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Bahn plant europaweitReturn of the Nachtzüge

Die Deutsche Bahn und drei weitere Bahnunternehmen vereinbaren den Ausbau des Schlafwagenverkehrs. Es soll Verbindungen in 13 Metropolen geben.

13 europäische Metropolen sollen mit Nachtzügen erreichbar sein Foto: Christoph Hardt/imago

Berlin taz | Bis 2024 sollen 13 europäische Metropolen durch Nachtzüge miteinander verbunden werden. Das haben die Chefs der Deutschen Bahn, der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), des französischen Bahnbetreibers SNCF und der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) am Dienstag am Rande der Konferenz der europäischen Verkehrsminister vereinbart.

Ab Dezember 2021 sollen die Nachtzugverbindungen Wien–München–Paris und Zürich–Köln–Amsterdam den Anfang machen. Ende 2023 sollen die Verbindungen Wien–Berlin–Brüssel–Paris, ein Jahr später Zürich–Barcelona folgen. Die Vereinbarung soll den Auftakt zum „Europäischen Jahr der Schiene“ darstellen. Die Mitglieder des Verkehrsausschusses des Europäischen Parlaments haben am 1. Dezember beschlossen, das kommende Jahr der Stärkung des Schienenverkehrs zu widmen – auch damit die EU ihre Klimaziele erreichen kann.

Deutschland spiele schon wegen seiner Größe und Lage eine wichtige Rolle im europäischen Nachtzugnetz, sagte der Chef der Deutschen Bahn Richard Lutz. „Dieser Rolle sind wir uns bewusst und ihr wollen wir weiterhin voll und ganz gerecht werden.“ Allerdings: Die Deutsche Bahn hatte ihr Nachtzugangebot im Jahr 2016 eingestellt. Einen Teil hatten die ÖBB übernommen. Die Österreicher und die SBB kündigten bereits im Herbst an, ihr Nachtzugangebot auszubauen und alte Verbindungen zu reaktivieren. Auch Schweden, das nicht an der jetzigen Vereinbarung beteiligt ist, will künftig wieder Schlaf- und Liegewagen einsetzen, etwa auf der Strecke Hamburg–Stockholm.

In Deutschland hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im September erklärt, der europäische Schnellzug Trans-Europ-Express (TEE) solle wiederbelebt werden. Er fuhr von den 1950ern bis in die 1980er Jahre. Die jetzige Vereinbarung der Bahngesellschaften soll der Einstieg dafür sein. Sie sei ein wichtiger Schritt auf dem „Weg zum TEE 2.0“, sagte Scheuer. Perspektivisch sollen die europäischen Verbindungen so synchronisiert werden, dass ein Europatakt entsteht. „Bahnfahren“, so Scheuer, „kann zu einer überzeugenden Alternative zu anderen Verkehrsmitteln werden“.

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6 Kommentare

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  • Noch nicht das 1a-Modell, aber immerhin. Darauf kann man aufbauen, und wir sollten nicht locker lassen, sondern einfach mehr fordern. Es ist noch nicht so lange her, da konnte man Abends mit Fahrrad in Mannheim einsteigen und bis nach Mailand kommen. Warum soll das nicht auch noch drin sein?

  • Der Berg kreiste und er gebar eine Maus.



    Drei (vermutlich von der Schweiz bestellte und bezahlte) Nachtzüge von der Kleinstadt Zürich in vier Jahren, kein Nachtzug Paris-Barcelona, Frankfurt-Barcelona oder Frankfurt-Rom (alles größere Märkte) … es bleiben wesentliche Lücken.

    Die wesentliche Lücke aber: Keine Rahmenbedingungen für „in sich“ wettbewerbsfähige Nachtzüge.



    Ein paar Bahn-Nostalgiker wie uns kann man damit erfreuen, weil die dringlichsten Verkehrsbedürfnisse abgedeckt werden, der Beitrag zum Klimaschutz ist zu vernachlässigen.

    Sichtbar „politische“ Routenwahl: Überwiegend Hauptstädte, auch die von Bayern (wie kommt Scheuer bloß darauf, gerade diese Routen zu betonen: „„Abends in München oder Berlin in den Zug steigen und morgens entspannt in Paris oder Brüssel ankommen“?), statt die wirtschaftlichen und Bevölkerungsschwerpunkte wie Rhein-Ruhr-Gebiet, Rhein-Main-Neckar-Gebiet.

    Berlin-Brüssel vermutlich Umweg über Frankfurt



    Wien-Paris/Brüssel Umweg über München



    Sieht nicht so aus, als würde SNCF einen besseren Zugang zu LGV-Netz ermöglichen.

    Stilblüte aus der gemeinsamen Erklärung von drei deuschsprachigen und zwei französischsprachigen Bahnen: „DB, ÖBB, SBB and SNCF have joint forces to support the development of further



    night train services in Europe.” Also eine gemeinsame Institution, gemeinsames Personal?



    Oder soll das bedeuten “DB, ÖBB, SBB and SNCF have joined forces to support the development of further night train services in Europe”??

    • @meerwind7:

      Klingt nach Scheuer-PR und auch danach, als ob die Bahn sich da mit eigentlich fremden Federn schmücken will.



      Für mich ist der schwachsinnigeste Umweg allerdings, von Wien nach Paris über Berlin zu fahren.



      Wer will das?



      München Stuttgart wäre ja eigentlich auf dem Weg und ab München(?) fährt ja frühmorgend sogar ein TGV.



      Und im Gegensatz zum ICE kann man sich auf den sogar verlassen, das er fährt.

  • Das wäre wirklich mal etwas um das lästige Fliegen zwischen europäischen Städten zu verringern, auch wenn die Zielgruppe hier wahrscheinlich eher jüngere Menschen und größere Familien entspricht, also das Beratertum wahrscheinlich immernoch aufs Fliegen setzen wird.

    • @Montagsdepression:

      Der Nachtzug müsste zumindest Schlafplätze wie in diesen ostasiatischen Microhotels haben, also eine schalldichte Schlafkabine mit der Möglichkeit sein Gepäck sicher zu verstauen. Sonst ist der Reisende nach der Tour entweder ärmer, kränker oder unausgeschlafener als vorher.

    • @Montagsdepression:

      Nein, wenn ich mich in meinem Abteil duschen kann, dann ist das auch was für Geschäftsreisende, denn du kannst in der einzigen Zeit des Tages, in der du naturgemäß unproduktiv wärst, nämlich schlafend, nun plötzlich auch noch reisen. Das Hotelzimmer spart sich ebenfalls noch und mit nem Frühstück aufs Abteil nach einem schönen Duscherchen, pfeiff ich auf den Stress, um 6 am Flieger zu sein.