UN-Bericht zu Lebensmittelverschwendung: 931 Millionen Tonnen Müll
Fast ein Fünftel der verkauften Lebensmittel wird weltweit weggeworfen. Vor allem in privaten Haushalten landen zu viele Nahrungsmittel in der Tonne.
„Bisher wurde die Lebensmittelverschwendung als ein Problem der reichen Welt angesehen“, sagte Mitautorin Clementine O'Connor, Ernährungs-Expertin des UN-Umweltprogramms. Der Bericht zeige jedoch, dass die Lebensmittelabfälle der einzelnen Haushalte ein globales Problem darstellten. Von den 121 Kilogramm Lebensmitteln, die pro Kopf weggeworfen werden, wird dem Bericht zufolge mehr als die Hälfte – 74 Kilo – von Privathaushalten entsorgt.
Der Bericht konzentriert sich ausschließlich darauf, was mit den Lebensmitteln auf der Verbraucherebene passiert, und nicht auf die Lebensmittel, die während der Produktion, Lagerung oder Verteilung verschwendet oder verloren gehen. Der daraus resultierende Food Waste Index soll den Ländern weltweit helfen, das Problem innerhalb ihrer Grenzen in den Griff zu bekommen.
„Wenn Lebensmittelverlust und -verschwendung ein Land wären, wäre es der drittgrößte Emittent von Treibhausgasemissionen auf dem Planeten“, sagte einer der Mitautoren des Berichts, Richard Swannell von der Organisation Waste and Resources Action Programme (WRAP). „Man muss das Lebensmittelsystem in Ordnung bringen, wenn man den Klimawandel in den Griff bekommen will.“
Lebensmittelverschwendung fördert die Klimakrise
Die Umweltschutzorganisation WWF forderte ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Verschwendung auch in Deutschland. „Lebensmittelverschwendung ist Raubbau an der Natur und befeuert die Klimakrise“, sagte Kerstin Weber, Referentin für Agrarökologie beim WWF.
Laut der Strategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft könnten bei einer 50-prozentigen Reduzierung der Lebensmittelabfälle jährlich rund 38 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in Deutschland eingespart werden. Das sei mehr als die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen aus dem Bereich Landwirtschaft.
Das Thema Lebensmittelverschwendung wird auch auf dem ersten UN-Gipfel zu Ernährungssystemen behandelt, der im September oder Oktober stattfinden soll. Eines der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, die weltweite Pro-Kopf-Verschwendung von Lebensmitteln auf der Ebene des Einzelhandels und der Verbraucher bis 2030 zu halbieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Zeitplan der US-Wahlen
Wer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?