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"Wer weiß schon von den Tausenden verbrannter Dörfer in Weißrussland, wer kennt die KZs in Serbien und die Mordstätten zwischen Riga und Thessaloniki?"
Jeder der in der DDR im Geschichtsunterricht war und es nicht vergessen wollte.
@warum_denkt_keiner_nach? Das war auch im Westen, in den 60er Jahren Standard.
@97287 (Profil gelöscht) Wo sind Sie zur Schule gegangen?
In den 60ern wurde man zum Großteil noch von ehemaligen Nazis unterrichtet-da kann ich mich eher nicht an Unterricht erinnern, der KZ#s in Serbien usw. zum Inhalt hatte.
@warum_denkt_keiner_nach? Im Westen hat man es auch gelernt.
Und außerdem, dass Polen am krassesten unter der Nazi-Besetzung litt.
Wovon ich dagegen wirklich nichts gelernt habe, sind "die Qualen der US-Amerikaner".
@rero Zum Unterricht im Westen kann ich nichts sagen. Bin auf der anderen Seite zur Schule gegangen...
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kompromissvorschlag im Denkmalstreit: Erinnerung ist Pflicht
Das von den Nazis verursachte Leid in Ostmitteleuropa ist bisher kaum thematisiert worden. Ein Kompromiss im Denkmalstreit könnte das ändern.
Eine der von den Nazis zerstörten Städte Ostmitteleuropas: Minsk 1943 Foto: imago
Geschichte wird gemacht – oder eben nicht. Die Nazi-Besetzung Europas erhielt einen höchst unterschiedlichen Stellenwert in der Erinnerungspolitik in Ost und West. Die Qualen der US-Amerikaner, Franzosen und Briten wurden in der BRD gewürdigt, die der Sowjetsoldaten in der DDR. Wenig erfuhren beide Seiten Deutschlands hingegen über die Besetzung Ostmitteleuropas. Wer weiß schon von den Tausenden verbrannter Dörfer in Weißrussland, wer kennt die KZs in Serbien und die Mordstätten zwischen Riga und Thessaloniki?
Das wird sich jetzt endlich ändern. Der nun gemeinsam vom Deutschen Polen-Institut und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas entwickelte Vorschlag zur Einrichtung eines Denkmals und eines Dokumentationszentrums hat alle Chancen, akzeptiert zu werden. Historiker haben einen fein ziselierten Kompromiss gefunden, der eine Konkurrenz der Opfernationen verhindern will.
Am Beginn der Debatte stand ein „Polen-Denkmal“. Damit sollte an das besondere Leid erinnert werden. Zugleich barg dieser Vorschlag die Gefahr, dass sich andere Nationen zurückgesetzt gefühlt hätten, würde man ihnen kein Denkmal setzen. Damit drohte eine Denkmalinflation und die Renationalisierung von Geschichte, eine Rückbesinnung einzig auf die „eigenen“ Opfer und letztlich eine Verschleierung der Politik der Nazis, denen die Angehörigen all dieser Nationen als lebensunwürdig galten.
Der Gegenvorschlag, ein Dokumentationszentrums zu ergänzen, vermeidet diese Form der Historisierung. Der jetzige Kompromiss birgt freilich auch Tücken. Soll das Denkmal ausschließlich Polen gewidmet sein? Bei dieser Frage lassen die Initiatoren viel Raum für Interpretationen. Die weitere Diskussion kann auch fruchtbar sein. Am Ende wird hoffentlich ein neues Ensemble in der Mitte Berlins stehen, das mehr ist als ein Kranzabwurfplatz.
Man mag einwenden, dass das alles viel zu spät kommt. Die Täter sind längst verstorben. Die Erinnerung an ihre Opfer aber ist ein Verpflichtung, auch 75 Jahre danach.
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Kommentar von
Klaus Hillenbrand
taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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