: Pastor Hass steht vor Gericht
Martini-Pastor Olaf L. muss sich für Hetz-Predigten verantworten
Mittlerweile hält sich Olaf L. offenbar für Jesus. Es sei „ganz toll, das Erleben, was es heißt, Leib Christi zu sein“, sagt er in einem Youtube-Interview, in dem er sich von einem anderen Evangelikalen als Märtyrer im übertragenen Sinne beweihräuchern lässt – dafür, dass er angeklagt ist. Weil er zum Hass gegen Schwule aufgerufen und angestachelt hat, muss sich Olaf L., Pastor der Bremer Kirche St. Martini, ab Freitag, den 20. November, vor dem Bremer Amtsgericht verantworten.
Volksverhetzung heißt das Delikt, für das ihn sein sanfter Ko-Christ aus Kaiserslautern abfeiert. „Wir haben heute einen ganz besonderen Gast“, triggert der ducktailbärtige Moderator seine Online-Community an, „und das ist niemand anderes als...“ Oh ja, Olaf L. ist ein Star in Deutschlands fundamentalistischer Christen-Szene. Auch weil er, das ist juristisch nicht unerheblich, seine Hasslehren nicht nur jenen verkündet, die ihn im Gotteshaus und Eheseminar aufsuchen. Olaf L. hat seine bösartige Botschaft auch per Audiostream in die Welt hinaus gesandt. Homosexualität hat er darin als „todeswürdig“ bezeichnet, Schwule und Lesben pauschal als „diese Verbrecher vom Christopher Street Day“ verunglimpft, als teuflisch, als Genderdreck und so weiter.
Tatsächlich würde es nicht wundern, wenn Olaf L. am Freitag vor Gericht mit Reuebekenntnissen und Entschuldigungen für vielleicht zu harte Worte um die Ecke kommt, denn seine Anhänger*innen würden ja sofort kapieren: Das macht er nur aus taktischen Erwägungen. Schließlich ist er Wiederholungstäter. Seit Jahren schon nutzt er seine Stellung bewusst, um andere verächtlich zu machen, rudert dann einen Schlag zurück und erklärt sich schließlich selbst, so wie es Rechtsextreme und AfD-Politiker tun, zum Opfer: Nein, er wolle „nicht von Verfolgung sprechen“, behauptet er, in Bezug auf die Kritik, die ihm für seine Gewaltsprache entgegenschlägt. Doch, er werde das tragen, „so wie Jesus sein Kreuz auf sich genommen hat“, bekennt er.
Ja, ja. Und von dort, einmal angenagelt, hat der dann seine Botschaft des allumfassenden Hasses verkündet. Oder so ähnlich. Wir sind da nicht kompetent. Steht aber bestimmt in der Bibel. Benno Schirrmeister
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