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Nachruf auf Michael SprengDer Bescheidwisser

Der Journalist und Politikberater Michael Spreng ist tot. Er war ein messerscharfer Analytiker der Politik und ihres Personals.

Laut und selbstbewusst, bestens informiert und durchaus amüsant: Michael Spreng ist gestorben Foto: Michael Müller-Stauffenberg/imago

Michael Spreng war ein Bescheidwisser. Ein Journalist, Politikberater und -beobachter, dessen Wort hohes Gewicht hatte – auch für jene, die sich seiner Kritik ausgesetzt sahen. Gerade für jene. Denn es macht einen Unterschied, wer das Wort nimmt. Wenn Spreng es nahm, war klar: Hier spricht und schreibt einer, der nicht wie manch anderer nur meint, Bescheid zu wissen. Nein, Spreng war immer bestens informiert. Nun ist er am 28. Juli im Alter von 72 Jahren verstorben.

Spreng wurde 1948 in Darmstadt geboren, seinen dröhnendes hessisches Idiom hörte man deutlich in all den Talkshows heraus, in denen er bis zuletzt zu Gast war. Er war ein Mann der alten Bundesrepublik, der es – auch dank seiner Affinität zu den neuen Medien – wunderbar geschafft hat, im politischen Raum im Gespräch zu bleiben. In seinem Blog Sprengsatz las er anderen gern die Leviten. Auch wenn man selbst gänzlich anderer Meinung war, tat man gut daran, diesem gut vernetzten Strippenzieher aufmerksam zuzuhören.

Spreng war in den Sechzigerjahren mit einem Volontariat bei der Frankfurter Neuen Presse Journalist geworden. In den Siebzigern wechselte er zum Springer-Verlag, wo er für Welt, Bild und Bild am Sonntag arbeitete. 1983, nach sechs Jahren Chefredaktion beim Kölner Express, übernahm er bis zum Jahr 2000 die Chefredaktion der Bild am Sonntag. Es war das Jahrzehnt der Wiedervereinigung, des Endes der Bonner Republik und des Beginns des rot-grünen Regierungsprojekts.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Journalismus arbeitete Michael Spreng freiberuflich als Politikberater. Unvergessen sein Einsatz für Edmund Stoiber, dem er 2002 als erstem CSU-Politiker ins Kanzleramt helfen wollte. Bekanntlich wurde daraus nichts; drei Jahre später wurde Angela Merkel Kanzlerin der Union.

Ein durchaus amüsantes Wesen

Ab 2009 dann begann Spreng seinen Blog zu bespielen. Blättert man nun, nachdem er nach langer Krankheit verstorben ist, durch seine hunderten Beiträge, spürt man noch sein Wesen: laut und selbstbewusst, bestens informiert und durchaus amüsant. Ein Journalist, der ein erfülltes Leben geführt zu haben scheint.

Sein letzter Blog-Eintrag datiert vom 25. Februar. An diesem Tag erklärten sowohl Friedrich Merz als auch Armin Laschet mit Jens Spahn ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz. Sprengs Analyse endet hellsichtig mit exakt jener Frage, die wenig später zentral werden sollte: „Und wie positionieren sich die CSU und Markus Söder? Das Rennen ist völlig offen.“ Schade, dass Michael Spreng den Ausgang dieses Rennens nicht mehr erleben darf.

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5 Kommentare

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  • Toller Artikel - höchsten Respekt für diese Würdigung eines Exponenten des „anderen Lagers“.



    Die taz überrascht immer wieder und immer mehr - positiv!

    • @Naturwissenschaftler:

      Liggers. Da hat es uns Anja Maier*1965 ja auch leicht. Wenn auch nicht im Tal der Ahnungslosen zuhause - hat sie erkennbar nicht den kleinsten Sniff & Ahnung von der damaligen Zeit dieses - *1948 Springerjournalisten - Newahr.



      So zurecht in anderen Blättern apostrophiert! Gelle.



      Normal - “ Er absolvierte 1968–1970 ein Volontariat bei der Frankfurter Neuen Presse. Parallel dazu schrieb er für die Welt am Sonntag. 1971 wurde er Redakteur bei der Welt und bei Bild, wo er zunächst im Bereich der Innenpolitik schrieb und später stellvertretender Büroleiter und stellvertretender Chefredakteur der Bild wurde. Von 1983 bis 1989 war er Chefredakteur des Boulevard-Blatts Kölner Express.

      1989 kehrte er zum Springer-Verlag zurück und war bis zum Jahr 2000 Chefredakteur der Bild am Sonntag.“



      de.wikipedia.org/wiki/Michael_Spreng

      Na Mahlzeit



      &



      Was diese Springerblätter für UnterhosenMordBlut&Schleim - Drecksblätter waren - Was da an Hass Hetze & Diffamierung tagtäglich in die Republik rausgemüllt wurde - ist doch unstrittig. & Geht auf keine Kuhhaut •

      kurz - “Nett sind sie alle. Vorsicht Falle.“



      (Wiglaf Droste/Spardosen. Für immer;))



      Mag ja sein - daß er besonders kundig Bleistifte anspitzen konnte usw usf



      But. So what.

      Ende des Vorstehenden

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - legt nach -









        Ich glaube, es war Thomas Freitag, der unter anderen hervorragend FJS parodiert, der mal sagte (sinngemäß): "Ich möchte keinen Kontakt mit den Leuten, die ich kritisiere und parodiere. Es könnten welche dabei sein, die mir sympathisch sind."



        Genau: "Nett sind sie alle..."

        kurz - Ooch wieder wahr - Newahr.



        Normal.

  • Korrektur: der letzte Blogeintrag stammt nicht, wie im Artikel angegeben, vom 25. Februar, sondern vom 24. April und beschäftigte sich mit Norbert Blüm.

  • Chapeau. Chefredakteur von zweimal Bild (aka LÜGT) - 😱 -



    Die eine aus Kölle - die andere bekanntlich aus Springertown HH.



    Ok. Ok. “Friede sei mit dir.“



    &



    unterm——-



    “Ja, an dem Tag wäre man gerne Mäuschen gewesen. An jenem Tag vor 18 Jahren, als Michael Spreng Gerhard Schröder spielte und damit Edmund Stoiber fast zur Weißglut brachte - mit verbalen Finten, mit frechen Angriffen, mit einem provozierenden Selbstbewusstsein. Die Rede ist von jenem Sommer im Jahr 2002, in dem der frühere Springer-Journalist Spreng endgültig in die Rolle des Politikberaters schlüpfte und den CSU-Politiker Stoiber zum Bundeskanzler machen wollte. Wenige Tage vor dem ersten von zwei Fernsehduellen mimte Spreng den amtierenden Kanzler, um Stoiber hinter verschlossenen Türen für die bevorstehende Aufgabe zu trainieren. Es muss laut, zornig und zwischendurch auch sehr amüsant gewesen sein. So jedenfalls hat es Spreng selbst später einmal zum Besten gegeben.“



    www.sueddeutsche.d...haftlich-1.4984759

    kurz - Ja. Wär man gern. Normal Schonn. Gellewelle.



    Die bayrische ähStotterbüxäh & der darmhessische Sprengsatz.



    Frauman gönnt sich ja sonst nix.



    &



    Immer im schön Klaus Theweleit - Hinterkopf. Newahr.



    “ Hintergrund: die schleichende Diekmannisierung der taz; und, auf das Fanmeilen-Wesen erweitert: die grob vorangetriebene Boulevardisierung des öffentlichen Raums. Das ist kein Klacks. Das Wörtchen Bild mit dem Zusatz „-Zeitung“ zu versehen, ist schon ein Verbrechen.…“ Normal Schonn.



    taz.de/Gaucho-Tanz...WM-Party/!5037365/

    Wohl wahr