Südafrika und Corona: Rückkehr zum Alkoholverbot
Südafrikas Präsident Ramaphosa lässt erneut Alkohol verbieten. Damit reagiert er auf die neuen Coronazahlen, die zuletzt angestiegen sind.
Präsident Cyril Ramaphosa kündigte das erneute Alkoholverbot am Sonntagabend an. Zu dem Zeitpunkt hatte die Zahl der bestätigten Covid-19-Toten in Südafrika 4.079 erreicht, 276.242 Infektionsfälle waren registriert. Schon am Montagabend waren die Infektionsfälle um über 11.000 auf 287.796 angestiegen – in absoluten Zahlen der vierthöchste Zuwachs der Welt an diesem Tag, hinter den viel größeren Staaten USA, Indien und Brasilien. Die Zahl der Toten stieg auf 4.172.
In seiner wöchentlichen Botschaft an die Nation betonte Ramaphosa am Montag, die Wiederzulassung des Alkoholverkaufs im Juni nach drei Monaten Verbot habe das Gesundheitswesen unter erheblichen Druck gesetzt, weil sich Notaufnahmen und Intensivstationen erneut mit Opfern trunkenheitsbedingter Verkehrsunfälle und Gewalttaten gefüllt hatten.
„Deswegen haben wir beschlossen, um die Kapazitäten der Krankenhäuser zu bewahren, den Verkauf, Ausschank und Vertrieb von Alkohol mit sofortiger Wirkung zu suspendieren“, sagte Ramaphosa.
Maskenpflicht und nächtliche Ausgangssperre
Nema Ramkhelawan-Bhana, Volkswirtin bei der Rand Merchant Bank, sagt der taz, die Maßnahme reflektiere ein gesundes Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen, die Wirtschaft anzukurbeln und das Gesundheitssystems zu schützen. „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, bevor man nach vorne geht“, sagt sie.
Neben dem Alkoholverbot ist in Südafrika auch wieder eine landesweit nächtliche Ausgangssperre verhängt worden, zudem eine Maskenpflicht. All dies, sagt Ramkhelawan-Bhana, sei keine Überraschung.
Der nationale Gesundheitsrat schätzt, dass diese Maßnahmen zusammengenommen über einen Zeitraum von acht Wochen 170.000 Krankenhaustage einsparen, 46.000 davon auf Intensivstationen. Dies setzt entsprechend Personal für Covid-19-Patienten frei.
Alkolverbot führt zu Plünderungen
In der südafrikanischen Gesellschaft ist das Verbot von Alkohol kontrovers. Das erste Verbot im März führte zu verbreiten Plünderungen geschlossener Getränkeläden, gerichtlichen Auseinandersetzungen und einem Aufblühen illegalen Verkaufs.
Ähnliche Vorfälle werden auch jetzt wieder gemeldet. In Kapstadt rissen Diebe das Sicherheitstor eines geschlossenen Getränkeladens weg, indem sie es an ihrem Auto befestigten und damit losfuhren, warfen dann Steine durch die Scheiben und versorgten sich mit Whiskyvorräten.
Am Dienstag wurden weitere Einschränkungen beschlossen. Alle Schulen in Südafrika sollen geschlossen bleiben, bis die Pandemie vorüber ist, verkündete die Lehrergewerkschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!