piwik no script img

Fiona Hill vor dem US-KongressIhre Worte erhöhen den Druck

Fiona Hill hat als erste (Ex-)Mitarbeiterin des Weißen Hauses zur Ukraine-Affäre ausgesagt. Sie nimmt damit ihre Verantwortung ernst.

Fiona Hill, Inbegriff des Washingtoner Establishments Foto: Caros Jasso/reuters

Fiona Hill? Fiona Hill, Direktorin des Center on the United States and Europe beim etablierten Thinktank Brookings, Inbegriff des Washingtoner Establishments;

Fiona Hill, dem strategischen Denken verschriebene Harvard-Absolventin, ganz im schroffen Gegensatz zu den politischen Loyalisten rund um US-Präsident Donald Trump;

Fiona Hill, scharfe Putin-Kritikerin in einer Phase, als Trump die Nähe zum russischen Präsidenten sucht;

und zu alldem kommt noch eine frühere Verbindung Hills zu Christopher Steele, jenem britischen Ex-Agenten, der Trump im Wahlkampf 2016 mit einem Dossier schwer belastete.

Fiona Hill also wird Russland-Beraterin im National Security Council des neu gewählten US-Präsidenten. Als die Nachricht Anfang 2017 bekannt wurde, war es nicht leicht, in Washington jemanden zu finden, der oder die diese Berufung nachvollziehen konnte. Weder war ganz schlüssig zu erklären, warum sich die brillante Britin mit doppelter Staatsbürgerschaft diesem Regierungsteam anschließen, noch warum Trump sich so jemanden ins Haus holen sollte.

Letzteres fragt sich der Trump-Tross gerade möglicherweise selbst intensiv. Hill hat am Montag als erste (Ex-)Mitarbeiterin des Weißen Hauses vor dem US-Kongress zur Ukraine-Affäre ausgesagt. Ihre – nach US-Berichten sehr entschiedenen – Worte erhöhen nicht nur den Druck auf Rudy Giuliani erheblich, der (noch) als der persönliche Anwalt des US-Präsidenten gilt und gegen den die Staatsanwaltschaft gerade Ermittlungen wegen der Ukraine-Affäre eingeleitet hat. Sie fügen auch dem Mosaik der Trump-Beteiligung einen großen Stein hinzu.

Der Verantwortung nachgekommen

Vergangenen Sommer soll nach Hills Aussage der damalige Nationale Sicherheitsberater John Bolton sie gebeten haben, den Chefanwalt des Weißen Hauses über einen Alleingang Rudy Giulianis, des US-Botschafters bei der EU, Gordon Sondland, und Trumps Stabschef Mick Mulvaney zu informieren, die die Ukraine zu Ermittlungen gegen politische Gegner drängten.

„Ich habe keinen Anteil daran, welchen Drogendeal auch immer Sondland und Mulvaney zusammenrühren“, sollte Hill übermitteln. Zuvor habe Bolton gesagt, Giuliani sei eine „Handgranate, die alle in die Luft sprengt“. Und als sie, Hill, Sondland damit konfrontierte, habe er gesagt, er sei jetzt für die Ukraine zuständig – und handle im Auftrag Trumps.

Hill ist nicht nur Harvard-Absolventin. Sie hat in Großbritannien einen Master in Russisch und Moderner Geschichte gemacht. Dem folgte ein Master in Sowjet-Studien in den USA und schließlich ein Geschichtsdoktor in Harvard. Da sie mit einem Amerikaner verheiratet ist und Familie hat, ist sie auch US-Staatsbürgerin.

Schon unter George W. Bush und Barack Obama war sie im Nationalen Sicherheitsrat tätig. Und wenn sie den Job in der Trump-Regierung, wie es in ihrer Umgebung heißt, aus Verantwortungsgefühl angetreten hat, dann ist sie mit ihrem Auftritt am Montag ihrer Verantwortung glänzend nachgekommen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Vom Regen in die Jauche

    Wenn diese Schlammschlacht in der Tat auf ein Impeachment hinauslaufen sollte, wäre dies nicht für die Reps ein Katastrophe, sondern für die ganze Welt. Denn was bescherte der Welt ein Impeachment? Mit Mike Pence einen Präsidenten, bei dem die AfDler, Klimawandelnegationisten, christliche Fundamentalisten, Kreationisten, Flat-Tax-Fans, Paläoliberale, LGBT-Gegner usw. feuchte Augen kriegten. Die Welt bekäme mit Pence als Nachfolger Trumps als mächtigsten Mann mit dem Finger am atomaren Abzug einen Exponenten des Prosperity Gospel, also der Vorstellung, Reichtum und persönlicher Erfolg folgten lediglich der Prädestination und seien eine Belohnung für gottesfürchtiges Verhalten usw. Mit dieser Lichtgestalt der Aufklärung und Demokratie käme die Welt wohl „vom Regen in die Jauche“, um eine treffende Sentenz von Wolf Biermann aufzugreifen.