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Grünen-Plan für BahnreformOffensive für die Schiene

Die Grünen wollen die Deutsche Bahn neu aufstellen. Der Staatskonzern soll übersichtlicher, Verbindungen für Reisende sollen besser werden.

Bahnreform nach Plan der Grünen: z.B. Ausbau des Schienennetzes und Reaktivierung von Gleisen Foto: Ralph Peters/imago

Berlin taz | Die Grünen im Bundestag fordern, dass alle deutschen Städte mit mehr als 100.000 EinwohnerInnen mindestens im Stundentakt ins Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn eingebunden werden. Das ist Teil der von der Bundestagsfraktion verabschiedeten Strategie für eine „Bahnoffensive 2021“. Viele Forderungen darin sind zwar nicht neu – haben aber Brisanz, weil die Grünen in einer möglichen Koalition mit der Union wohl das Verkehrsministerium beanspruchen werden.

Eine Bahnreform nach Vorstellungen der Grünen sieht den Ausbau des Schienennetzes, die Reaktivierung von Gleisen, die Elektrifizierung von Strecken und die massive Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene vor. „Signalstörungen, kaputte Weichen und überlastete Schienennetze sind nur Beispiele für den aktuellen Zustand der Bahnin­fra­struktur“, sagte der bahnpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Matthias Gastel.

Die Grünen wollen den verschachtelten Bahnkonzern straffen sowie alle Infrastrukturbetriebe des Unternehmens – das sind Netz, Stationen, Immobilien und Energie – unter einem Dach zusammenfassen. Die Rechtsform der gewinn­orien­tier­ten Aktiengesellschaft soll aufgegeben werden, zum Beispiel zugunsten einer Anstalt öffentlichen Rechts. Außerdem soll ein Infrastrukturfonds geschaffen werden, der längere Bauarbeiten vom ersten Tag an finanziell absichert und aus der Lkw-Maut, dem Bundeshaushalt und Trassenpreisen gespeist wird.

Darüber hinaus wollen die Grünen eine Koordinierungsstelle einrichten, die für die Verzahnung von Fern- und Nahverkehr zuständig ist. Sie soll dafür sorgen, dass Züge flächendeckend aufeinander abgestimmt fahren, also den sogenannten Deutschlandtakt gewährleisten.

Das Bündnis „Bahn für alle“ begrüßt den Vorstoß, warnt aber auch. Denn neben den unter einem Dach zusammengefassten Infrastrukturbereichen wollen die Grünen für die Beförderungs- und Transportaufgaben eine Umwandlung der entsprechenden Bereiche in eine GmbH in Bundeseigentum. „Eine derartige Aufspaltung in Netz und Betrieb lehnt,Bahn für alle' strikt ab“, sagte Carl Waßmuth, einer der Sprecher der Initiative.

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6 Kommentare

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  • Unsinnige Schematisierung.



    Warum sollten Orte wie Moers, Remscheid oder Salzgitter stündliche Fernverkehrsanbindungen erhalten, die abseits von durchgehenden Strecken und sinnvollen Zugläufen liegen, nur, weil sie dank Eingemeindungen die Großstadtgrenze knacken? Anderso sind viertelstündliche Verbindungen angemessen, oder es würde bereits eine umsteigefreie Direktverbindung am Tag eine wichtige Verbesserung darstellen.

  • Trennung von Netz und Betrieb: bitte nicht. Was dabei passiert: siehe Gäubahn. Zusammengefasst: DB Netze sagt, DB Fernverkehr soll Neigetechnik einsetzen, DB Fernverkehr sagt, DB Netze soll die Strecke ausbauen. Es passiert... nichts. Ein integriertes Unternehmen kann ausrechnen was langfristig günstiger ist und danach handeln. Zudem gibt es dann keinen Streit um die Verantwortung, wenn etwas schiefgeht. Im Bahnverkehr muss Infrastruktur, Rollmaterial und Fahrplan bestmöglichst aufeinander abgestimmt sein, das geht am Besten in einem integrierten Unternehmen.



    Noch ein paar Worte zum FV-Stundentakt ab 100k Einwohner: bei uns fährt der IRE im 30min-Takt. Außer alle 2h, da fährt statt dem IRE ein Nobel-RE (auch IC2 genannt), was zu einer Taktlücke von 1h beim IRE führt. Das ist sehr ärgerlich, denn der IC hat eine vergleichbare Fahrtzeit bei weniger Halten (Triebwagen vs lokbespannter Zug), kostet aber mehr und ist mit einem NV-Ticket nicht nutzbar.



    Ansonsten sind die Vorschläge aber durchaus brauchbar.

    • @Luftfahrer:

      Was mich interessieren würde: Sind Triebwagen eine Modeerscheinung? Eigentlich dürften doch Züge mit Lok und flexibel einzusetzenden Waggons sinnvoller für eine bedarfsgerechte Planung sein, oder?

      • @S.R.:

        Triebwagen sind alles Andere als eine Modeerscheinung. Die Lektüre des Wikipedia-Artikels zum Thema Triebwagen ist sehr empfehlenswert. Zusätzlich erwähnen möchte ich, dass Triebzüge dank Scharfenbergkupplungen als Mehrfachtraktion verkehren und somit in kürzester Zeit an die Nachfrage angepasst werden können. So können in der HVZ Züge als Dreifachtraktion und sonst als Doppel- oder Einfachtraktion fahren (wie es viele S-Bahnen praktizieren). Dank der Aufteilung in Regional-, Fern- und Güterverkehr verlieren klassische Loks zudem den Vorteil, tagsüber im Personenverkehr und nachts im Güterverkehr eingesetzt werden zu können.

        • @Luftfahrer:

          Danke für die Antwort.

  • dass sind mit ausnahme der "Aufspaltung von Netz und Betrieb "sehr vernünftige pläne,die realisiert werden sollten

    wünschenswert wären aber auch ermässigte fahrpreise für alle armen sowie auch für kinder und senior*innen .

    die gleichzeitige schliessung aller flughäfen und eine starke verteuerung von benzin,die die autobahnen leert sorgt dafür dass sich der fernverkehr auf die schiene verlagert

    personen für die es heute noch keine alternative zum auto gibt,weil sie beispielsweise auf dem land wohnen oder weil ihr beruf eine dezentrale mobilität erfordert ,sollen die wegen der erhöhung der benzinpreise gestiegenen kosten von der steuer absetzen können



    so vermeidet man dass es zu gelbwestenaufständen kommt.