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Anmelder über Silvio-Meier-Demo„Antifa bedeutet Demokratie“

Nach einem Jahr Pause gibt in Berlin es wieder eine Silvio-Meier-Demo. Man müsse gegen rechts handlungsfähig bleiben, sagt Initiator Hauke Stiewe.

Silvio-Meier-Demo 2017 Foto: Christian Mang/imago
Erik Peter
Interview von Erik Peter

taz: Hauke Stiewe, erstmals seit der Ermordung des Antifaschisten Silvio Meier 1992 gab es im vergangenen Jahr keine Gedenkdemonstration. Für dieses Jahr haben Sie wieder eine angemeldet. Warum jetzt doch wieder auf die Straße gehen?

Hauke Stiewe: Immer wenn ich Zeit hatte, bin ich zu dieser Demonstration gegangen, das ist für mich Tradition. Auch letztes Jahr wollte ich da hin – und dann fiel sie einfach aus. Ich dachte, das kann doch nicht sein. Über 17 Ecken habe ich herausgefunden, dass sich niemand gefunden hatte, der die Demo anmelden wollte. Also dachte ich, mach ich das. Noch vor Weihnachten habe ich die Demo für dieses Jahr angemeldet.

Was verbindet Sie mit Silvio Meier?

Ich habe Anfang der 1990er Jahre in einem besetzten Haus in der Samariterstraße gewohnt. Das war ganz peacig, auch wenn es in der Gegend oft Reibereien zwischen verschiedenen Lebenskulturen, Linken und Rechten gab. Silvio kannte ich vom Sehen. Ich erinner mich noch, wie es an dem Tag plötzlich hieß: Faschoalarm! Ich bin raus zum U-Bahnhof und habe da noch das Blut auf dem Boden gesehen. Die Polizei fuhr anschließend mit einem Lautsprecherwagen durch den Nordkiez, um mitzuteilen, dass es nur ein Streit zwischen Jugendlichen gewesen sei und keine politische Tat. Das war aber nicht so. Für mich war das alles sehr dramatisch. Diese Tat hat mich geprägt.

Im Interview: Hauke Stiewe

48, ist Betreiber der Bar Lovelite. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2006 kandidierte er als Direktkandidat für die Bergpartei.

Statt dem gängigen „Antifa heißt Angriff“ lautet das Demomotto „Antifa ist Liebe“. Was soll das denn genau bedeuten?

In der allgemeinen Wahrnehmung des Wortes Antifa hat sich etwas geändert. Bei vielen stößt der Begriff heute auf Ablehnung, dabei galt das früher als ehrenvolle Arbeit – und das ist es ja auch noch. Zum Beispiel macht das Apabiz (Antifaschistisches Presse- und Bildungszentrum, d. Red.) wohl bessere Arbeit als der Verfassungsschutz. Trotzdem verbinden viele Antifa vor allem mit autonomen Gewalttaten. Da will ich gegenhalten: Wir wollen nicht durch die Straßen ziehen, um Sachen kaputtzumachen. Angriff ist nicht mein Job, sondern darum sollten sich die Sicherheitsbehörden kümmern – auch wenn ich mich wundere, dass die sich so zurückhalten.

Was bedeutet Antifa für Sie?

Für mich bedeutet Antifa Demokratie. Die Faschisten wollen den Staat so verändern, dass Menschen unterdrückt werden – und damit die Demokratie abschaffen. Das Ziel der Demo ist es, an die 198 Toten durch rechtsextreme Gewalt seit 1990 zu erinnern und die 143 Vorfälle rechter Gewalt im vergangenen Jahr allein in Friedrichshain zu thematisieren. Es geht also nicht nur um Silvio Meier. Dessen Verwandte wollen auch gar nicht, dass er zu einem Märtyrer gemacht wird und die Demo nach ihm benannt ist.

Auf den Plakaten ist als Ihr Markenzeichen ein Hase zu sehen. Die Demo soll also eher kuschelig werden als den schwarzen Block ansprechen?

Ich musste ja zum Anmeldegespräch zur Polizei. Die wollten auch wissen, wen ich da einlade. Die Antwort ist klar: Alle Menschen, die gegen Mord und Totschlag sind. Ich wünsche mir die normale Bevölkerung, Menschen, die sich gegen die rechte Gewalt stellen. Hoffentlich kommen viele und bringen auch Spaß mit. Auch wenn sich das komisch anhört, ich will keine Trauerveranstaltung. Trotz der Realität müssen wir fröhlich bleiben – und wir müssen handlungsfähig bleiben.

Demonstration Antifa ist Liebe (Silvio-Meier-Demo): Am Samstag, 23. November, um 16 Uhr. Los geht es am U-Bahnhof Samariterstraße (Ecke Frankfurter Allee/Silvio-Meier-Straße).

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15 Kommentare

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  • Die Antifa hat mit Demokratie so wenig zu tun wie die NPD.



    Beide behaupten ja sie sind die guten und bei jeder Demo gibts unsägliches Theater...

  • Antifa ist also Friede, Freude, Eierkuchen und jetzt auch noch Liebe. Natürlich kann sich die Welt malen wie man will, ab sobald die ersten Steine fliegen ist der Urlaub im Wolkenkuckucksheim wieder vorbei.

    • @Zven:

      Typisch.



      Freiheit genießen aber keine Steine dafür werfen wollen.



      Ich setz mich ins gemachte Nest und Pöbel die an die es gebaut haben.



      Weak.

      • @Oskar:

        Guter Konter!

      • @Oskar:

        "...



        Freiheit genießen aber keine Steine dafür werfen wollen."

        Tja, der Diskussionspunkt st aber, ob man DAFÜR Steine werfen muss.



        Ich bin der Meinung, man muss nicht.

        • @Stefan L.:

          @Stefan L.

          Die Frage ist eher, von welchen Steinwürfen die Rede ist. Wer nicht in der Lage oder Willens ist, AntiFa von anderen Organisationen zu unterscheiden, sollte sich erstmal auf den Hosenboden setzen und etwas Grundwissen aneignen. Leider zeigen sich die meisten "Sven"-Account-Inhaber aber eher daran interessiert, alles links der Rechten zu einer homogenen Masse zu erklären und mit ihren Holzhammer-Attributen zu etikettieren. Dem sollte man nicht die Steigbügel halten.

  • Tja, es ist schon eine Krux, wenn man versuchen will, gute und schlechte Gewalt voneinander abzugrenzen. Ein srilankischer Freund von mir (mit deutscher Staatsangehörigkeit) wurde in seinem kleinen Kiosk ausgeraubt. Die Räuber, später gefasst, waren sog. Russlanddeutsche. Je nach Gesinnungsorientierung war höchst unterschiedlich zu lesen: "Kioskbesitzer mit Migrationshintergrund von Deutschen ausgeraubt." Aber auch: "Überfall im Ausländermilieu." und "Russische Bande raubt Kleingeschäft aus, deutscher Kioskbesitzer vor dem Aus." Zu komisch, wie da der schwarze Peter mal von der einen Seite auf die andere Seite wechselte. Es muß ganz schön schwierig für die meisten sein, Neutralität zu bewahren, ich kann ganz schlecht rechte und linke Gewalt unterscheiden.

    • @Thomas Schöffel:

      Total leicht:



      linke Gewalt = kaputte Gegenstände



      rechte Gewalt = kaputte Menschen

      • @Ano Nym:

        Demzufolge sind Polizisten für Sie Gegenstände???

    • @Thomas Schöffel:

      "...ich kann ganz schlecht rechte und linke Gewalt unterscheiden."

      Das gibt es auch nichts zu unterscheiden, das ist beides gleich beschissen.



      Ausser direkte Notwehr ist keinerlei Gewalt zu tolerieren

  • Der Straßenkampf gegen Rechts ging bereits in der Weimarer Republik schief. Die Linke wird ihn auch diesesmal verlieren. Ausgerechnet die Stalinisten wollen uns vor den Faschisten retten. Mit Demokratie hat das nichts zu tun.



    Mit Liebe? Liebe, Wahrheit und Vernunft reklamiert auch die Kirche.

    Stellt Euch zur Wahl. Aber das ist noch mühsamer und noch weniger lustig als eine Demo anzumelden.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Werner S:

      Stalinisten? Wie kommen Sie denn auf die schräge Idee.

      Wenn sich die Demokratie nicht selbst vor den Nazis retten kann, wird es die Antifa auch nicht können.

      Und, man sollte diese Strukturen nicht auf Militanz gegen Rechtsextreme reduzieren.

      Medien wie "Der Rechte Rand" oder das "Antifa-Infoblatt" arbeiten investigativ unter hohem und riskantem Einsatz.

      Die oder auch das apabiz leisten eine Arbeit für die Polizei und der Verfassungsschutz entweder zu dumm oder zu desinteressiert sind.

      Auch nicht zu vergessen: Die Antifa findet extreme und hochgradig menschenverachtende Gewalt vor, wenn sie sich ihrem Objekt nähert.

      Da ist es nicht verkehrt, wenn man sich wehren kann.

    • @Werner S:

      Den abschließenden Häuserkampf haben die Antifaschisten gewonnen.

      Geht doch. Vielleicht schaffen wir das das nächste Mal selbst und ohne die Welt vorher in einen Krieg zu ziehen.

      Spannender ist die Frage, was Sie in der Zeit machen. Vom Seitenrand kluge Ratschläge geben?

    • @Werner S:

      Da wird sich in Historikermanier auf die Geschichte bezogen, während geradezu geschichtsvergessen alle anderen Fakten außer Acht gelassen werden. Antifaschismus = Stalinismus? Was für eine blödsinnige Reduktion ist das denn? Antifaschismus sollte der kleinste gemeinsame Nenner in einer Demokratie sein, gerade in der Deutschen. Oder ist etwas falsch daran, nach der Zeit des Nationalsozialismus dafür einzutreten, dass so etwas nie wieder passieren wird? Jede*r Demokrat*in sollte für sich beanspruchen, antifa zu sein, weil jede Indifferenz oder gar Befürwortung dem Faschismus gegenüber sich nicht mit Demokratie verträgt!

      • @Resistencia:

        Das Problem mit ihrer Argumentation ist folgendes: Wer die Antifa oder ihre Methoden kritisiert, muss folglich ein Faschist sein. Mit diesem Unfehlbarkeitsanspruch ist die Antifa das Gegenteil von Demokratie.