Kommentar Benno Schirrmeister über Laye Condé: Wir sind verantwortlich
Nichts wird gut. Wie könnte es. Aber es wird immerhin besser: Bremens Polizei hatte bis vor 15 Jahren, also bis zum Tod von Laye-Alama Condé, für die Aufklärung von alles in allem eher läppischer Straftaten auf Folter gesetzt. Daran durch einen Gedenkort zu erinnern, so wie es der rot-grün-rote Koalitionsvertrag vorsieht, ist richtig und wichtig, auch wenn das Erinnern nichts heilt. Wie sollte es?
Natürlich kann ein Gedenkort weder den psychischen noch den physischen Schaden kompensieren, den Verdächtigte durch diese von Henning Scherf initiierte Praxis erlitten haben. Ein derart offizielles Erinnern kann auch nicht den erschreckend brutalen Zynismus wettmachen, mit dem das Land Bremen, also wir, vertreten durch den seinerzeitigen Innensenator Thomas Röwekamp, den in Polizei-Obhut ertränkten Condé noch verhöhnt hat, um die menschenrechtswidrige Art der Beweismittelsicherung über den Tod hinaus zu verteidigen.
Aber das öffentliche Gedenken zu institutionalisieren, kann den öffentlichen Charakter dieser Tat wach halten: Es war unsere Polizei, unsere demokratisch gewählte Regierung, die Menschen massenhaft misshandelt haben. Es ist unser Rassismus, der Condé getötet hat. Wir sind daran vielleicht nicht schuld. Aber dafür verantwortlich. Das kann ein solcher Gedenkort vor Augen führen. Damit wir uns bessern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen