Randalierende Jugendliche in Stuttgart: Politisches Motiv fehlt
Viele Clubs sind wegen Corona noch geschlossen. Das könnte ein Katalysator für die Gewalt am Wochenende in Stuttgart gewesen sein.
J unge Männer gehen in Stuttgart hemmungslos auf Polizisten und Rettungskräfte los. Es werden Geschäfte entglast und Handyläden geplündert. Der Prix-Markt bleibt seltsamerweise unberührt, offenbar lohnt da die Mühe nicht.
Auch CDU-Innenminister Thomas Strobl kann keine politische Motivation bei den Randalierern entdecken. Es gibt dafür auch keine Hinweise. Beispielsweise die Black-Life-Matters-Demonstrationen auf dem Cannstatter Wasen verliefen am vergangenen Wochenende friedlich. Die Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) sind die Einzigen, die angeblich gewaltbereite Linke für die Täter halten.
Was man drei Tage nach den Ausschreitungen wohl sagen kann: Katalysator für die Gewalt ist wohl die Tatsache, dass die Clubs in Stuttgart wegen Corona geschlossen sind und manche, die man früher wohl Halbstarke genannt hätte, in dieser partyarmen Zeit nicht wissen, wohin mit ihrer Körperlichkeit. Um also den Mob überhaupt irgendwie einordnen zu können, sprechen die Polizeibehörden – wohl auch viel zu pauschal – von einer Party- und Event-Szene.
Der Schlossplatz in Stuttgart wird schon lange an warmen Sommerabenden zu einer Partymeile, auf der man auch sieht, wie vielfältig Stuttgart entgegen dem Klischee ist. MigrantInnen, und Queere, SchülerInnen und StudentInnen, Jugendliche aus dem Umland, sie alle treffen in der Fußgängerzone und im Schlosspark aufeinander, um in normalen Zeiten in die Clubs und Gaststätten weiterzuziehen. Natürlich gibt es auch dort gelegentlich Rangeleien und Unruhe. Aber bisher hatte die Polizei das ohne auffällige Repression im Griff.
Offene Innenstädte, Gewalt gegen Frauen, Sicherung von Demonstrationsfreiheit, zu alldem, aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten kann man sich fragen: Was ist eigentlich die Antwort all jener, die jetzt ein pauschales Urteil über die Polizei fällen? Die Bilder aus Stuttgart zeigen ganz plakativ, wie pubertär diese Diskussion ist.
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