piwik no script img

Gemeinsam gegen Rassenhass

Nach der brutalen Attacke im Nachtbus setzen Hunderte in Huchting Zeichen gegen Rassismus: Eine Spontankundgebung vorm Roland-Center und der Ortsbeirat rufen zum Zusammenhalt auf

Von Luna Groß García

Mit einer spontanen Kundgebung solidarisierten sich am Montagabend etwa 100 Menschen vorm Roland Center mit dem Opfer eines rassistischen Überfalls. Aufgerufen zur Kundgebung hatte das Bündnis „Together we are Bremen“ gemeinsam mit anderen Organisationen. Am Freitag war eine 20-jährige Bremerin in einem Nachtbus aus rassistischen Motiven brutal zusammengeschlagen worden.

Im strömenden Regen schilderten mehrere Kundgebungsteilnehmer*innen ihre Erfahrungen und Forderungen: „Wir sind hier, um unsere Unzufriedenheit auszudrücken, um unsere Trauer auszudrücken und solidarisch zusammen zuhalten“, sagte eine Rednerin. Vielfach wurden persönliche Erlebnisse geteilt.

Laut Polizei war das Opfer am Freitagabend in einem Nachtbus in Huchting von drei alkoholisierten Männern im Alter von 26, 45 und 49 Jahren, aufgrund ihrer Hautfarbe zuerst rassistisch beleidigt und dann körperlich attackiert worden. Die Fahrerin stoppte und schmiss alle vier aus dem Bus. Dort sollen die Täter weiter auf die am Boden liegende Frau eingetreten haben und anschließend geflüchtet sein, als Zeug*innen ihr zu Hilfe kamen und die Polizei riefen. Die junge Frau musste mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Die mutmaßlichen Täter wurden gefasst.

In Reaktion auf den Angriff hat der Huchtinger Beirat fraktionsübergreifend seine „uneingeschränkte Solidarität“ mit der Angegriffenen erklärt und versichert, dass „Hass und Diskriminierung in Huchting keinen Platz haben.“ Das Ziel der Kundgebung sei es gewesen, „der rassistischen und patriarchalen Gewalt ein solidarisches Zeichen für alle Betroffenen entgegenzustellen“, sagte Nazanin Ghafouri, eine der Veranstalter*innen.

Die Redner*innen sprachen teils auf Deutsch, teils auf Englisch, und wurden zwischendurch von Dolmetscherinnen unterstützt. Ein Plakat verkündet, dass es „keine Einzeltäter“ seien. „Rassismus hat ein System.“ Dies wurde von weiteren Redner*innen unterstützt, die dazu aufriefen „sich weiterzubilden, den eigenen Rassismus zu reflektieren und zu rekonstruieren“.

Beifall gab es auch für eine sichtlich ergriffene Frau, die fragte, wie sie ihren Kindern erklären sollte, warum andere sie abwertend behandeln. „Der tägliche Rassismus tötet das Selbstwertgefühl. Das macht was mit unserer Psyche und das erleben auch unsere Kinder. Deshalb muss das aufhören.“

Gegen Ende der Kundgebung gab es eine Open-Mic-Bühne. Eine Teilnehmerin erzählte: „Meine Schwester wohnt hier, als ich von dem Angriff hörte, hatte ich Angst um sie. Es hätte jeden von uns treffen können.“ Trotz des Regens blieben auch etliche Passant*innen stehen, um den Beiträgen zuzuhören. „Die Reaktionen waren solidarisch – es haben besonders viele Betroffene an der Kundgebung teilgenommen und sie mitgestaltet“, so Ghafouri. Die Botschaft war klar: „Nur gemeinsam können wir Rassismus bekämpfen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen