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Zahl der Toten durch CoronaÜber Sterblichkeit

Deutschland scheint die Epidemie im Griff zu haben. Zahlen anderer Ländern lassen vermuten, dass viel mehr Menschen an Covid-19 sterben als bekannt.

Mehr Tote, als statistisch zu erwarten gewesen wären: Transport einen Covid-19-Opfers in Spanien Foto: Juan Medina/reuters

Berlin taz | Die Zahlen, die das Robert-Koch-Institut am Donnerstag veröffentlicht hat, klingen gut. Weitere rund 3.800 Menschen, schätzt das Institut, sind in Deutschland von einer Corona-Infektion genesen. Insgesamt stieg die Zahl damit nicht nur erstmals auf über 100.000 wieder Gesunde. Zudem sinkt die Menge der akut Infizierten weiter. Sie liegt nun unter 45.000, so wenig wie zuletzt Ende März. Im Laufe des April war sie zwischenzeitlich auf rund 65.000 gestiegen.

Dass dennoch längst nicht alles wieder gut ist, erkennt man am Blick auf die Todeszahlen. 215 Menschen sind laut Robert-Koch-Institut am Mittwoch an Covid-19 gestorben. Eine Zahl, die sich seit gut einer Woche mit Ausschlägen nach oben und unten Tag für Tag wiederholt. Insgesamt sind jetzt bereits mehr als 5.000 Todesopfer in Deutschland zu beklagen.

Im internationalen Vergleich ist das immer noch sehr wenig. Doch es ist fraglich, ob das so bleiben wird, da sich Bund und Länder auf eine weitgehende Lockerung der Coronamaßnahmen geeinigt haben. „Ich bedauere es sehr zu sehen, dass wir dabei sind, diesen Vorsprung vielleicht zu verspielen“, warnte etwa Christian Drosten, der Virologe von der Berliner Charité am Mittwoch im NDR-Podcast. Und er verweist auf ein Phänomen, das mittlerweile in vielen anderen Ländern deutlich sichtbar wird: die sogenannte Übersterblichkeit.

Der Begriff taucht in den letzten Tagen zunehmend in der Diskussion um die Auswirkungen des Coronavirus aus. Er beschreibt anhand statistischer Berechnungen, wie viele Menschen in einem bestimmten Zeitraum mehr sterben, als üblicherweise aufgrund der Zahlen aus der Vorjahren zu erwarten gewesen wäre.

Und diese Zahlen sind tatsächlich dramatisch, wie eine Recherche der New York Times zeigt. Deren anschauliche Grafiken belegen, dass die Mortalität in zehn untersuchten Ländern deutlich gestiegen ist. Offenbar führt die Corona-Epidemie dort zu deutlich mehr Todesfällen als bisher bekannt.

60 Prozent mehr Opfer in Spanien

Für Spanien wurde zum Bespiel errechnet, dass vom 9. März bis zum 5. April 19.700 Menschen mehr gestorben sind, als statistisch zu erwarten gewesen wäre. Nach den offiziellen Angaben des Landes wurden im gleichen Zeitraum aber nur 12.400 Covid-19-Tote gemeldet. Das legt die Vermutung nahe, dass es tatsächlich 60 Prozent mehr Corona-Opfer gab, die aufgrund fehlender Diagnosen aber nicht in der offiziellen Zählung auftauchten.

Noch dramatischer sind die Zahlen für die eh schon hart vom Coronavirus getroffene Stadt New York. Dort starben zwischen Mitte März und Mitte April viermal mehr Menschen als für die Jahreszeit üblich. Zu den für diesen Zeitraum offiziell genannten 13.240 Covid-19-Toten müsste man laut New York Times nochmal rund 4.000 hinzurechnen. Bei solchen Zahlen scheint der englische Fachbegriff für Übersterblichkeit mehr als angebracht. Er lautet „excess deaths“.

Wie bei Statistiken üblich muss man natürlich auch diese Zahlen mit Vorsicht genießen. So ist es möglich, dass die Übersterblichkeit zumindest zu einem gewissen Teil nicht durch unentdeckte Covid-19-Fälle zu erklären ist, sondern auch durch Nebeneffekte des Lockdowns, wie etwa die britische Times kürzlich vermutete.

Beispielloser Anstieg in Großbritannien

Die Financial Times kam am Mittwoch aufgrund von Zahlen des Büros für nationale Statistik jedoch auch für das Vereinigte Königreich zu einer dramatischen Hochrechnung. Selbst bei konservativer Schätzung, so die britische Zeitung, müsse man von über 41.000 Covid-19-Toten in Großbritannien ausgehen. Das ist mehr als doppelt so viel wie die offiziellen Zahlen. Der aktuelle Anstieg der Mortalität sei „beispiellos“ und deutlich stärker ausgeprägt als in einer üblichen Grippesaison, werden Fachleute zitiert.

Damit könnte auch das bisher vielfach von Kritikern der Lockdown-Maßnahmen genannte Argument hinfällig sein: die Behauptung, dass durch das neue Coronavirus auch nicht mehr Menschen ums Leben kommen als durch eine übliche Grippe.

Bisherige Zahlen ließen diese Argumentation durchaus zu. So zeigen etwa die Kurven des „European mortality monitoring“ (Euromomo), dass es europaweit auch während der Grippewellen rund um den Jahreswechsel 2016/2017 sowie im Frühjahr 2018 eine deutlich sichtbare Übermortalität gab. Anhand solcher Statistiken wurde zum Beispiel berechnet, dass die letzten beiden Grippewellen in Deutschland je über 20.000 Todesfälle verursacht hatten, obwohl nur maximal 1.600 Fälle durch Laboranalysen bestätigt waren.

Die Ausschläge der Euromomo-Kurven der letzten Wochen zeigen jedoch derart steil nach oben, dass klar ist: Durch Covid-19 werden die bisherigen Höchstzahlen übertroffen. Der Rekordwert lag bisher in der zweiten Woche des Jahres 2017. Für hatte Euromomo errechnet, dass durch eine Grippewelle europaweit knapp 14.000 Menschen starben als erwartet. Für die 15. Woche dieses Jahres wurde schon eine Übersterblichkeit von 19.000 angegeben. Ein Wert, der laut Euromomo sogar noch steigen dürfte, da noch nicht alle Daten asu den letzten Wochen komplett sind.

Die Übersterblichkeit sei „sehr substanziell“, schrieb das Euromoma in seinem am Donnerstag veröffentlichten Bulletin. Sie treffe vor allem die über 65-Jährigen, sei allerdings auch bei den 15- bis 64-Jährigen sichtbar.

Unter den 24 bei Euromomo aufgeführten Ländern gibt es große Unterschiede. Besonders extreme Übersterblichkeiten gibt es demnach in Italien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Belgien, Holland und Großbritannien.

Aber auch in Schweden, das wegen seiner Laissez-Faire-Politik von vielen Kritikern der Lockdown-Maßnahmen gelobt wird, steigt die Übersterblichkeit. Sie liegt hier mittlerweile ebenfalls auf Rekordhöhe. In den Nachbarländern Norwegen und Dänemark, die sehr rigide Regeln erlassen hatte, ist hingegen kein Ausschlag nach oben zu erkennen.

Bisher kein Effekt in Deutschland sichtbar

Für Deutschland gibt es bisher keine aktuellen Zahlen zur Übersterblichkeit. Zwar veröffentlichte das Bundesamt für Statistik kürzlich eine erste Sonderauswertung zu ersten Sterbefallzahlen des Jahres 2020. Darin heißt es, dass „aktuell noch keine Hinweise auf eine Übersterblichkeit durch Covid-19“ erkennbar seien. Allerdings wurden für diese Analyse auch nur die Zahlen bis zum 15. März ausgewertet. Bis dahin gab es laut Robert-Koch-Institut gerade mal 12 bestätigte Corona-Tote in Deutschland. Einen statistisch sichtbaren Effekt konnte die Epidemie da also noch gar nicht haben.

Aktuelle Zahlen findet man – erneut bei Euromomo – nur für die Bundesländer Hessen und Berlin. Diese Kurven lassen bisher keinerlei Anstieg erkennen. Warum das so ist, lässt sich mit letzter Sicherheit nicht erklären. Vielleicht hat Deutschland schlichtweg Glück gehabt. Wahrscheinlich lag es aber auch an den vergleichsweise früh erlassenen Kontaktbeschränkungen, die aber jetzt weitgehend aufgehoben werden.

Die Auswirkungen dieser Lockerungen werden sich bei den Infiziertenzahlen erst in ein bis zwei Wochen niederschlagen, bei der Zahl der Todesopfer dürfte es einen Ausschlag wohl frühestens Mitte Mai geben.

Der Virologe Drosten ist aufgrund der hohen Übersterblichkeit in Ländern wie Großbritannien schon jetzt äußert beunruhigt. „Uns wurde dies vor allem durch frühe und breit eingesetzte Diagnostik erspart“, twitterte Drosten. „Verspielen wir diesen Vorsprung nicht.“

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30 Kommentare

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  • Ich war heute mit maske und gummihandschuhen einkaufen um meine vorräte nach zwei wochen wieder aufzufüllen.



    die verkäufer*innen waren vorbildlicher und besser geschützt als vor zwei wochen sie sassen nun hinter hohen schutzwänden aus plastikfolie .die meisten aber nicht alle kund*innen hielten sich an das abstandsgebot,an das per lautsprecher regelmässig erinnert wurde..



    aber wieder sah Ich mehrere ältere menschen mit rollator und kleinen für sie nicht zu schweren einkaufstüten im supermarkt.



    wollten die staatlichen behörden nicht einen einkaufsservice für diese besonders gefährdeten personen organisieren,der ihnen jedes risiko so weit wie möglich erspart.



    in nrw funktioniert das zumindest in grossstädten offenbar noch nicht richtig.



    man kann sich in einer grossstadt -nicht darauf verlassen das nachbarschaftshilfe funktioniert

    die städtische verwaltung müsste sich darum kümmern,dass ältere menschen sich nicht mehr in gefahr begeben müssen

  • Es ist schon erschreckend,wie rücksichtslos mit Zahlen umgegangen wird. Dabei genügt die bloße Angabe der Opferzahl, damit sich jeder ein Bild von der Lage machen kann.



    Leider wird jedoch manipuliert, wie es die Sensationsverbreiter in der Presse gerade brauchen, also wählt man unsichere Zahlen, wie die Zahl der Corona-Toten, die wir einfach nicht erfassen können und jeder Manipulation Tür und Tor öffnen.

    Dabei ist noch ein etwas nebensächlicherer Effekt zu beachten: Wenn heute jemand "an" Corona" stirbt, dann fehlt er in der Regel in der zu erwartenden Statistik, meist kurze Zeit später. Da es meist Kranke und Ältere betrifft, gehen in der Regel nur wenige Lebensjahre "verloren".



    Wenn Assad seinen Untertanen Fässer und Amerikaner , Russen und Deutsche ihnen Kriegsmaterial verordnet, ist die Opferstatistik endgültig, ein peak der Anzahl taucht nicht als negativer peak kurze Zeit später wieder auf. Keinesfalls dumm wäre es also, wenn unsere Rüstungindustrie ihre Produktion auf Klopapier , Schutzmasken und zivile Gesundheitsversorgung ,und -Gesundheitsausbildung, umstellen würde. Auch Erntehelfer sind in der Landwirtschaft hoch willkommen und erhöhen eher den Gesundheitsstand.

    Reden wir also zukünftig von den Dingen, die wir alle verstehen und verwenden wir keine Fremdworte. "Übersterblichkeit" ist zwar ein deutsches Wort, dass den Kern trifft, aber klingt doch etwas verwirrend, toter als tot sind schließlich nur wenige. Einfach "zusätzliche Tote", darunter kann man sich leichter etwas vorstellen.



    Ich habe mehr als 3/4 meines Lebens hinter mir und bin deshalb nicht mehr so wertvoll wie meine jüngeren Mitmenschen. Selbst darf ich das doch wohl einmal aussprechen? Die gewinnorientierten Vertreter unserer Gesundheitsindustrie haben mir ohnehin mit einer MRSA-Infektion einen großen Teil meines Lebens und vor allem Lebensqualität geraubt.

  • Zumindest in HH sind Busse, Bahnen und Straßen wieder voll! Kaum einer hält noch irgendwelche Sicherheitsabstände ein!



    Das kann nur nach hinten losgehen...

  • Wenn ich bei Euromoma Graphs and Maps aufschlage, stelle ich fest dass die Kurve in der Spitze etwa 5000 Tote mehr als Anfang 1917 ausweist - für alle 22 europäischen Länder, die im Graph berücksichtigt sind.

    • 6G
      64836 (Profil gelöscht)
      @Gottfried Scherer:

      Die Kurve in diesem Jahr war sehr spitz, in 2017 viel breiter. Deshalb waren insgesamt 2017 mehr Leute in der sog Grippesaison gestorben. In Deutschland fiel die Grippesaison ja komplett aus dieses Jahr.

  • Hier in Deutschland werden wohl leider auch noch viel mehr Menschen an Covid-19 sterben. Seit letztem Montag scheint die Welt -zumindest hier in Niedersachsen- wieder in Ordnung. Familien essen Eis in der Innenstadt und schlendern durch den Park. Nachbarn empfangen im Garten wieder Freunde und Verwandte. Selten mit Gesichtsmasken. In im Supermarkt- ab Montag gilt immerhin Maskenpflicht - trägt kaum jemand diesen Schutz, auch nicht die Angestellten. Motto: Ist ja noch nicht Pflicht und das böse Virus kommt schließlich erst am Montag. Ich hoffe, das endet nicht schlimmer, als wir es uns in dieser “Lockerungsorgie” erlauben sollten.

    • @Festus Montag:

      Sind häuslihe Besuche in Niedersachsen wieder erlaubt, oder ist das noch illegal?

  • "Wie bei Statistiken üblich muss man natürlich auch diese Zahlen mit Vorsicht genießen." Richtig. Dazu möchte ich, grade mit dem Blick in die USA bzw. New York, darauf hinweisen, dass dort viele Menschen nicht krankenversichert sind (von der Bevölkerungsdichte mal zu schweigen). Was tut man, wenn man nicht versichert ist, also aus der eigenen Tasche bezahlt? Man geht vermutlich leider oft dann erst zum Arzt, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und dann könnte es eben auch schon zu spät sein, bei einer vorher vielleicht noch guten Prognose. Auch, dass in England wie den USA recht ignorante Menschen an der Regierung sind, die bestimmte Risiken nicht so richtig schnell ernst nahmen, sondern erstmal herunterspielten.



    "Vielleicht hat Deutschland schlichtweg Glück gehabt." Dazu gibt es vom RKI eine interessante Statistik, die besagt: "87 % der in Deutschland an COVID-19 Verstorbenen waren 70 Jahre alt oder älter [Altersmedian: 82 Jahre]) " www.rki.de/DE/Cont...c13776792bodyText2



    Lebenserwartung in Deutschland: Männer 78,5 Jahre, Frauen 83,3 Jahre



    de.statista.com/th...7/lebenserwartung/



    Ich möchte nichts kleinreden, aber diese Aspekte mit bedenken. Ich finde es richtig + wichtig, dass JEDES Leben und JEDER Mensch bestmöglich zu schützen sind, aber: DASS Menschen ab einem bestimmten Alter irgendwann sterben, wird mir viel zu sehr ausgeblendet in den derzeitigen Debatten.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @HopeDrone:

      Die Lebenserwartung betrifft die, die 2017/18 geboren wurden, dem Zeitpunkt an dem die Statistik erhoben wurde. Ich habe keine Ahnung wie die Lebenserwartung eines/er 1940 geborenen Individuums gewesen wäre.

      • @97287 (Profil gelöscht):

        Das kann man nachlesen: www.123-pensionier...stlebenserwartung/



        Mit anderen Worten, ein jetzt mit 81 Jahren an oder mit Covid-19 gestorbener Mann hätte noch 7.1 Jahre, die Frau noch gut 9 Jahre vor sich gehabt.

    • 7G
      7964 (Profil gelöscht)
      @HopeDrone:

      Völlig richtig - man kanns auch anders sagen: Es sterben jeden Tag im Schnitt etwa 3000 Menschen in Deutschland - an Altersschwäche, an Krankheiten oder an Verkehrsunfällen. Morgen auch wieder etwa 3000.



      Wir sind alle sterblich und da wir das nicht wahrhaben wollen, kann man uns so leicht Angst machen.

    • @HopeDrone:

      Nicht den Fehler machen, einfach von der durchschnittlichen Lebenserwartung auf die in einem gegebenen Alter noch zu erwartende weitere Lebenserwartung zu schließen. So wird oft gerechnet und dann bei 80-Jährigen behauptet, die wären ja sowieso bald gestorben. Falsch. Die Rest-Lebenserwartung verhält sich da etwas anders. So haben 80-Jährige Männer heute eine weitere Lebenserwartung von 8 Jahren, Frauen von 9,5 Jahren, also deutlich mehr als die durchschnittliche Lebenserwartung abzüglich des aktuellen Alters. Woran liegt das? Nun, mit zunehmendem Alter hat man gewisse Todesrisiken, die gehäuft in bestimmten Altersgruppen auftreten, bereits überlebt. Etwa den Weltschmerz-Suizid mit 16, den tödlichen Autounfall mit 25 oder den Stress-Herzinfarkt mit 50.

      • @Adam Weishaupt:

        Allerdings haben 80-jährige Hochrisikopatienten für Covid mit Übergewicht, Herzproblemen usw. ohne Covid auch schon eine kürzere Lebenserwartung als der Durchschnitt der Gleichaltrigen.

      • @Adam Weishaupt:

        Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Auch dafür war mein Hinweis, dass bestimmte Aspekte wenigstens mitgedacht werden ;-)

      • @Adam Weishaupt:

        Richtig und falsch zugleich. Zwar ist Ihr Einwand prinzipiell richtig, aber die tatsächlich Gestorbenen hatten ziemlich alle multiple Diagnosen, was eben schon auf eine weniger aussichtsreiche Lebenserwartung schließen lässt.

        Das Problem ist jetzt wirklich, dass Einzelfall-Aussagen sich nicht aus der Statistik ableiten lassen.

  • "Wahrscheinlich lag es aber auch an den vergleichsweise früh erlassenen Kontaktbeschränkungen, die aber jetzt weitgehend aufgehoben werden."

    Wie bitte? Die Kontaktbeschränkungen (1,5m Mindestabstand, nicht mehr als zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten an einem Ort) bestehen unverändert weiter. Nur die Schließungen von Einzelhandel und Schulen werden allmählich gelockert - was bei Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln wohl kaum zu einem dramatischen Anstieg der Infektionen führen dürfte.

    • Gereon Asmuth , Autor des Artikels, Ressortleiter taz-Regie
      @micha.w:

      Waren Sie in den letzten Tagen mal draußen vor der Tür, zB. in einem Einzelhandelsgeschäft? Und hat Sie da irgendwen gesehen, der sich konsequent an die Abstandregeln gehalten hätte?

      • @Gereon Asmuth:

        Schließe mich hier der Beobachtung Micha W.s an. Auch in meinem Stadtteil in S-Nord ist weiterhin alles auf Abstand und mehr als die Bestätigung der Regel durch die Ausnahme nicht zu sehen. Ab 20 Uhr ist es beim Gassigang ähnlich einer Geisterstadt. Der Hund bekommt langsam richtig Paranoia, weil selbst ihm das auffällt. Zudem sieht man immer mehr Mundschütze. Vielleicht hätte man deren Nutzen betonen sollen, anstatt aus verschiedenen Gründen darüber zu lügen. Damit hätte es breitere Einsicht und Akzeptanz dafür gegeben.

      • @Gereon Asmuth:

        Beides: ja. Das läuft hier in Schöneberg überwiegend ganz gut.

        Aber um die Frage der Einhaltung oder Nichteinhaltung der Vorschriften ging es mir gar nicht. Sie behaupten in ihrem Artikel, die Kontaktbeschränkungen würden "weitgehend aufgehoben". Das ist falsch, die Beschränkungen bleiben bestehen - ganz unabhängig davon, ob sie auch eingehalten werden (werden sie meiner Beobachtung nach ganz überweigend) oder nicht.

        • @micha.w:

          (Eine Beschränkung ist hier in Berlin allerdings diese Woche zum Glück tatsächlich gefallen: Die völlig überflüssige Ausgangssperre, die unser Senat ohne irgendeine Begründung zusätzlich zu den zwischen Bund und Ländern vereinbarten Kontaktbeschränkungen eingeführt hatte, ist aus der neuesten Version der Berliner Coronaverordnung sang- und klanglos verschwunden - vermutlich weil sie offensichtlich unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig war)

  • Ja, der Unterschied zw "Mortalität" & "Letalität" ist signifikant.



    Das zeigt, nicht nur in diesem "Teilbereich" unsere Wissenslücken.



    MMn. ist es erst mit Abstand von einigen Monaten, besser 1 Jahr möglich, genaue Zahlen zu ermitteln.



    .



    Aber mal grundsätzlich, was wissen wir denn wirklich? Was kommt in den nächsten Monaten auf uns zu ?



    a. Wir haben ein hochansteckendes Virus.



    b. Es gibt dagegen KEINE Medikamente, Impfung.



    c. Alle Zahlen darüber (Ansteckung, Mortalität, usw. sind nicht valide.



    Was brauchen wir?



    a. Valide Zahlen über Erkrankte, Tote, Infektionsverläufe ...



    b. Belastbares Wissen über Virus, Antikörper, usw.



    c. Breiten-Tests die auf belastbaren stat. Niveau sind!



    Um zum Status "quo ante" zurückzukehren wäre unumggänglich?



    a. Früherkennung JEDER Neuinfektion & Quarantäne der Betroffenen



    b. Heil-Mittel zur Behandlung der Erkrankten



    c. Eine Möglichkeit zur Impfung, um große Gruppen zu immunisieren



    .



    Das alles haben wir NICHT & ist, selbst bei positiven Annahmen, NICHT vor 12-18 Monaten zu erwarten!



    Ernüchterndes Faziz: Wir haben es geschafft, einen Zusammenbruch unserer Gesundheitsinfrastruktur zu verhindern, SCHÖN, mehr aber nicht!



    .



    Wer glaubt, "Quo ante" wäre jetzt möglich, riskiert die nächste Welle.



    Wir werden mit massiven Einschränkungen freiwillig lange s.o. leben MÜSSEN!



    .



    Brummt Sikasuu

    • @Sikasuu:

      naja...



      das ist schon recht wichtig und gut, das unser gesundheitssystem noch weit nicht im roten bereich ist...



      sicher muss man sehr vorsichtig sein, aber auf die dauer können wir ohne produktion keine 80 millionengesellschaft ernähren...

  • 6G
    64836 (Profil gelöscht)

    Tut mir leid, die Zahlen kann ich nicht nachvollziehen. Einfach mal auf euromomo.eu vergleichen, wie die Sterblichkeit in den vergleichbaren Perioden 2017/18 war, die Übersterblichkeit ist sehr ähnlich zu der bei vergangenen Grippewellen. Das ist die offizielle Methode, die Grippetoten zu bestimmen, und nicht Zahlen von auf Covid getesteten heranzuziehen.



    In Deutschland unterdurchschnittlich, Spanien und Italien max leicht höher. Zum Lockdown mehren sich die Analysen, die darauf hinweisen, dass es keinen positiven Effekt gibt. Schweden und die Staaten USA, die den Lockdown vermieden haben, stehen nicht schlechter da.



    Siehe z.B. für die USA www.spiked-online....r-these-lockdowns/

    Zusammengefasst: der Lockdown hat sehr wahrscheinlich keinen großen Einfluß, keine überdurchschnittliche Sterblichkeit.

    • @64836 (Profil gelöscht):

      Gerade der Vergleich von Schweden mit Dänemark zeigt den positiven Unterschied durch den Lockdown recht deutlich. Der Vergleich der Statistiken auf www.worldometers.info/coronavirus/ könnte kaum klarer ausfallen: Die Kurve der aktiven Fälle knickt bei Dänemark stark ab, während sie bei Schweden weiter steigt. Die Kurve der Todesfälle flacht sich für Dänemark langsam ab, während sie für Schweden stark steigt. Zudem sind in Schweden pro 1000000 Einwohner fast dreimal mehr Menschen an Covid-19 gestorben als in Dänemark.

      Der verlinkte Artikel vergleicht nur die Gesamtfälle pro 1000000 Einwohner, welche am 17.04. wohl nicht sehr weit auseinander lag. Aber abgesehen davon, dass Schweden eine erheblich höher Dunkelziffer zu haben scheint (siehe Todesstatistik), divergieren auch diese Zahlen mittlerweile.

      Für die Behauptung, dass der Lockdown *keinen* positiven Effekt hat, Schweden und Dänemark als Beispiel heranzuziehen, ist unpassend.

    • @64836 (Profil gelöscht):

      Da kommt Patrick Gensing auf tagesschau.de bei gleicher Quelle zu einem völlig anderen Ergebnis.



      www.tagesschau.de/...blichkeit-101.html



      Wie erklären sie sich das?

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Fezi:

        Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Fakten.

        Die Moderation

  • Die zitierten Nebeneffekte des Lockdowns hätten mich auch intressiert.

  • So geht man also mit den statistischen Hinweisen darauf um, dass die tatsächliche Sterblichkeitsrate vermutlich niedriger ist, als zu Beginn der Pandemie angegeben. Kurzerhand umdeuten und das Gegenteil behaupten. Nagut, dann halt hinein in die neue Zeit, irgendwie stehen die Menschen gerade darauf.

    • @Hampelstielz:

      Die vermutete Sterblichkeitsrate ist wie der Name schon vermuten lässt geraten (:-)). Die Übersterblichkeit kann ggf. helfen die Sterblichkeit im Nachhinein besser einzuschätzen (wenn man gleichzeitig auch die Anzahl der Infizierten kennt. Auch scheint es so zu sein, dass die verschiedenen Mutationen des Coronavirus zu unterschiedlichen Sterblichkeitsraten führt. So würde sich auch erklären, warum in Italien die Sterblichkeit erheblich über der in Deutschland liegt. All dies wird man in ein paar Jahren genauer wissen. Bisher ist es eine Mischung aus Glaskugellesen und Statistiken interpretieren.

  • Tippfehler!!1!!11!

    Er lautet: excess deaths

    Das c fehlt.