Öffnungen im Einzelhandel: Shoppen fast so wie damals
Seit dieser Woche kann man wieder in die Einkaufszentren. Doch die Menschen müssen sich daran offenbar erst wieder gewöhnen, der Andrang bleibt aus.
Der Konsumpalast ist nicht mehr ganz so leer. Schritt für Schritt öffnen die Geschäfte im Berliner Einkaufszentrum Alexa wieder ihre Pforten. Ein unkontrollierter Andrang will sich aber am Mittwochmittag noch nicht so recht einstellen. Es herrscht eine fast surreale Stille, wenn man durch die pompösen Gänge läuft. Im Hintergrund surren lediglich die Rolltreppen leise. Einzelne Grüppchen spazieren an den Geschäften vorbei, von denen längst noch nicht alle wieder geöffnet haben.
Dank neuer Lockerungen kann man seit Dienstag auch im echten Leben wieder einkaufen gehen. Nach zehn Wochen Lockdown geht das nicht mehr nur in Supermärkten und Drogerien, sondern auch in Modegeschäften und Co. Ganz spontan läuft das aber nicht: Wer shoppen will, muss sich vorher registrieren. „Click & Meet“ nennt sich das Konzept. Termine kriegt man bei den Geschäften online oder auch direkt vor Ort.
In vielen Ladeneingängen liegen außer Desinfektionsmittel daher auch Listen bereit, in denen man sich registrieren kann. Bei einigen Geschäften bleiben die Rollläden zur Hälfte heruntergefahren, vor anderen sind Absperrbänder aufgespannt. Das Signal scheint klar: Wir haben zwar geöffnet, aber nicht für einen unkontrollierten Ansturm.
Dass der bisher ausbleibt, scheint logisch. Einkaufszentren wie das Alexa wirkten auch vor Corona etwas aus der Zeit gefallen, während der Pandemie noch mal mehr. Das Online-Shopping floriert und Rekordzahlen von Päckchen werden ausgeliefert. Warum sollte man sich einem möglichen Infektionsrisiko aussetzen, wenn man auch bequem nach Hause beliefert werden kann?
Schneller als der Paketdienst
Eine Erklärung könnte darin liegen, dass man im Geschäft ein haptischeres Bild der Konsumgüter bekommt. Eine andere könnte in der Ungeduld liegen, auf die nächste Paketlieferung zu warten. Und so stehen die Leute im Alexa vor allem vor den großen Modeketten und Elektronikgeschäften. Einerseits, um sich umzuschauen, andererseits, um Online-Bestellungen schneller abholen zu können, als der Paketdienst sie liefert.
Vielleicht ist es der Uhrzeit geschuldet, dass an diesem Mittwochmittag vermehrt ältere Menschen durch das Kaufhaus spazieren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass gerade die nicht so digitalaffine Generation sich freut, wieder in Person einkaufen zu können.
Ein älterer Herr erzählt in breitem Berliner Dialekt: „Vom Interneteinkauf hab ick keene Ahnung und normal einkoofen kann man hier ja ooch noch nich. Da wart ick lieber, bis die Geschäfte wieda richtig uffmachen.“ Konsumwütig wirkt er ohnehin nicht. „Ick hab ja eh allet, wat ick brauche“, sagt er noch, bevor er weiter von Schaufenster zu Schaufenster schlendert.
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