piwik no script img

Demo gegen Agrarindustrie„Wir haben es satt“ nur in klein

Die Organisator*innen der „Wir haben es satt“-Demo in Berlin rufen nur Menschen aus der Region zur physischen Teilnahme auf – wegen Corona.

Nur Menschen aus Berlin und Brandenburg sollen an der Demo im Januar teilnehmen Foto: Hannibal Hanschke/reuters

Berlin taz | Die größte Demonstration gegen die Agrarindustrie, „Wir haben es satt!“, findet im Jahr 2021 wegen der Coronaseuche in abgespeckter Form statt. „Wir rufen dieses Mal nur Leute aus Berlin und Brandenburg auf, in die Hauptstadt zu kommen“, sagte Christian Rollmann, Pressesprecher der Organisator*innen, der taz. „Wir können nicht wollen, dass jetzt in der Pandemie Leute bundesweit reisen.“ Dennoch werde es wieder einen Traktorkonvoi geben.

Wer eine weite Anreise zu der Demo am 16. Januar hätte, solle den Abdruck des eigenen Fußes oder Schuhs fotografieren, mit einer Forderung versehen und an die Veranstalter*innen schicken. „Am Kanzleramt werden die Abdrücke dann in Szene gesetzt“, kündigte Rollmann an. Die Protestveranstaltung steht unter dem Titel „Agrarindustrie abwählen – Agrarwende lostreten!“, da im kommenden Jahr sechs Landtage und der Bundestag neu gewählt werden. Das unionsgeführte Landwirtschaftsministerium hofiere die Agrarindustrie, teilte Sprecherin Saskia Richartz mit.

Die Forderung, das Höfesterben zu beenden, steht für die Veranstalter*innen auch dieses Mal an erster Stelle. „Die Agrarsubventionen müssen konkret in Richtung sozialökologischer Umbau der Landwirtschaft zielen, statt weiterhin pauschal Landbesitz zu belohnen“, verlangte Rollmann. „Es ist absurd, dass wir pro Jahr über 6 Milliarden Euro an Subventionen zahlen und trotzdem reihenweise Höfe schließen müssen.“

Zudem verlangt der Demoaufruf, „Tierfabriken“ zu stoppen, den Umbau von Ställen zu fördern und weniger Vieh zu halten. Die Klimakrise solle bekämpft werden, etwa indem die Menschen weniger Fleisch essen. Außerdem spricht sich das Bündnis dafür aus, keine Pestizide mehr einzusetzen, Agro-Gentechnik zu stoppen und Insekten zu schützen.

Normalerweise nähmen Zehntausende Menschen teil, schreiben die Veranstalter, zu denen zum Beispiel Bioland, der Bund für Umwelt und Naturschutz oder der Tierschutzbund zählen. Anlass war seit 2011 die Agrarmesse Grüne Woche. Deren Organisator*innen werden dieses Mal coronabedingt nur am 20. und 21. Januar Vorträge, Diskussionen und Pressekonferenzen im Internet übertragen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Das sich in der Landwirtschaft ( nicht nur in Deutschland ) etwas ändern muss, ist klar, es geht nur um den richtigen Weg. 2019 betrug der Anteil der Bio-Lebensmittel am Gesamtumsatz der Lebensmittel in Deutschland 5,68 %. Ist es jetzt richtig über 90 % der Landwirte Geld wegzunehmen, damit diese Produktionsrichtung überleben kann ?



    Da müssten halt auch die Organisatoren wie von " Wir haben es satt " einmal so ehrlich sein, das es einen Wandel nur über höhere (Erzeuger ) Preise geben wird. Die Deutsche Energiewende wird auch nur durch die höchsten Strompreise für jede Privatperson in Europa finanziert.



    Jeder Landwirt, egal ob Bio oder Konventionell, würde sofort nur die hälfte Produzieren wenn er davon Leben könnte. Es müsste aber auch dem Verbraucher bewusst werden, das er nicht die billigsten Lebensmittel in Europa haben kann, davon in Europa das meiste ( pro Person ca. 85 kg ) in die Mülltonne wirft, und gleichzeitig Utopische Verhältnisse für Ackerbau und Tierhaltung fordern kann.