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Wie man nachhaltig Weihnachten feiertWas vom Feste übrig bleibt

Es ist schon fast Weihnachten und jedes Jahr stellt sich eine Frage drängender: Was anfangen mit diesem Fest? Geschenke, Ente, Baum? Schwierig 43–45

Ziemlich ökologisch: Mini-Baum, fast ohne Plastik und Energie sparender Beleuchtung Foto: Miguel Ferraz

Einmal, kurz vor Weihnachten, saß mein Vater mit unserem Förster in der Dorfkneipe und besprach mit ihm sein Weihnachtsbaum-Problem. Wir wohnten abgelegen, in einem einsamen Haus im Wald, und wir hatten kein Auto.

„Säg dir doch einen ab“, sagte der Förster, und ab sofort ging mein Vater an jedem 24. Dezember mit der Säge vor die Tür und kehrte mit einem Baum zurück. Am ersten Feiertag schlachtete er eines seiner Karnickel, und das war unser Weihnachtsbraten. Wenn man ihnen nicht zugestehen müsste, dass sie es recht unkomfortabel hatten, dann könnte man fast sagen, unsere Eltern hatten es einfach.

Ich selbst bin eine große, ein fast schon besessene Freundin des Weihnachtsfestes, aber es wird mir zunehmend eine Herausforderung. Nachdem ich jahrelang an einem perfekten Entenbraten gefeilt habe, ging es mir irgendwann auf, dass diese Tiere weder gut gehalten und schon gar nicht freundlich geschlachtet wurden.

Ich suchte und fand eine recht gute Entenbraten-Bezugsquelle. Das Tier wurde nun recht teuer, aber einige Jahre leistete ich mir das, bis es mir aufging, dass auch ein solches, ökologisch und artgerecht gehaltenes Tier nur ein kurzes Leben und einen unschönen Tod hat.

Mittlerweile kann ich ein vegetarisches Menü

Mittlerweile kann ich ein vegetarisches Weihnachtsmenü kochen, und an dem Feiertag, an dem die Familie zusammenkommt, gibt es Raclette. Aber das Essen von Milchprodukten ist auch keine moralisch ganz saubere Sache. Ein Raclette ohne Käse aber …? Möglicherweise wird auch diese Tradition also bald weichen müssen.

Das größte Problem aber stellt der Weihnachtsbaum dar. Ich liebe den Weihnachtsbaum. Den Geruch, das Harz, ich liebe das Ritual, gemeinsam zum Weihnachtsbaumhändler zu gehen, gemeinsam einen Baum auszusuchen, ihn gemeinsam aufzustellen, ihn gemeinsam zu schmücken, mit allem, was die große Weihnachtsbaumkiste hergibt.

Sämtliche Bastelarbeiten der Kinder, sämtliche Engel mit Wattehaaren, sämtliche angeschlagenen Weihnachtskugeln, Unmengen von Lichterketten, Papiersternen und jedem kleinen Scheiß, den wir jemals dafür erworben haben.

Aber wenn ich ernsthaft über diese wundervolle Tradition nachdenke, und das tue ich schon seit einigen Jahren, dann wird es mir natürlich klar, dass es keine gute Sache sein kann, einen ganzen Baum abzuhacken, um ihn nach ein paar Tagen wegzuwerfen. Ein Wahnsinn ist das eigentlich. Und dennoch habe ich an dieser Tradition bisher festgehalten. Im letzten Jahr habe ich mich für einen immerhin ökologischen Weihnachtsbaum entschieden.

Ökologisch aber kahl

Da es in meinem Stadtteil keine ökologischen Weihnachtsbäume gab, habe ich den ökologischen Baum bestellt, was auch nicht direkt eine ökologische Variante ist, das Bestellen. Dieser Baum hat dann schon nach zwei Tagen die Hälfte seiner Nadeln verloren, und ich weiß nicht, ob es an den fehlenden Pestiziden lag, aber schön war das nicht.

Ich überlegte, einen Plastikbaum zu kaufen, der ja immerhin wiederverwertbar ist, aber in allen Artikeln, die ich dazu recherchierte, stand geschrieben, dass ein künstlicher Baum keine ökologische Alternative darstellt. Ein künstlicher Baum ist ein riesiges Plastikding, dass man irgendwann angeekelt wegwirft. Mittlerweile ist es mir klar geworden, dass es nur einen wirklich annehmbaren Weihnachtsbaum gibt – keinen.

Da stehe ich also, als eine der größten, fast schon besessenen, Weihnachtsfreundinnen dieser Welt, ohne Ente, ohne Baum, bald schon ohne Raclette, und vom Schnee will ich gar nicht reden, vor einem Ende meiner Traditionen (Und da habe ich noch nicht einmal das Problem mit den Geschenken besprochen. Den Wahnsinn der Einkäufe, den Wahnsinn der Verpackung, den Überfluss, die Verschwendung.).

Ich habe es ja eine Zeit lang versucht, diese moralischen Aspekte zu ignorieren, aber es funktioniert nicht mehr. Eine Ente kann mich nicht mehr glücklich machen. Ein Weihnachtsbaum kann mich nicht mehr glücklich machen. Rotkohl geht noch. Rotwein auch. Ich muss mir wohl was Neues erfinden.

Auch eine Alternative zum Baum: Krippe Foto: Miguel Ferraz

Und – hatten unsere Eltern es wirklich einfacher? In einem Haus mitten im Wald, ohne Auto? War es besser, war es schöner? Sie hatten immer viel Arbeit, sie waren immer müde, mein Vater schlief oft am Heiligabend schon früh in seinem Sessel ein. Sie hatten Mühe, Geschenke für uns zu besorgen, weil es wenig gab, weil sie kaum irgendwo hinkamen, und weil sie nur sehr wenig Geld hatten.

Sie hatten ihre Probleme, wir haben unsere. Vielleicht sollten wir die Herausforderung annehmen und neue Traditionen schaffen, das Leben ist Veränderung, warum sollten Traditionen es nicht auch sein?

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13 Kommentare

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  • Weihnachten - das Fest an dem Tannenbäume "geschlachtet" werden und man die Wirtschaftsmanager mit dem Kauf unnötiger Dinge (Geschenke) noch reicher macht.

    Das Krebsgeschwür der Welt heißt Wirtschaftswachstum, und die Auswirkungen sind Umweltverschmutzung und ein Klimawandel der wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Menschheit vielleicht doch endlich mal anfängt 'selbstständig' zu denken. Greta Thunberg und Tausende von jungen Menschen aus der FFF-Bewegung haben den schönen Satz der Aufklärung von Immanuel Kant aus dem 18. Jahrhundert „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ endlich wörtlich genommen und versuchen ihre Zukunft zu retten.

    Niemand will Weihnachten in Deutschland abschaffen, aber die Braunkohlekraftwerke sollten wir in Deutschland endlich abschaffen. Rund ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen stammt aus Braunkohlekraftwerken. In keinem anderen Land der Welt wird mehr Braunkohle verbrannt als bei uns. Weltweit hat die Kohle etwa einen Anteil von 40 Prozent bei der Stromerzeugung. Diese 'Stromerzeugung' dient aber zum größten Teil nur dazu das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, also um Dinge zu produzieren, die kein Mensch wirklich benötigt - auch nicht an Weihnachten.

    • @Ricky-13:

      Exakt.

  • Als ich ankündigte, keinen Baum kaufen zu wollen, hieß es enttäuscht: "Oh, nö."

    Jetzt als ich ihn gekauft habe, heißt es: "Der arme Baum."

    Wahrscheinlich war es der letzte für uns. Ich fände Weihnachten alle 3 Jahre toll. Würde mir reichen.... aber die Kinder....

  • Weihnachten... ist bei uns ein reines Familienfest ohne pseudochristliches Drumherum. Man trifft sich zu dieser Zeit da die meisten dann Zeit haben. Aller drei Jahre ist das Treffen ganz groß, da dann sehr viele aus der weit verstreuten Familie kommen. Ist immer ein logistischer Akt das vorher zu managen, da die Leute ja auch irgendwo untergebracht werden müssen. Aber ja es ist schön die Menschen die man schon so lange kennt wieder zu treffen, zu erfahren was sich so in den verschiedenen Bereichen der Familie getan hat und auch neue Familienmitglieder kennenzulernen.

  • Du meine Güte. Man kann sich auch selbst zu viel versagen. Wenn Ihnen das Weihnachtsfest und die damit verbundenen Traditionen und Rituale wichtig sind (was ich sehr gut nachvollziehen kann), dann stellen Sie sich den Baum auch weiterhin ins Wohnzimmer.

  • Puh. Echt jetzt? Ein kleines Bäumchen und eine Ente. Einmal im Jahr. Lassen wir doch mal die Kirche im Dorf. Wenn ich den Rest des Jahres über meinen Lebensstil im Sinne von Nachhaltigkeit versuche anzupassen - was schwer genug ist - kann ich dann nicht das Fest als etwas Besonderes genießen und MAL nicht verzichten?

    • @Megatazaner Probil:

      "Einmal ist keinmal" ist heutzutage angesichts der drängenden Probleme eben nicht mehr angesagt.



      Sind wir inzwischen wirklich so phantasielos geworden, dass wir nicht einmal mehr die unsere Lebensgrundlagen zerstörenden Dinge einfach bleiben lassen können/wollen?!



      Mit Baum und Ente in den Abgrund?



      Guten Flug.



      Also, mal ganz prinzipiell gesprochen…



      Und nicht zu vergessen, die unsägliche, durch massiven Feinstaub unsere Lungen schädigende Sylvesterknallerei, die alle Haustiere verstört, eine Unmenge Geld verschlingt und nur Nackenstarre und kalte Füße verursacht, weil der Nachbar "ja auch immer viel mehr als wir verballert … … … ?



      Na dann.



      Könnte es um etwas ganz anderes gehen? Vielleicht…?

      • @Frau Kirschgrün:

        Worum denn? Ich bezweifle in keiner Weise, dass wir radikal umdenken und anders leben müssen. Aber ich bin gegen Dogmatismus. Wenn eine Ausnahme im Rahmen einer einmal im Jahr stattfindenden Tradition stattfindet, sollte der, dem das wichtig ist, sich das geben. Wir werden es nicht schaffen, an 365 Tagen im Jahr eine Kehrtwende zu vollziehen. Anderen ist anderes wichtig, der Suche sich seine Ausnahme. Wenn das alle so machen, sind wir schon sehr weit. So lange Ausnahmen nicht 100mal im Jahr stattfinden, finde ich das ok.

        • @Megatazaner Probil:

          Hmh, vielleicht geht es ja gar nicht um "Dogmatismus", sondern um die Erkenntnis, dass unser Überleben massiv bedroht ist, und dass die daraus notwenigen Schlüssen und Konsequenzen zu ziehen sind?



          Nur mal so völlig grundlos in den Raum gestellt … :) .^^



          Aber natürlich ist Gans- oder Ente-Fressen und Bäume zum Vermüllen zu züchten, viel, viel wichtiger. Was soll denn der Baum- und Entenzüchter aber auch sonst machen?!^^



          Im Übrigen:



          Warum feiern wir überhaupt noch Weihnachten? es wird doch jedej Tag ein Mann geboren, der sich für Gott hält (Sparwitz).

        • @Megatazaner Probil:

          Gibt viele Menschen die gerne Kadaver fressen, so wie ich z.B.



          Wenn etwas aber schlecht ist, wird es nicht gut, indem man den Sticker "Ausnahme" draufklebt.

      • @Frau Kirschgrün:

        Hallo Frau Kirschgrün, verzichten Sie doch mal auf Ihre ewig defätistischen Kommentare. Das spart ganz viel Strom!

        • @Chutriella:

          Soso, "defätistisch".



          Die einen sagen defätistisch, ich sag' realistisch, mahnend und warnend.



          Die Wahrheit muss man aushalten können.



          Und Frau Ingeborg Bachmann sagt:



          "Die Wahrheit ist dem Menschen zuzumuten." Und da bin ich ganz bei ihr.



          Was ich alles NICHT verbrauche … machen Sie's doch nach.



          Den echt grünen Strom, der meine Verbindung zur Außenwelt ist, gönne ich mir – wenn's Ihnen "recht" wäre…

  • 7G
    75064 (Profil gelöscht)

    Sie sprechen mir aus der Seele - ich habe eine ähnliche Entwicklung hinter mir, was Weihnachten angeht.



    Bei den Geschenken ist es aus meiner Sicht aber einfacher als beim Essen - wir schenken in der Regel Zeit.