Foto-Archiv für Berlins Geschichte: Bilder für die Bewegung
Seit mehr als 30 Jahren dokumentiert das Umbruch Bildarchiv linke Proteste in Berlin. Nun ist die Sammlung von rund 150.000 Fotos gefährdet.
Hier ist das Quartier des linken Umbruch Bildarchivs, für das Fotograf*innen bereits seit 30 Jahren soziale und politische Brennpunkte mit der Kamera festhalten: von den Hausbesetzungen der 1980er Jahre, der Anti-Atomkraft-Bewegung, der Zeit der Wende in Berlin und der Gentrifizierung bis hin zu Protesten gegen die Residenzpflicht für Geflüchtete und die Situation in den Lagern an den europäischen Außengrenzen.
Hermann Bach ist einer der sechs bis acht Fotograf*innen, die den Kern des Umbruch Kollektivs bilden. Das Material, das das Archiv beherbergt, könne man in gewöhnlichen Bibliotheken und Archiven so nicht finden, erzählt Bach – auch, weil viele Leute selber in der linken Bewegung aktiv gewesen seien und einen guten Zugang gehabt hätten. „Wir merken immer wieder, dass viele vor allem jüngere Leute interessiert: Was war denn damals in den 1980er Jahren los oder zur Wendezeit?“ Durch das Archiv könne ein Austausch darüber entstehen.
Während anfangs nur Material zum Berliner Geschehen gesammelt wurde, sind später immer mehr Aufnahmen von anderen Orten dazugekommen. So zum Beispiel Aufnahmen des Projekts „Videofenster“, bei dem Geflüchtete ihre Situation aus der eigenen Perspektive dokumentieren konnten. Die Größe des Archivs schätzt Bach auf inzwischen etwa 150.000 Bilder aus aller Welt.
Unabhängige Berichterstattung mit Fotos
Die Idee, „gegen die Unterbelichtung der linken Bewegung“ etwas zu tun und unabhängige Berichterstattung auch in Form von Fotos zu machen, entstand 1988. „Viele linke Gruppen haben große, mehrseitige Flyer verfasst, wo dann ein ganz kleines Bild oben in der Ecke war“, erinnert sich Bach. Um an diesen Bleiwüsten etwas zu ändern, schufen verschieden Fotograf*innen einen gemeinsamen Pool an Bildern. „Zum einen, um die Bilder selber zu nutzen, für eigene Veranstaltungen, Ausstellungen oder Plakate“, erzählt Bach, „vor allem aber, um die Bilder der Bewegung zur Verfügung zu stellen.“
Das Archiv begann als Firma, die ihrem unkommerziellen Zweck entsprechend später in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt wurde. Dieser finanziert sich bis heute aus Spenden und zum kleineren Teil auch aus Bildverkäufen.
Heute finden immer wieder vom Archiv auf die Beine gestellte Fotoausstellungen zu bestimmten Themen, wie „Zwangsräumung verhindern“, statt. Ein großer Teil des Archivmaterials ist inzwischen auch online offen zugänglich.
Durch gestiegene Kosten ist das Projekt derzeit bedroht. Um seine Arbeit auch in Zukunft fortführen zu können, ist das Kollektiv auf Unterstützung durch mehr Spender*innen angewiesen. Möglich ist das etwa über ihr Konto bei der Postbank Berlin unter IBAN: DE40 1001 0010 0000 1981 00 BIC: PBNKDEFF, Stichwort: Spende.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell