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Der beste BundestrainerkandidatEin Herz für Lothar Matthäus

Der Rekordnationalspieler soll Trainer der DFB-Auswahl werden! Eine weitere Absage ist ihm nicht mehr zuzumuten. Wo sonst hat er noch eine Chance?

Taktikexperte: Lothar Matthäus erklärt den Fußball als TV-Experte Foto: Jan Hübner/imago

H at es jemals eine schönere, souveränere und selbstlosere Willenserklärung in der deutschen Fußballgeschichte gegeben? Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat für einen weiteren Superlativ gesorgt.

Er hat erklärt, er würde wollen, obwohl er gerade derzeit eigentlich etwas anderes will. Voraussetzung dafür sei aber, dass ihn andere wollten. Schließlich hätte schon einmal ein anderer (Franz Beckenbauer) nicht gewollt und es schließlich dann doch gewollt, weil andere ihn so gewollt hätten. Diesem Druck könne er sich dann, ob er nun wolle oder nicht wolle, gar nicht widersetzen – vorausgesetzt, es sei natürlich ein positiv gewollter Druck. Er würde sich dann sozusagen verpflichtet fühlen wollen, weil er einer ist, der immer gern helfen will.

Wer wollte denn schon „Nein“ sagen, wenn der Deutsche Fußball-Bund anfragt, ob man Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft werden will? Dass der DFB gar nicht angefragt hat, tut hier nichts zur Sache. Und dass Lothar Matthäus ein Engagement beim DFB davor selbst ausgeschlossen hat, soll die Debatte an dieser Stelle auch nicht weiter aufhalten. Olle Kamellen, schließlich hat das Matthäus schon vor acht Tagen gesagt.

Man möchte für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Und deshalb hat Sky, der Arbeitgeber des TV-Experten Lothar Matthäus, und diesem stets fürsorglich zugewandte Bild-Journalisten präventiv die Frage aufgeworfen: Will Lothar Matthäus nicht doch Bundestrainer werden?

Sensationell gute Chancen

Als Zusatzservice hat die Bild noch ausgerechnet, wie groß denn die Chancen des von der Redaktion ins Rennen geschickten Kandidaten, der seit zehn Jahren nicht mehr als Trainer gearbeitet hat, sind. Man kam auf nicht näher benannten Rechenwegen zu einem erstaunlichen Resultat.

Das sensationelle Ergebnis von 20 Prozent teilte man den Le­se­r:in­nen unter der Überschrift mit: „Matthäus hat größere Chancen, als Sie denken!“ Nur Bayern-Trainer Hansi Flick, der ein Engagement beim DFB in den nächsten Jahren bereits ausgeschlossen hat, wurden bessere Aussichten prognostiziert.

Einst führte man in der Fußball-Bundesliga eine inoffizielle Liste, auf der Vereine notiert wurden, bei denen Lothar Matthäus eben dann doch nicht Trainer wurde. Relativ schnell erreichte die Zahl der Vereine den zweistelligen Bereich. Und die Klubnamen lasen sich immer provinzieller. Greuther Fürth, beharrte Lothar Matthäus, wollte ihn 2013 verpflichten. Der damalige Sportvorstand Rouven Schröder stritt das ab und sagte, es sei doch immer der gleiche Gag. Nun also die deutsche Nationalmannschaft. Running Gags erfreuen sich nach wie vor einer großen Beliebtheit. In einer Leserumfrage des Sportmagazins Kicker sprachen sich gar 23,6 Prozent für Lothar Matthäus aus. Auch da erzielte lediglich Hansi Flick mehr Zustimmung.

Fans vieler Vereine dürften zu Hause im Keller noch Plakate liegen haben mit der Aufschrift „Lothar? Ohne uns!“. Bei Experimenten mit dem eigenen Lieblingsverein hört der Spaß meistens auf. Die Natio­nalmannschaft wiederum, das unterstreichen die jüngsten Matthäus-Zahlen, scheint keiner mehr ernst zu nehmen. Warum auch nicht? Sky scheint seinen Experten loswerden zu wollen. Matthäus sollte Bundestrainer werden.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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9 Kommentare

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  • Nun ja - wenn Joachim "Jogi" Löw als am längsten amtierender Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft tatsächlich nach der diesjährigen EM 2021 die Segel streichen sollte, wäre der Gewinn des 'European Master Cup' selbstredend das ideale Abschiedsgeschenk der Nationalkicker an ihren Bundestrainer. Ob mit dem Ende von Angela Merkels (CDU) Amtszeit ein Zusammenhang besteht, bleibt Spekulation. Immerhin hat man als 'Bundes-Jogi' ein nicht unbedeutendes Verhältnis (auch) zur politischen Regentschaft. Gleichwohl kann nicht ausgeschlossen werden, dass Merkel wie Löw ihre Amtszeit um eine Periode verlängern - mangels Alternativen. Es lebe die Spekulation! Sicher ist, dass nichts sicher ist - und noch nicht einmal das! (Kurt Tucholsky).

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    Da wird wohl polemisch abgestimmt. Vermutlich machen sie ein paar Diskussionsrunden und dann geht der soziale Hype wieder los. Schweinsteiger kann ja in Klopp s Schuhe schlüpfen und schnell einen trainerlehrgang machen und dann gibts da auch noch klose der kann Leute formen ..... aber bitte nicht Matthäus, der dfb braucht ein neues pr Gesicht und da wäre einer aus den ersten Jahren löws geeigneter. Der kann dann nach vorne moderieren und diese Sommermär abschalten.

  • Bitte Herr Kopp, Artikel unter Rubrik Satire einordnen.



    Wenn schon Insiderfeeling gewünscht....



    die im Keller schlummernden Plakate...



    LODDAR niemals Lothar

    • @Pace#:

      Ist doch die von Pace gewünschte Satire!

      Aber wenn der Herr Bu-trai wird, wird es wohl nichts mit einer Kooperation mit dem feinen Herr Öttinger! Denn die beiden wollten doch eine gemeinsame Schule für Englisch aufmachen!

  • Immerhin hatten wir Derwall, Ribbeck und Löw, die fußballerisch etwa ein Niveau der 2.Liga hatten. Ein Superspieler wie Matthäus wäre da eher die Ausnahme, so wie Beckenbauer, der immerhin mit einer Mannschaft Weltmeister wurde. Für diesen Job braucht man keine besondere Intelligenz, sondern nur Ausdauer. Matthäus wäre eine gute Wahl!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ja, warum nicht Loddar! Weltfußballer des Jahres!



    oder



    Jürgen Klinsmann, Weltmeister 1990 & Deutschlands Fußballer des Jahres 1988 + 1994

    R. Levandowski,



    M. Klose, mit Traineschein.



    Die Auswahl ist groß!

    Man sollte sich schon an den Erfolgreichen orientieren, oder?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @17900 (Profil gelöscht):

      Bundestrainer ist ein Job, für den man einen IQ von > 106 braucht.



      Weltfußballer ist ein Job, für den man ein Gefühl für den Ball braucht.



      Und Klinsmann....

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Was der Laschet für die CDU, wäre der Loddar für den Fußball. Armageddon.

  • Na Servus

    Karl mit VogelV " Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut."



    Weil. “Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müßte es ja Wunst heißen.“⚽️

    kurz - “Soo hoch - isser g‘sprunge, mei Dackel.“ - 🤫 -