Ausbildungsplätze und Corona: Sondersituation für die Jugend
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist kritisch, auch wegen Corona. In der IT-Branche gibt’s noch Chancen.
Dieses Ergebnis kann man als Indiz dafür nehmen, wie die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Coronazeiten aussieht. Welche Berufswünsche liegen augenblicklich eher neben der Realität, welche Stellen werden stark angeboten? Wie sieht es mit dem Stellenangebot für Veranstaltungskaufleute aus – also denjenigen, die beispielsweise Konzerte und Theateraufführungen organisieren und vermarkten?
In letzterer Branche ist das Bild eher nicht gut: 60 Stellenangebote für dieses Jahr werden gelistet. Auch hier spiegelt sich die Coronakrise unmittelbar. Die Hotels sind geschlossen oder arbeiten auf Sparflamme. Konzerte vor Publikum gibt es nicht. Den Firmen geht es schlecht. Also verzichten sie lieber auf zusätzliche Auszubildende, die Geld kosten und Arbeit machen.
Wer sich hingegen für eine Ausbildung als Elektroniker:in für Telekom- oder Gebäudetechnik, IT-Expert:in oder Elektroanlagenmonteur:in interessiert, hat viel bessere Chancen. In diesem Bereich wirft die Seite 380 Azubi-Stellen aus. Bei Verkäufer:in sind es über 500, bei Büromanagement (früher hieß das Sekretärin) ebenfalls über 500.
Eine Sondersituation
Schon für das vergangene Jahr bemerkte die IHK eine gespaltene Entwicklung. Da gab es Branchen, die ihre Ausbildungsplätze zwar nicht abschafften, aber doch drastisch reduzierten. Minus 40 Prozent und mehr ergab die Zählung für den Gastro-, Tourismus- und Veranstaltungsbereich. Bei anderen Qualifikationen ging es dagegen aufwärts. Darunter befanden sich Kaufleute für Online-Handel und Versicherungen, Mediengestalter:innen und IT-System-Elektroniker:innen.
Allerdings handelt es sich bei der augenblicklichen Lage um eine Sondersituation. Ab 2022/23 rechne er beispielsweise mit „einem Aufholprozess“ bei den Ausbildungsplätzen in der Hotelbranche, sagte Alexander Schirp, Vizegeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Auch in anderen Fachrichtungen dürfte sich die Erholung bemerkbar machen, wenn die Krise abflaut.
Und die langfristige Perspektive sieht sowieso ziemlich gut aus. Sowohl für Ausbildungs- als auch für akademische Berufe rechnet die IHK mit Fachkräftemangel bis in die 2030er Jahre hinein. Der aktuelle Fachkräftemonitor der Kammer nennt dazu einige Zahlen. Demnach fehlen 2035 in Berlin rund 40.000 Expert:innen für Büromanagement und -kommunikation, 32.000 Pfleger:innen, 16.000 Verkäufer:innen und über 10.000 Industriemeister.
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