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Freiheitsstrafe für Thüringer PolizistenErschreckendes Tatbild

Es begann mit einer Verkehrskontrolle und endete mit einer Vergewaltigung. Jetzt wurden die thüringischen Beamten verurteilt.

Die zwei angeklagten Polizisten bei der Urteilsverkündung vor dem Landgericht Erfurt Foto: Martin Schutt/dpa

Erfurt dpa | Wegen sexuellen Missbrauchs unter Ausnutzung einer Amtsstellung in Tateinheit mit Vorteilsnahme sind zwei Polizisten vor dem Landgericht Erfurt zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das gesamte Tatbild sei erschreckend und zutiefst verstörend und geeignet, das Vertrauen in die Integrität der Polizei erheblich zu beeinflussen, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung am Montag. Rechtsmittel können noch eingelegt werden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Männer im Dienst Geschlechtsverkehr mit einer Frau in deren Wohnung im thüringischen Marlishausen hatten. Dorthin waren sie im September 2019 gefahren, um Ausweispapiere der gebürtigen Polin zu suchen. Bei einer Kontrolle zuvor hatten die Polizisten an der Echtheit der Dokumente gezweifelt.

Das Gericht hält es zwar für möglich, dass die Frau die Initiative für den Geschlechtsverkehr ergriff, dies aber aus einer Notsituation heraus tat, da sie sonst mögliche Konsequenzen für sich fürchtete.

Angeklagt wurden die heute 23 und 28 Jahre alten Männer wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung im besonders schweren Fall. Doch die Staatsanwaltschaft rückte in ihrem Plädoyer von den Vergewaltigungsvorwürfen ab und forderte zwei Jahre Haft auf Bewährung wegen sexuellen Missbrauchs von Gefangenen und behördlich Verwahrten unter Ausnutzung einer Amtsstellung. Die Verteidiger der Polizisten plädierten auf Freispruch.

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6 Kommentare

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  • Eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten.



    Für gemeinschaftliche Vergewaltigung.



    Als Polizisten.

    Da fährt ja jeder Steuerhinterzieher länger ein.

    • @Bolzkopf:

      wieso? Wenn man zu mehr als zwei Jahren verurteilt wird, muss man in den Knast und verliert alle beamtenrechtlichen Privilegien.

  • Männer mit Waffen am Gürtel können viel erzählen. Und wieso wird der Übersetzer nicht in seiner Wahrnehmung ernster genommen, der gesagt hat, die Frau war absolut verstört?

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Elli Pirelli:

      Der Übersetzer ist evtl. kein Psychater/Psychologe, seine Meinung daher lediglich eine Meinung. Wenn (!) die Staatsanwaltschaft korrekt gearbeitet hat, hätte sie das jedoch zum Anlass genommen ein Psychologisches Gutachten zu erstellen, incl. Betreuungsangebot.

      Die beiden Männer sind damit wenigstens ihren Job los und für 2 Jahre hinter Gitter. Es gab bei Vergewaltigung schon mildere Urteile..

  • Sehr verwirrend, wer da nun was gemacht hat. Die Frau den Männern aus Not Sex angeboten? Die Männer ihr den Sex aufgezwängt? Wir werden es wohl nie erfahren.

    • @Katrina:

      Bei Amtsmissbrauch ist es egal, ob die Frau Sex angeboten hat, um Nachteile zu vermeiden. Außerdem ist es Vorteilsannahme. Wie auch immer: das Amt ist man nach so etwas los!