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Pfandsystem für SmartphonesWas die Idee so schwierig macht

In Deutschland gibt es nur für wenige Produkte ein Pfandsystem – auch nicht für Smartphones. Eine Studie zeigt, warum.

In Deutschland liegen pro 100 Haushalte 149 ausrangierte Smartphones herum Foto: maxxyustas/imago

Berlin taz | Pfandsysteme können die Umwelt schützen und Recycling erleichtern. Bisher gibt es aber nur für wenige Produkte in Deutschland ein ausgereiftes Pfandsystem. Die Grünen haben deshalb eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt, für welche Produkte eine Bepfandung sinnvoll wäre.

Grundlegend gilt in Deutschland das Ziel einer Kreislaufwirtschaft, bei der möglichst wenige Abfälle entstehen und möglichst viel wiederverwertet werden soll. Bisher hakt es aber bei der Umsetzung. Laut der Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie liegt das zum Beispiel am Design vieler Produkte, welches ein stoffliches Recycling erschwert. Das ist etwa bei Verpackungen der Fall, die sich aus verschiedenen Materialien zusammensetzen.

Hinzu kommen Probleme bei der Sortierung und Erfassung von Abfällen. Stoffe, die falsch entsorgt wurden und eigentlich recycelt werden könnten, werden zu oft verbrannt. Pfandsysteme könnten dazu beitragen, dass bestimmte Produkte gesondert gesammelt und dann recycelt werden können. Wichtig ist das zum Beispiel bei Batterien, die Gefahrenstoffe beinhalten oder bei Verpackungen, die mit Substanzen wie Pestiziden in Berührung gekommen sind. Werden sie falsch entsorgt, schadet das der Umwelt.

So wird auch immer wieder ein Pfandsystem für Smartphones diskutiert. Laut Statistischem Bundesamt existieren in Deutschland in 100 Haushalten 104,7 Laptops, 64,6 Tablets und 183,6 Mobiltelefone (darunter 149,2 Smartphones), die unbenutzt herumliegen oder falsch entsorgt werden.

Ansätze für neue Pfandsysteme

Allerdings ist ein Pfandsystem für Smartphones unter anderem wegen des Pfandpreises schwierig umzusetzen. Er dürfte nicht zu gering ausfallen, damit genug Anreiz besteht, die Geräte zurückzugeben, statt sie zu verkaufen. Wenn er allerdings zu hoch ist, würden die Geräte im Einkauf deutlich teurer. Außerdem müsste der Datenschutz beim Einsammeln gesichert sein. Ob sich ein Pfandsystem für Smartphones lohnt, könne aufgrund der Einschränkungen nur anhand eines konkreten Konzepts beurteilt werden, heißt es in der Studie.

Ein paar Beispiele für ein Pfandsystem für Smartphones gibt es aber bereits. Zum Beispiel bei Shift. Für jedes Smartphone bezahlt man als Käufer*in ein Pfand von 22 Euro. Wenn man es zurückgeschickt hat, erhält man einen Gutschein in Höhe des Pfandes – egal ob das Gerät funktioniert oder einen Defekt hat. Laut Shift werden die zurückgeschickten Smartphones, je nachdem in welchem Zustand sie sich befinden, aufbereitet, verwertet oder richtig entsorgt.

Staat überlässt Initiative der Wirtschaft

Solche oder ähnliche Ansätze aus dem privaten Bereich gibt es für Smartphones noch mehr. Und auch für andere Produkte gibt es privat initiierte Positivbeispiele. Etwa Recup, ein Pfandsystem für To-go-Becher. Die Idee ist einfach. Verschiedene Cafés, Restaurants oder Kantinen nutzen die Becher. Gegen einen Euro Pfand lässt man sich den Kaffee in einem der wiederverwendbaren Becher ausgeben und gibt diesen später entweder dort zurück, wo man ihn herhat, oder in einem der anderen teilnehmenden Gastrobetriebe.

Solche privaten Pfandsysteme werden meist aufgrund von Unternehmenszielen initiiert. Der Staat könnte sie aber stärker fördern und lenken – zum Beispiel durch Recyclingvorgaben, Rezyklateinsatzquoten und Abfallvermeidungsziele.

Grundsätzlich kann der Staat Pfandsysteme aber auch direkt aufbauen. Das beste Beispiel dafür ist das Einwegpfand. Weitere sinnvolle Anwendungsbereiche sehen die Autor*innen der Studie im Bereich von Verpackungen, die mit Schadstoffen belastet sind, To-go-Verpackungen oder Elektrogeräten.

„Die Klimakrise zu stoppen heißt auch, Schluss zu machen mit Ressourcenverschwendung“, betont Bettina Hoffmann, Sprecherin der Grünen für Umweltpolitik. Sie wünscht sich in Zukunft mehr Offenheit für Innovationen in der Kreislaufwirtschaft und digitale Lösungen, um geschlossene Wertstoffkreisläufe zu ermöglichen.

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9 Kommentare

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  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    pfandraising gut erklärt ;)



    einwegpfand unterscheidet sich zb. bei den sofort im leergutautomaten geschredderten kunststoff-getränkeflaschen auch nur dem namen nach von mehrwegpfand.



    man sollte besser von schwer bis nicht rezyklierbaren materialien bei der produktion von pfandartikeln völlig absehen.



    das ziel im sinne einer nachhaltigkeit ist die wiederverwendung der materialien oder ganzer bauteile.



    im regelfall passiert aktuell nichts davon. und im ausnahmefall ist es dann letztlich oft nur marketingförderliches greenwashing.

  • MR.GREEN hat Recht.



    Das duale System ist nicht die Lösung für das Müllproblem, sondern war die Erlösung für die Wirtschaft.



    Da haben sie noch schnell vor Torschluss ein eigenes Konzept entwickelt. Der Müll ist also nicht weniger geworden und das System wirft auch noch massig Gewinn ab und der Grünmeiner kann sein Gewissen beruhigen.



    Win, win für die Wirtschaft.

  • Ich hab ja selber noch so eins:



    www.handy.vierauge...mera/page-0019.htm Gebraucht geschenkt gekriegt, bevor es in einer Schublade vor sich hindämmert, wie des davor (ein NOKIA) und des davor (dito NOKIA), welche wegen dem fertigen Akku ned mehr nutzbar waren



    Und natürlich ist der Staat dafür da, ein Pfandsystem zu verordnen.



    [...]



    Bei alten Autobatterien klappt des ja auch@ Pfand. Daß ich bei Abgabe alter Reifen ne Entsorgungsgebühr bezahlen muß, ist die nächste Frechheit, aber ich schweife ab...

    Ebenso kann der Staat verlangen, (siehe die Corona-App, die ich garned nutzen kann) daß neue Mobiltelephone ned nur zwei Jahre nutzbar sind, weil die Software nimmer auf den neuesten Stand gebracht wird. Zu irgendwas muß ja so ein Staat nützlich sein*lol*

    • @Hugo:

      @tazmod*s;



      Wie bitte, wo hab ich gegen die Netiquette verstoßen?



      Dein Kommentar ist wieder ungekürzt sichtbar. Deine Mods.

  • Der Haken am Pfandsystem ist aber auch, dass ein zu großer Teil der Güter trotzdem nicht zurück gegeben wird -wie bei den PET-Produkten- und damit den Herstellern als indirekter Gewinn verbleiben.



    Man müßte erst mal anfangen mit einer Rücknahmepflicht der verbauten Akku-Geräte an deren Vertreiber, wo mir Apple als erstes einfällt...



    Und nicht die Hersteller, sondern tatsächlich deren Auftraggeber.

  • Der Artikel ist mir inhaltlich viel zu dünn.



    Ich vermisse Infos wie durchschnittliche Nutzungsdauer, Rückgewinnunsquote der Rohstoffe bei den zurückgegebenen Geräten, Mindestupdatezyklen usw.



    Auch ein kurzer Vergleich der Hersteller wäre sicher lesenswert.

  • Statt Pfand und Recycling ist bei Smartphones, Computern, Laptops sowie elektrischen + elektronischen Haushaltsgeräten ein "Recht auf Reparatur" für Verbraucher und Umwelt besser. Das EU Parlament hat ein solches "Recht auf Reparatur" das nach Umfragen 4 von 5 EU Bürger:innen wollen, beschlossen und muss davon nun die EU-Kommission überzeugen.



    netzpolitik.org/20...lebe-die-hardware/

  • Das Einwegpfandsystem ist zur Farce geworden, seit dem jeder Abfüller seine individuellen Flaschen gießen lässt. Nun werden die Pullen doch nach jedem Gebrauch zerdeppert und neu gegossen oder jede Flasche muss gemäß ihrem Design sortiert und durch das ganze Land gekarrt werden zum nachfüllen. Der reinste Schwachsinn.

    "Wenn man es zurückgeschickt hat, erhält man einen Gutschein in Höhe des Pfandes" das ist kein Pfandsystem, sondern eine Masche um Kunden zu binden.

    • @Fabian Wetzel:

      @Fabian Wetzel



      Ich denke es ist das Mehrwegpfandsystem das Sie hier beklagen – richtig, wenn jeder Hinz aus Marketingaspekten eigene… Sie sagten es ja bereits. Ein schönes Beispiel (eigentlich traurig) ist die Unterwanderung existierender Pfandsysteme durch den Einzelhandel: Gibt es doch z.B. seit Jahrzehnten die 500g Mehrweg Joghurt Gläser. Pfand. Früher 30 Pfennje, heute 15 Cent. Sehe ich doch vor einiger Zeit 470g Gläser, ähnliches Design, aber Einweg! Die Discounter haben doch Rücknahmeautomaten – also Pfand für alle und gut ist –aber da wäre mal wieder der Gesetzgeber gefragt, der ja gerne Augen zu und durch praktiziert…

      Pfand fürs Handy als Kundenbindung? Muss nicht sein; Cash-back wäre ein solches System der Kundenbindung, eine (neutrale) Pfandstelle hingegen nicht.

      Besser als Pfand – falsch, Pfand bei Mehrweg ist sinnvoll, aber ansonsten würden "Strafgebühren auf Umweltschädigung" helfen – hätte man damals anstatt des DualenSys./grüner Punkt eine Verpackungsabgabe eingeführt, hätten wir heute bestimmt weeeeeesentlich weniger Müll. Lorem ipsum.