Weltweiter Klimaaktionstag: Streiken und hoffen
Zum Klimaschutz ist eigentlich alles gesagt – doch die Staaten liefern einfach nicht. Deshalb heißt es wieder: auf die Straßen!
D ie K-Frage ist überall: Am Donnerstag ruft das EU-Parlament den Klimanotstand in Europa aus, das Bundeswirtschaftsministerium legt den Entwurf für das Kohleausstiegsgesetz vor. Am Wochenende starten die Klimaproteste in der Lausitz, am Montag beginnt die UN-Klimakonferenz in Madrid. Am Freitag werden erneut Millionen Jugendliche von Fridays for Future bei über 3.000 Aktionen weltweit für eine bessere Klimapolitik protestieren.
Ja, die meisten moralischen, wissenschaftlichen, technischen und finanziellen Fragen und Antworten zur Erderwärmung sind ausdebattiert. Und doch verhöhnen Trump, Bolsonaro, Gauland & Co. die öko-soziale Wende als Utopie von Spinnern. Und, fast noch schlimmer, die Weltgemeinschaft hat zwar das Pariser Abkommen mit seinem Ziel der Erderwärmung von allerallerhöchstens 2 Grad unterschrieben, setzt aber in der Realpolitik keinen Deut auf die Umsetzung, Bundesregierung inklusive: Die einstige Klimakanzlerin Angela Merkel beweist das derzeit eindrücklich mit ihrem Klimapaket.
Die globalen Gesetze zur Erdrettung sind längst bekannt, die Staatengemeinschaft liefert aber nicht. Da Klimawandel eindämmen den wachstumsgetriebenen Turbokapitalismus dekonstruiert, steuern wir – Stand jetzt – auf eine Apokalypse mit kaum gezügelter Erderwärmung zu. Aber logisch, es sind nicht nur die Politiker: Am PR-Powershoppingtag „Black Friday“ gehen wieder Millionen auf Schnäppchenpirsch. Dabei bedeutet Welt retten zwar nicht Askese pur, wohl aber bewussteren Konsum.
Die taz ist da erzkonservativ. Dieser Zeitung liegt der Erhalt des Planeten am Herzen. Deshalb legen wir heute erneut eine Ausgabe mit Klimaschwerpunkt vor. Wir beleuchten Fridays for Future, die Stars des neuen Klimabewusstseins – und die ungelöste Frage, was eigentlich aus FFF wird, wenn sich trotz allen Protestierens wenig tut.
Wir schauen auf die, die freitags wirklich streiken, anstatt zu arbeiten. Auf das „Klimatheater“ in Ägypten, die bevorstehende COP, die Klimapolitik in Vietnam (mies) und Großbritannien (gut!). Auf das vom Klima bedrohte Venedig und den Konnex von Popkultur und Erderwärmung. Wir fragen, was Rudi Dutschke und Luisa Neubauer gemein haben – gar nicht so wenig: Die 19er stellen allerdings weniger die Systemfrage als die 68er, sie stellen vor allem die Geschäftsmodellfrage.
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