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Seltene Schildkröte in Zoo geschlüpftDie Rückkehr der Spinnen-Turtle

Der Lebensraum der madagassischen Spinnenschildkröte ist bedroht. In Hannover sorgt ein frisch geschlüpftes Exemplar daher für große Freude.

Wer ist süßer? Die kleine Schildkröte macht im Zoo die Kinder froh. Und Erwachsene ebenso Foto: Erlebniszoo Hannover

Sie ist 10 Gramm schwer, so groß wie ein Gummibärchen und am 15. Februar geschlüpft: die jüngste Madagassische Spinnenschildkröte im Zoo von Hannover.

Das ist eine kleine Sensation. Monatelang wurde das drei Zentimeter hohe Schildkrötenei liebevoll von den Tierpfleger*innen betreut. Denn bis eine Madagassische Spinnenschildkröte schlüpft, vergehen mindestens 300 Tage Brutzeit. Zudem legt jedes Weibchen nur ein Ei im Jahr – im Gegensatz zu anderen Schildkrötenarten, die pro Gelege mehrere Eier im Sand vergraben.

Dafür kann sie, wenn sie zur Welt kommt, schon alles, was eine Madagassische Spinnenschildkröte zum Überleben braucht. Zum Beispiel auf ihren vier Füßen laufen und auf Nahrungssuche gehen.

Sie ist eine Feinschmeckerin: Am liebsten mag sie Wildkräuter, junge Früchte und Blüten. Weil es im hannoverschen Terrarium mit Wildkräutern dürftig aussieht, sammeln die Tierpfleger*innen jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit Spitzwegerich und Löwenzahn. Das gefällt ihr.

Bedrohte Überlebenskünstlerin

Wenn sie nicht durch den Zoo von Hannover spaziert, hält sie sich am liebsten im Südwesten von Madagaskar auf. In Hannover ist es ihr eigentlich zu grün. Viel lieber mag sie Dornenbüsche und trockene Wälder. Bei Trockenperioden vergräbt sich die Madagassische Spinnenschildkröte im Sand und wartet dort bis zu sieben Monate auf die nächste Regenzeit – ohne Nahrung und Wasserzufuhr. Das 12 Zentimeter große Tier speichert in seinem Inneren ausreichend Wasser, um über die Runden zu kommen.

Trotzdem ist die Überlebenskünstlerin vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion. Ihr größter Feind: der Mensch. Neben illegalem Tierhandel macht ihr der schrumpfende Lebensraum zu schaffen. Ohnehin liegt ihre Heimat auf einem nur 50 Kilometer schmalen Küstenabschnitt im Südwesten der ostafrikanischen Insel. In den letzten Jahren weicht die Savannenlandschaft jedoch Ölpalmen, Bananen- und Sojaplantagen. Ihr eher behäbiges Fortpflanzungsverhalten tut sein Übriges.

Umso größer ist im Zoo von Hannover die Freude, als Tierpflegerin Sylvia (ihren Nachnamen möchte sie nicht veröffentlicht haben) den Nachwuchs am Morgen des 15. Februar im Brutkasten erblickt. „Wenn man eine so seltene Tierart hat, freut man sich wirklich sehr und der Buschfunk sorgt dafür, dass gleich der ganze Zoo Bescheid weiß“, erzählt Pressesprecherin Yvonne Riedelt entzückt, „das ist schon der Wahnsinn, dass so ein winziges Tier aus dem Ei schlüpft und sofort loskrabbeln kann.“

Ein Plätzchen im Tierpflegerbüro

Bis ihr Panzer voll ausgebildet ist, darf die kleine Schildkröte noch im Büro der Tierpfleger*innen bleiben. Dort wird sie nicht nur gefüttert, sondern auch regelmäßig gebadet.

Einen Namen hat das Jungtier noch nicht. Der wird erst ausgesucht, wenn das Geschlecht der kleinen Schildkröte erkennbar ist. Und das kann bis zu fünf Jahre dauern.

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4 Kommentare

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  • 0G
    00879 (Profil gelöscht)

    Arme kleine Schildkröte! Es bricht mir das Herz so noch so eine Nachricht über die Bedrohung der Tieren zu sehen, sogar wann sie nur ein natürlichen inhärenten Teil unseres Ökosystems sind. Obwohl in letzter Zeit viel von Naturschutzorganisationen wie dem WWF getan wurde, insbesondere beim Schutz und bei der Erhaltung von Spitzmaulnashorn, bleibt das Problem immer noch und für eine große Vielfalt anderer Lebewesen. Und wir Menschen sind dafür verantwortlich, jedes Mal, wenn wir Nutella oder etwas essen. Palmöl ist eines der größten Probleme. Wir sind im Laufe der Jahre von diesem so abhängig davon geworden, dass es als Konservierungsmittel in einer Menge von im Laden gekauften Lebensmitteln/Shampoo verwendet wird. Ehrlich gesagt weiß Ich nicht, was die richtige Lösung dafür ist, außer um unseren Verbrauch so viel wie möglich zu minimieren, was keine einfache Sache ist. Aber immer noch, müssen wir doch versuchen! Viele kleine Schritte zusammen machen Fortschritt. Bitte bemühen Sie sich um die Verpackung zu lesen, immer wenn Sie einkaufen gehen. Die Welt, die Tieren werden sich Sie bedanken. Ich danke Ihnen!

  • Soso, eine Sensation?! Eine Sensation wäre es, wenn der Lebensraum in Madagaskar geschützt würde. Die liebevolle monatelange menschliche (!!) Eibetreuung in Hannover sollte für madagassische Schildkröten unnötig sein.

    • @kommentomat:

      Genau ... Zoos können in der Breite für Artenschutz und ökologische Zusammenhänge sensibilisieren (einige machen das ganz toll), aber keinen konkreten Schutz leisten. Der Artikel führt leider ungewollt vieles vor, was zu kritischem Journalismus fehlen kann.

  • 1. "In den letzten Jahren weicht die Savannenlandschaft jedoch Ölpalmen, Bananen- und Sojaplantagen. "



    wenn madagaskar mit dem schutz seiner biodiversität mehr geld verdienen könnte als mit "Ölpalmen, Bananen- und Sojaplantagen." wäre diese schildkrötenart nicht bedroht.europa ist reich.die reichen sind gemäss dem leistungsfähigkeitsprinzip dazu verpflichtet mehr zum schutz der globalen öffentlichen güter -zu denen auch die biodiversität gehört beizutragen als die armen.warum pachten wir nicht einfach die heimat dieser seltenen schildkrötenart und andere für die erhaltung der biodiversität des planeten besonders wichtige gebiete für einen zeitraum von hundert jahren.

    2.alternativ könnte man einen globalen umverteilungsmechanismus installieren der mit bedingungen verbunden ist..und die mitwirkung beim schutz der biodiversität zu einer der bedingungen machen die erfüllt werden müssen damit die gelder fliessen

    3.am besten ist es tiere und pflanzen da zu schützen wo sie leben.wenn das aber misslingt oder zu misslingen droht so müssen zoologische und botanische gärten für das überleben bedrohter arten sorgen.



    dafür brauchen sie mehr land mehr geld und mehr personal.ausserdem müssen sie sich stärker spezialisieren.



    sie sollten aus dem haushalt des jeweiligen staates finanziert werden und nicht durch eintrittsgelder



    dass ist sozial gerechter,denn die eintrittsgelder schliessen die armen aus.die zoologischen und botanischen gärten sollen auch dazu beitragen alle bürger*innen zur achtung vor nicht-menschlichem leben und zum natur und klimaschutz zu erziehen.sie haben einen diesbezüglichen bildungsauftrag-