Nachhaltigkeitspreis für Kommunen: Die Hoffnung auf Zukunft

Kiel und Buxtehude erhalten den diesjährigen Nachhaltigkeitspreis. Das hat zwar nur Symbolwert, zeigt aber: Kommunal muss mehr passieren.

Baustelle an einer Straße, im Hintergrund fahrende Autos

Bau- und Autolärm: Kiel macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer nachhaltigen Stadt Foto: Gernot Knödler

HAMBURG taz | Es ist nicht alles schlecht, soll der Deutsche Nachhaltigskeitspreis mit seiner öffentlichkeitswirksamen Verleihung klar machen. Oder zumindest: Es gibt sie noch, die Hoffnungsträger, die „ökologischen und sozialen Fortschritt“ schneller voranbringen als die anderen.

Mit Kiel und Buxtehude werden in diesem Jahr zwei Städte in Norddeutschland ausgezeichnet. Je 30.000 Euro erhalten die beiden Preisträger in den Kategorien Groß- und Mittelstädte, dafür dass sie überzeugend dargestellt haben, wie eine Kommunalpolitik aussehen könnte, die auch künftigen Generationen Raum zum Leben lässt.

Seit 13 Jahren wird der Preis in mehreren, durchaus ungewöhnlichen Kategorien verliehen. Ausgezeichnet werden nicht nur Kommunen, sondern auch einzelne Unternehmen, gelungene Architekturentwürfe, innovative Forschungsansätze oder auch neuartige Verpackungslösungen. Sonderlich utopisch oder auf grundlegenden Wandel zielend – danach klingt das alles nicht. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Konzerne wie Daimler und die BASF schon mal prämiert wurden.

Die Stiftung, die der Wissenschaftsjournalisten Stefan Schulze-Hausmann gegründet hat, um den Preis ausloben zu können, kooperiert eng mit der Bundesregierung. Im Kuratorium sitzen zwei Konzernvertreter – nicht gerade Menschen, die für einen radikalen Wandel stehen. Aber nachhaltig bedeutet ja nicht nur ökologisch und sozial, sondern auch ökonomisch nachhaltig.

Kommunen sind die größten Arbeitgeber

Der Preis für Städte und Gemeinden soll veranschaulichen: Kommunen sind zentrale Akteure, wenn Nachhaltigkeit nicht nur global gedacht, sondern auch lokal verwirklicht werden soll. Sie überhaupt in den Blick zu nehmen, ist gut.

Kommunen sind die größten Arbeitgeber, sind Energieversorger, Grund- und Immobilienbesitzer, Bildungsträger oder Gesundheitsversorger. Und da passiert besonders in Sachen Umwelt viel zu wenig. Das Primat der Wirtschaftlichkeit herrscht auch dort. Nicht nur fiese Privatunternehmen pfeifen im Zweifel auf die Umwelt.

Vor einigen Tagen zeigte eine europaweit durchgeführte Studie, dass durch Löcher in den städtischen Gasnetzen erstaunlich viel Methan in die Umwelt entweicht. Methan entfaltet eine deutlich stärkere Treibhauswirkung für das Klima als Kohlendioxid. ­Allein aus dem städtischen Hamburger Gasnetz gelangen 286 Tonnen Methan jährlich in die Umwelt, einfach weil die Lecks zu lange unentdeckt bleiben.

Mit ein paar mehr Angestellten, die die Rohre häufiger prüfen, ließe sich da schnell viel verbessern. Aber in den Kassen vieler Kommunen herrscht Ebbe. Da fällt besonders die Kür schwer – etwa, mal eben ein paar schicke Nachhaltigkeits­projekte aufzulegen. Gerade deshalb braucht es gerade auf kommunaler Ebene den Druck der Bürger*innen auf ihre Stadtvertreter*innen.

Denn tatsächlich lassen sich hier viel eher als auf der Landes- oder Bundesebene ganz praktisch Missstände beheben. Die Sprünge mögen nicht groß sein, aber immerhin sind Veränderungen im Kleinen besser zu sehen. Und es macht eine Kommune auf sozialer Ebene nachhaltiger, wenn Bürger*innen spüren, dass im Stadtrat auf Forderungen eingegangen wird.

Einen schmucken Preis gleich für ganze Städte mit hochgradig widersprüchlichem politischen Output auszuloben, braucht es dafür aber nicht. Keine Kommune wird nachhaltiger, weil es dafür einen hübschen Preis gibt – sondern nur, wenn sie Druck von ihren Bürger*innen bekommt.

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