Die Wochenvorschau für Berlin: Gedenken an Ermordete trotz Corona
Liebknecht, Luxemburg, Jalloh und Kesim: Trotz Corona sind Gedenkdemos für Ermordete geplant. Die LL-Demo dürfte kleiner werden.
Liebknecht, Luxemburg, Jalloh und Kesim: Linke Initiativen und Gruppen gedenken in der ersten Woche des neuen Jahres gleich mehrerer Ermordeten.
Los geht es am Dienstag mit einer Gedenkdemo am Kottbusser Tor um 17 Uhr. Denn am 5. Januar ist der 41. Jahrestag der Ermordung des türkischen Kommunisten Celalettin Kesim. Auch in Antifa-Gruppen wird zu einer von der DKP angemeldeten Gedenkkundgebung mobilisiert. Kesim wurde 1980 von Islamisten und faschistischen Grauen Wölfen am Kottbusser Tor ermordet.
Am Donnerstag um 14 Uhr soll schon die nächste Gedenkkundgebung für den im rechtswidrigen Polizeigewahrsam mutmaßlich ermordeten Oury Jalloh stattfinden. Am Jahrestag des 2005 in einer Zelle des Dessauer Polizeireviers verbrannten Sierra-Leoners soll es neben einer Kundgebung in Dessau auch bundesweiten dezentralen Protest geben.
In Berlin mobilisiert neben der Initiative Oury Jalloh übrigens auch das Bündnis für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş zur sachsen-anhaltinischen Landesvertretung in Mitte für Aufklärung.
Linke verschiebt Kranzniederlegung
Abschluss und Höhepunkt der Protestwoche soll die am zweiten Sonntag des Jahres übliche „LL-Demo“ sein, die an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch rechtsextreme Freikorps-Soldaten am 15. Januar 1919 erinnern soll. Während der Marsch vom Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde normalerweise Tausende Menschen auf die Straße bringt, wird der Umzug 2021 wegen der Pandemie voraussichtlich kleiner sein oder sogar ganz ausfallen. So hat der Landesvorstand der Linken bereits kundgetan, dass das „Stille Gedenken an Rosa und Karl“ der Linkspartei auf den 14. März verschoben werden soll.
Noch allerdings mobilisieren – unter Einhaltung von Maskenpflicht und Hygieneauflagen – dennoch einige Bündnisse zur LL-Demo. Ob und wie ein Gedenken dieses Jahr aussehen könnte, wird aber wohl erst im Laufe der Woche entschieden. Normalerweise startet die LL-Demo um 10 Uhr am U-Bahnhof Frankfurter Tor.
Laut Anmelder und DKP-Mitglied Klaus Meinel soll am Montag klar sein, wie die Auflagen der Polizei und die Demo aussehen wird. Der mittlerweile über 70 Jahre alte ehemalige Stasi-Major Meinel hält die Demo in DDR-Tradition für aktueller denn je und will an ihr festhalten, wie er der taz sagte und auch in seinem Protestaufruf schreibt.
Neben eher kruden linken Splittergruppen beteiligen sich für gewöhnlich auch jüngere linke Bündnisse an der Demo, die in diesem Jahr besonders die Abwälzung der aktuellen Krise auf die ohnehin ausgebeuteten Teile der Bevölkerung kritisieren. Das Fight-And-Remember-Bündnis will auch gerade deswegen am Sonntag an die Ermordung von Liebknecht und Luxemburg erinnern, wie es der taz bestätigte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!