Neue Studie zu E-Mobilität: Ladesäulen werden knapp
Experten warnen vor einem Mangel an Ladepunkten. Gegenden mit vielen Mehrfamilienhäusern seien besonders betroffen.
Es sind erfreuliche Zahlen für die Hersteller von Elektroautos: Nachdem die Ziele in der Vergangenheit stets verfehlt wurden und die Zulassungszahlen lange stagnierten, gibt es aktuell einen klaren Trend nach oben: Im März wurden nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie fast 20.000 Pkw mit Elektroantrieb neu zugelassen.
Das entspricht einem Anteil von über 9 Prozent an den Neuzulassungen, fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. Gut die Hälfte davon waren reine Elektrofahrzeuge, knapp die Hälfte sogenannte Plug-In-Hybride, also Autos, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor an Bord haben und an der Steckdose geladen werden können.
Setzt sich dieser Trend fort, könnte das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 mindestens 7 bis 10 Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen, durchaus erreichbar sein. Doch dann droht vor allem in den Ballungsräumen ein neues Problem: zu wenig Ladepunkte. Davor warnen die Deutsche Energieagentur und die Prognos AG in einer Studie im Auftrag des Energieunternehmens EnBW, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Diese sieht je nach Art der Wohnung große Unterschiede: Für Menschen, die in Ein- oder Zweifamilienhäusern leben, dürfte das Laden von E-Autos kein Problem sein. Denn dort lässt sich ein Ladepunkt meist ohne größeren technischen und finanziellen Aufwand auf dem eigenen Grundstück installieren. Die Kosten werden auf durchschnittlich 2.000 Euro geschätzt.
Schwierig wird es in der Stadt
Deutlich schwieriger ist die Lage in Gebieten, in denen die Menschen überwiegend in Häusern mit vielen Wohnungen leben. Dort wird ein Großteil der Fahrzeuge im öffentlichen Raum geparkt; und selbst wenn es private Stellplätze etwa in Tiefgaragen gibt, sind die rechtlichen und finanziellen Hürden zur Installation von Ladepunkten deutlich höher.
Deshalb rechnen die Studienautoren damit, dass dort im Jahr 2030 zwischen 0,6 und 1,1 Millionen private Ladeplätze fehlen werden. Doch vor allem in Gegenden mit hoher Kaufkraft, in denen sich Elektroautos schneller durchsetzen dürften, kann es auch schon früher knapp werden, erklärte EnBW-Vertriebschef Timo Silober. „Bereits ab dem Jahr 2022 ist regional mit Engpässen an öffentlich zugänglichen Ladestationen zu rechnen.“
Um Abhilfe zu schaffen, schlagen die Autoren vor, das Netz an öffentlichen Ladesäulen deutlich stärker auszubauen, und regen an, auf halböffentlichen Parkplätzen und Garagen eine Mindestanzahl an Ladepunkten vorzuschreiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Geschlechtsidentität im Gesetz
Esoterische Vorstellung
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Protest in Unterwäsche im Iran
Die laute Haut
T.C. Boyle zur US-Präsidentschaftswahl
„Halb Amerika schwelgt im Hass“