Lücke und bringen’ s auf den Punkt. Der Telexet hatte schon 920 Zeichen, da war Twitter mit seinen früher 140 nicht mal erfunden.
Über den Telexet läuft in der ARD auch viel in Sachen Barrierefreiheit. Die Tafel 150 liefert verlässlich Untertitel für „gehörlose und schwerhörige Zuschauerinnen und Zuschauer“. Okay, an der Formulierung darf noch gearbeitet werden. 2012 waren so gerade mal 49 Prozent der Sendungen im Ersten barrierefrei. 2020 waren es schon 98 Prozent. Wenn die Väterzeit-Quote mit dieser Entwicklung mithält, sind wir also in acht Jahren da, wo wir gestern schon sein wollten.
„Nicht zuletzt sind Untertitel überall da nützlich, wo Fernsehen nicht mit Ton geschaut werden kann“, so die ARD-Festschrift zu 40 Jahre Teletext. Das sei zum Beispiel in der U-Bahn der Fall, in einer lauten Bar „oder zu Hause, wenn das Baby schläft“. Sagen wir doch! Herzlichen Glückwunsch zum Vatertag. Denn das Leben ist kein Videotext.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!