piwik no script img

Problematische WeihnachtsbäumeVom Winde verweht

Unsere Autorin ärgert sich über die BSR, die es seit Wochen nicht schafft, in Pankow die Weihnachtsbäume von den Straßen einzusammeln.

So sollte es eigentlich sein, ist es aber leider nicht überall in Berlin Foto: picture alliance/Daniel Naupold/dpa

Es ist jedes Jahr ein Problem. Aber dieses Mal ist es anders. Krasser irgendwie. Dabei hatte es in den letzten Jahren schon Fortschritte gegeben.

Worum es geht: Jedes Jahr Anfang Januar legen wir unsere Weihnachtsbäume vors Haus. An den darauf folgenden zwei Donnerstagen sollen die Bäume dann planmäßig abgeholt werden.

Ich wohne in dieser ruhigen Seitenstraße schon 13 Jahre, oft hat das nicht so geklappt. Dann lagen die Bäume auch noch nach dem zweiten Donnerstag vorm Haus. Über ein spezielles Weihnachtsbaum-Online-Formular konnte ich sie bei der BSR als „Nachzügler“ melden. Und maximal 48 Stunden später kam ein großes orangefarbenes Auto und holte sie ab. In den letzten zwei, drei Jahren war dieses Prozedere nicht mehr nötig. Da wurden sie pünktlich eingesammelt.

Äh, Mariä Lichtmess?

Es gibt Traditionen in Deutschland, die sich nach dem Kirchenkalender richten. Auch, wenn viele diesen Zusammenhang gar nicht mehr kennen. Der Weihnachtsbaum wird bei den meisten erst am 24. Dezember aufgestellt. Klar, Heiligabend. Und am 6. Januar kommt er raus. Da ist Heilige Drei Könige. Und dann gibt es noch einen dritten Tag, in Berlin eher unbekannt. Das ist Mariä Lichtmess. Vierzig Tage nach Weihnachten, am 2. Februar, endete damit bis zur Liturgiereform 1969 in der katholischen Kirche offiziell die Weihnachtszeit. Spätestens an diesem Tag wurden Krippen und Weihnachtsbäume weggeräumt.

Aber all das ist im atheistischen Berlin natürlich völlig ohne Belang. Während der evangelische Pastor im Haus gegenüber immer am 2. Februar seinen Herrnhuther Stern abhängt, liegen die Weihnachtsbäume nach wie vor auf dem Bürgersteig. Allein in unserer Straße mindestens 15 Stück.

Öfter habe ich das ab Mitte Januar der BSR gemeldet. Jetzt schildere ich das Problem telefonisch. „Sie können das über unsere Online-Plattform melden“, sagt mir eine freundliche Dame und ist ganz erstaunt, dass das bislang so erfolglos war. „Na ja, die normale Müllabfuhr kann die auch mitnehmen, aber nur, wenn sie Kapazitäten haben.“ Die haben sie aber offenbar nicht. Und mit einem „Da können Sie jetzt leider gar nichts machen außer warten“ beendet sie unser Gespräch. Der Wind weht die Bäume auf die Straße. Jugendliche werfen sie in unseren Vorgarten. Ich stapele sie wieder auf dem Fußweg. Mehrmals wöchentlich.

Der nächste wichtige Tag im Kirchenkalender ist Aschermittwoch. Der fällt dieses Jahr auf den 26. Februar. Wir sehen dem mit Spannung entgegen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Es ist wie mit der Hundescheisse, der Berliner lässt seinen Dreck liegen und erwartet dass die BSR ihn dann entsorgt.



    Ich hab zwar keinen Weihnachtsbaum um ihn auf die Straße zu schmeißen, kann aber jede Menge anderen Müll daneben legen. Sie könnten den Müll in den Zoo bringen oder zerkleinern und in den Hausmüll tun , oder wie der Herr Pastor sich einen Herrenhuter Stern zulegen. Wieso kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass die Müllabfuhr extra wegen Ihres Baumes unentgeltlich antanzen soll

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Weil es die BSR und die Stadt so anbieten, sie Kretin!

  • Nun ja wer sich noch geschmückte Baumleichen für 2-3 Wochen maximal in die Wohnung stellt kann die Leiche in Berlin dann auch getrost selbst entsorgen bei einem der schönen Feuer. (z.B. Wagenburg Lohmühle).

  • Das ist ja ein Skandal sondergleichen!

    Und das in einer Stadt wie Berlin, in der sonst alles picobello ist. Am Kotti etwa könnte man die Currywurst oder den Döner direkt von der Straße essen.

    Wir müssen die Zivilgesellschaft wachrütteln.

  • Nun wäre Berlin aber selbst dann, wenn's nicht atheistisch wäre, nicht katholisch. Es war hier noch nie üblich, den Baum bis Lichtmess stehenzulassen. In meiner Straße jedenfalls liegen nur noch die Bäume, die in den letzten zwei Wochen rausgeworfen wurden, lange nach dem in Berlin und Brandenburg traditionellem Zeitraum.