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Grüner Ministerpräsident tritt erneut anKretsch me if you can

Georg Löwisch
Kommentar von Georg Löwisch

Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann will bei der Landtagswahl wieder kandidieren. Doch der Grünen-Star muss aufpassen.

Never change a winning team: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Foto: dpa

U m Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird eh eine Menge gülden schimmerndes Gewese veranstaltet. Jetzt hat er erklärt, bei der Landtagswahl 2021 zum dritten Mal antreten zu wollen. Und schon wird ausgerechnet, dass ein neuer Rekord winkt: Nach Vollendung seiner dritten Amtszeit überträfe er sogar den CDU-Vorgänger Erwin Teufel an Regierungsjahren. 2026 wäre das. Dass der Mann erst einmal gewinnen muss, wird gern vergessen. Als folgte auf Winfried I. und Winfried II. ganz logisch Winfried III.

In Wahrheit bleibt Kretschmann und den Grünen nichts anderes übrig. Es gibt niemand mit ähnlichen Chancen. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer fängt sich Kleinskandale aus dem Hochschulwesen ein wie grippale Infekte. Oberbürgermeister Dieter Salomon wurde in Freiburg abgewählt. Und wenn jemand davon geträumt hat, dass Cem Özdemir einmal ins Stuttgarter Staatsministerium einzieht, dann ist es Özdemir selbst. Kretschmanns abermalige Kandidatur zeigt: Mit Optionen für ganz oben sieht es ausgerechnet im erfolgreichsten Landesverband der Grünen mau aus.

Dass der Ministerpräsident weitermachen will, ist aber auch abgesehen davon nicht dumm. „Never change a winning team“, hat der englische Fußballtrainer Alf Ramsey gesagt. Dass Kretschmann die Regel befolgt, hilft auch den Grünen bundesweit. Es sollte ihnen zu denken geben. Denn dass es zurzeit gut läuft, liegt auch daran, dass die drei Kraftzentren in Balance sind: Die Doppelspitzen der Partei, die zwei Vorsitzenden der Bundestagsfraktion und der Ministerpräsident. Jahrelang haben sie sich immer wieder durcheinandergebracht: Partei- gegen Fraktionsspitze, Linke gegen Realos, Berlin gegen Stuttgart und so weiter.

Alte Mickrigkeit

Heute lässt Kretschmann Robert Habeck und Annalena Baerbock machen. Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter an der Spitze der Fraktion treten nicht in Konkurrenz zu den dominierenden Parteivorsitzenden, sie wissen, dass sie ihre Chance gehabt haben. Cem Özdemir hat das nicht verstanden. Seit er mit der Bremer Linken Kirsten Kappert-Gonther für den Frak­tionsvorsitz kandidiert, ist die Flügelrechnerei wieder losgegangen. Wollen die Grünen zur alten Mickrigkeit zurück?

In Baden-Württemberg ist keineswegs klar, dass Kretschmann noch mal gewinnt. Für die CDU tritt die Kultusministerin Susanne Eisenmann an. Darüber, wie man einen beliebten Ministerpräsidenten wegmobbt, könnte sie ein Lehrbuch schreiben. Als Vertraute von Günther Oettinger führte sie den Zermürbungskrieg gegen Erwin Teufel. Am Ende könnte sie mit SPD und FDP eine Mehrheit basteln. Der Grünen-Star muss aufpassen. Kretsch me if you can.

Es ist eine gute Nachricht, dass Kretschmann bleiben will. Er sichert das Land gegen einen konservativen Rollback – und ist dabei selbst ein liberaler Konservativer. Für viele Linke ist das schwer zu denken. Für Baden-Württemberger, die unangefochten leben und trotzdem in die Zukunft mitkommen möchten, ist das keine schlechte Aussicht.

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Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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11 Kommentare

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  • Es wäre besser, mit vorweggenommenen Urteilen, die als Kritik an K. verstanden werden sollen, bis zur Wahl zu warten. Wenn er trotz oder wegen „weitermachen, wie gehabt“ das Mandat für eine weitere Amtszeit bekommt, wer sollte ihn dann dafür kritisieren? Oder sollten dann die Wähler kritisiert werden? Auch wenn die bestimmt nicht mehrheitlich superreiche Autonarren und Umweltfrevler sind!

  • Kretsch me if you can

    klar - “Wenn meine Oma Räder hätte.



    Wär se nen Onebus.“



    ( Willy Brandts lübscher Lieblingsspruch)

    unterm——



    Ein ähnlich älterer Herr (“Ich hab noch größeres vor.“ “Sie sind kerngesund!“) setzte acht Jahre - in Worten 8 Jahre - später - & um die nächsten Wahlen zu gewinnen - eine Rentenreform durch -



    “Kinder kriegen die Leute immer“.



    “Die Reform brachte eine massive Erhöhung der Renten um mehr als 60 Prozent. …Außerdem trug die Reform wie kein zweites Ereignis dazu bei, das Vertrauen der Bürger in die westdeutsche Sozialstaatlichkeit wiederherzustellen und den sozialen Frieden dauerhaft zu festigen, indem sie der Aussicht auf Armut im Alter ein Ende zu machen versprach.“

    Ähnliches - auch nur ansatzweise - ist von unserem Betbruder - der im Bundesrat verläßlich als ex-Kler jeden reaktionären Scheiß durchwinkt! 👹



    Gellewelle - Leider nicht zu erwarten •

    kurz - Greenwashing - is Blackwashing

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      …servíce - für Späterdazugekommene -

      de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Adenauer



      &



      de.wikipedia.org/wiki/Rentenreform_1957

      Daß es ausgerechnet die Eifelelse von de Nahles - die alte Eifelrennwutz war - die den Arbeitgeberanteil. Ja Ja!



      Einst von Adenauer s.o. gegen den braungesprenkelten “Mr. Wirtschaftswunder“ (a lie!) Ludwig Ehrhard “das kann die Wirtschaft nicht tragen“ an der Rente wieder kassierte - und damit über Steuern finanziert!



      Nö. Soll nicht unerwähnt bleiben!



      “Das mußte als SPezialDemokratin erst mal bringen. In der Rente Bismarck &! Adenauer - rechts zu überholen!“



      ~ Friedrich Küppersbusch •

      Na Servus

  • Wie unterscheiden sich die Grünen in BW von der CDU?



    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es -wie Löwisch schreibt- ein "konservativen Rollback" im Vergleich zu zu Kretschmann geben soll. Ich dacht6e immer, dass die Kretschmann-Grünen konservatives Rollback bedeutet.

  • Kretschmann ist Teufel näher, als es Mappus jemals war. Es ist auch nicht seine Aufgabe, jemand aus politischen Gründen „weh“ zu tun. Besser ist ein Ausgleich widerstreitender jeweils legitimer Interessen. Meine Stimme hätte er.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Würde Kretschmann nicht antreten, wäre der Sieg von "Schwertgosch" (Person mit scharfem Mundwerk) Kultusministerin Susanne Eisenmann ziemlich sicher.

    Und da Kretschmann keinem weh getan hat, weder den Autobauern, noch den Autofahrern, sollte das klappen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Doch, Roms, Asylsuchende und schneller Hinausgewiesene hat er weh getan.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Eulenspiegel:

        Da haben Sie natürlich recht. Aber die wiederum haben in der Regel kein Wahlrecht. Also spielen sie keine Rolle.

        Und wohlverstanden, in der Regel wähle ich überhaupt nicht. Weil ich den Unterschied zwischen den Parteien nicht erkennen kann.

        Ausgenommen natürlich die Nazis.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Nicht wählen gehen: Kleineres Übel hin oder her - geschenkt. Aber um Nazis an der Macht zu verhindern oder auch nur in Parlamenten kleinzuhalten, wäre der Sprung über den eigenen Schatten in Zeiten wie diesen nur die zweitschlechteste Option.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Sie nennen des Übels Wurzel beim Namen. Ich würde sogar SPD wählen, damit Frau Eisenmann verhindert wäre. Was ja zeigt, dass es mir bitterernst ist.



      Möge dieser Kelch am Ländle vorüberziehen!

      • @Weidle Stefan:

        Ok - “Nach dem Krieg um halb sechs im Kelch! ... “

        Gellewelle. 👻 👻 👻