heute in bremen: „Ich brauche mal einen festen Plan“
Kathrin Hajji, 16, geht in die 11. Klasse an der Oberschule Kurt-Schumacher-Allee in der Vahr. Sie ist mit einer Mitschülerin Schülersprecherin. Gemeinsam haben sie im Dezember an ihrer Schule Halbgruppen-Unterricht in der Oberstufe eingeführt.
Interview Eiken Bruhn
taz: Frau Hajji, was würden Sie der Bildungssenatorin sagen, wenn Sie an der heutigen Online-Diskussion teilnehmen würden?
Kathrin Hajji: Dass ich mal einen festen Plan brauche, an den ich mich halten kann.
Den gibt es nicht?
Nein. Kurz vor Ferienende gab es die Nachricht, dass die Präsenzpflicht für Januar aufgehoben ist. Am nächsten Tag kam die Mitteilung, dass es Unterricht in Halbgruppen an unserer Schule gibt und wir verpflichtet sind zu kommen. Jetzt am Sonntag haben einige Klassenlehrer mitgeteilt, dass die Präsenzpflicht doch aufgehoben ist. Kurz darauf gab es die Mitteilung, dass das nicht stimmt. Seit Montag haben wir also Halbgruppen und müssen uns entschuldigen, wenn wir fehlen.
Aber die Präsenzpflicht ist offiziell aufgehoben, komisch. Kommen denn jetzt alle in den Halbgruppenunterricht?
In meiner Klasse fehlen drei bis vier. Es gibt viele Eltern, die Angst vor Infektionen haben. Und es sind wohl auch einige nicht damit einverstanden, wie das an unserer Schule gehandhabt wird. Aber ab heute kann ja schon wieder alles anders sein, wenn die Politik wieder etwas Neues beschließt.
Wie geht es Ihnen mit diesem Hin und Her?
Ich bin müde, mir fehlt die Motivation. Ich möchte mein Bestes geben und ein gutes Zeugnis am Ende des Schuljahres, aber ich weiß nicht, wo ich stehe.
Online-
Diskussion
mit Bildungssenatorin Claudia Bogedan über Schule und Kita in der Pandemie, 19 Uhr, Anmeldung über spd-land-bremen.de
Sie meinen im Unterricht?
Ja, auch. Auf der Lernplattform Itslearning stehen zum Teil noch alte Aufgaben und es fehlen Protokolle. Wir haben die Ipads, aber manche Lehrkräfte wissen noch nicht, wie das funktioniert. Unser Geschichtslehrer hat uns gefragt, wie er Itslearning am besten gestalten soll und hat das dann umgesetzt. Aber oft klappt die Kommunikation mit den Lehrkräften nicht so gut. Ich verstehe ja, dass sie viele Schüler haben, aber es wäre gut, wenn sie auch mal anrufen würden, um zu fragen, wie wir zurecht kommen. Oder wenigstens die, von denen sie wissen, dass ihnen das Lernen schwer fällt.
Wie geht es Ihren Geschwistern?
Mein älterer Bruder geht in die Schule, er sagt, er braucht das, weil er sich zu Hause die Zeit nicht so gut einteilen kann. Mein kleiner Bruder, mit dem ich mir das Zimmer teile, ist zu Hause. Er kriegt das gut hin, aber ich muss ihm auch bei den Aufgaben helfen, weil meine Eltern nicht so gut Deutsch sprechen. Mein Vater kann ihm in Mathe helfen, aber das meiste mache ich mit ihm.
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