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Weltklimagipfel in MadridAktivismus ist anderswo

Die erste Woche des Weltklimagipfels geht mit Protesten zu Ende. Wie erwartet gibt es bisher keine nennenswerten Fortschritte.

Erde an Klima – am Donnerstag auf dem UN-Gipfel in Madrid Foto: reuters

Madrid/Berlin taz | Die erste Woche des Klimagipfels COP 25 in Madrid endet mit einer Großdemonstration. An diesem Freitag führt Greta Thunberg einen „Marsch für das Klima“ durch die Straßen der spanischen Hauptstadt an. An ihrer Seite werden sich Klimaaktivist*innen und ­Ver­tre­ter*innen der indigenen Völker Lateinamerikas einreihen.

Die Demonstrierenden fordern von den Delegierten des Klimagipfels echte Schritte gegen den Klimanotstand und wollen die öffentliche Aufmerksamkeit auf den globalen Süden lenken. Die drohe verloren zu gehen, seitdem die UN die Klimakonferenz auf Bitten Chiles hin vor einem Monat von San­tiago de Chile nach Madrid verlegt hat. 850 Organisationen von beiden Seiten des Atlantiks unterstützen den Protest unter dem Motto: „Die Welt erwacht angesichts des Klimanotstands.“

Mit ihren Forderungen rennen die Protestierenden bei den Vereinten Nationen allerdings offene Türen ein. Denn an der UNO liegt es am allerwenigsten, dass die Klimaverhandlungen zäh wie Kleister voran­gehen. Zu Beginn des Gipfels hatte UN-Generalsekretär ­António Guterres sogar wieder einmal in einem dramatischen Appell vor allem die G20-Staaten aufgefordert, endlich mehr für den Klimaschutz zu tun.

Die Verlegung der COP nach Madrid wiederum stößt unter den gegebenen Umständen bei vielen Delegierten auf Zustimmung. Die Organisation des Treffens mit knapp 30.000 Teilnehmern laufe ohne Probleme, heißt es. Das sei angesichts der kurzen Zeitspanne – Madrid hatte nur einen guten Monat für die Vorbereitung – beeindruckend, heißt es lobend von vielen Seiten.

„Der Süden wird erneut vergessen“

Für den Klimamarsch werden über 100.000 Teilnehmer*innen erwartet. Insgesamt haben die Veranstalter in Madrid 1.300 Schlafplätze für Besucher von der anderen Seite des Atlantiks vorbereitet. „Es war ein Fehler, den Gipfel nach Madrid zu bringen. Der Süden wird erneut vergessen“, sagt Samuel Martín-Sosa, Sprecher des alternativen „Sozialen Klimagipfels“, der am Sonntag ebenfalls in Madrid beginnt.

Für den Klimamarsch werden über 100.000 Teilnehmer*innen erwartet

„Es muss darum gehen, die Verantwortlichen zu benennen. Manchmal wird das Thema Klima behandelt, als würden wir alle im selben Boot sitzen“, sagt Martín-Sosa. Doch das sei nicht wahr. Fossile Brennstoffe hätten Besitzer mit Namen und Nachnamen. Länder des Nordens konsumierten mehr als andere. Darum gehe es auf dem Gegengipfel.

Der „Soziale Klimagipfel“ wird von 500 NGOs, Umwelt- und Klimagruppen, den großen Umweltverbänden und Gewerkschaften von beiden Seiten des Atlantiks unterstützt. Auch Aktivist*innen von Fridays for Future, Extinction Rebellion oder die Vereinigung Indigener Völker sind dabei. „Es sollte ein COP Lateinamerikas sein. Deshalb bringen wir unsere Stimmen hierher“, erklärt die Sprecherin von Friday for Future Chile, Ángela Santiago. „Die indigenen Völker waren nie an den Verhandlungen beteiligt“, sagt Juan Antonio Correa, Sprecher des Stamms der Mapuche aus Chile. Beide sind in Madrid, um einen „sozial gerechten Klimaschutz“ zu fordern.

Kostenpunkt: 60 Millionen Euro

„Normalerweise braucht es ein Jahr, um einen Alternativgipfel vorzubereiten“, sagt Martín-Sosa. In Chile stand bereits das komplette Alternativprogramm. Das alternative Treffen in Madrid wird deshalb gleichzeitig an mehreren Orten stattfinden. Während die COP 25 nach Schätzungen der spanischen Regierung 60 Millionen Euro kosten wird, verfügen die Veranstalter des Gegengipfels über Spenden in Höhe von 90.000 Euro. Die Alternativveranstaltungen werden bis zum Abschluss der COP 25 am 13. Dezember dauern.

Ein Teil, wie etwa das Treffen indigener Völker aus ganz Lateinamerika, wird trotz des Umzugs der COP nach Spanien in Santiago de Chile stattfinden. Streaming per Internet soll die Veranstaltungen verbinden. Auf der offiziellen Konferenz wiederum machten die Delegierten in der ersten Woche wie erwartet keine großen Fortschritte. Die Debatten drehen sich vor allem um drei große Themen: Die Entwicklungsländer fordern einen offiziellen Finanzierungsmechanismus für „Verluste und Schäden“, die aus dem Klimawandel entstehen.

Die Verhandlungen darüber, die eigentlich schon abgeschlossen sein sollten, wurden verlängert. Dann gibt es weiter große Differenzen darüber, ob und wie CO2 zwischen Staaten und Unternehmen auf internationalen Märkten zu handeln sein soll. Und schließlich drängen arme Länder und Klimaschützer – darin einig mit dem UN-Generalsekretär – darauf, dass die Industrieländer noch 2020 höhere Ziele für neue Klimapläne vorlegen. Davon ist aber derzeit nichts zu sehen. Und die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, erklärte dann auch: „Das steht nicht auf der Agenda, also erwarten wir spezifisch dazu auch keine Entscheidung.“

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