piwik no script img

Bewerbung für SPD-DoppelspitzeLauterbach und Scheer treten an

Die SPD hat zwei neue AspirantInnen auf den Parteivorsitz. Karl Lauterbach und Nina Scheer möchten beide raus aus der Großen Koalition.

Treten als Duo an: Karl Lauterbach und Nina Scheer (weiter unten im Bild) Foto: dpa

Berlin taz | „Wir beide wollen als Team Parteivorsitzende der SPD werden“, schreiben Karl Lauterbach und Nina Scheer auf ihrer Website, die am Freitagnachmittag online ging. „Mit unserer Bewerbung bieten wir den Austausch an über den zukünftigen Weg der SPD. Über eine Politik, die Ungleichheit vermindert, die natürlichen Lebensgrundlagen schützt und unverwässert sozialdemokratisch ist.“ Ihre Seite heißt wie ein gutes Mineralwasser: sozial-oekologisch-klar.de.

Damit meldet bereits das zweite SPD-Duo den Anspruch auf diesen Posten an. Vergangene Woche hatten Michael Roth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann ihre Kandidatur bekannt gegeben. Zudem hat die Berliner Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan Ambitionen auf den Parteivorsitz angemeldet.

Mit Lauterbach und Scheer an der Spitze würde die SPD sowohl ihr soziales als auch ihr umweltpolitisches Profil schärfen. Scheer, 47, ist seit 2013 Mitglied des Bundestages. Sie ist die Tochter des langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer, der als „Solarpapst“ und Träger des alternativen Nobelpreises das gesamtgesellschaftliche Umdenken in Bezug auf erneuerbare Energien vorangetragen hatte. Seine Tochter ist Mitglied im Vorstand der nach ihm benannten Stiftung. Im Bundestag, in den sie über die schleswig-holsteinische Landesliste einzog, ist sie Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Natürlich ist ihr Schwerpunkt dort die Energiewende.

Nina Scheer Foto: dpa

Karl Lauterbach, 56, kennt in diesem Land jedeR, der einen Fernseher besitzt. Der Gesundheitspolitiker ist omnipräsent, mit seiner oft zuspitzenden Art eckt er immer wieder an; er besticht aber zugleich durch Sachkenntnis und Ironie. Seit 2005 ist Lauterbach Mitglied des Bundestages, er wurde in seinem Leverkusener Wahlkreis stets direkt gewählt. Seit Ende 2013 ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Lauterbach ist zudem ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit sowie stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss.

Interessanterweise sind beide mit ganz unterschiedlichen Ansätzen in die – noch bestehende – Große Koalition gegangen. Während Lauterbach nach einigem Zögern pragmatisch für die Wiederauflage von Schwarz-Rot war, war Scheer von Anfang an dagegen. Mittlerweile, sagte Lauterbach der taz, sei auch er für die Beendigung der Großen Koalition. Ob er möglicherweise gemeinsam mit seiner Parlamentskollegin Scheer die SPD aus der Regierung führen kann, darüber befindet ein SPD-Mitgliederentscheid im Oktober. Die SiegerInnen sollen von einem Bundesparteitag im Dezember bestätigt werden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Mit der Quasi-Vorgabe, dass es ein Paar sein soll, kopiert man nur das grüne Modell und suggeriert, dass das die Ursache für deren aktuellen Erfolg ist, vergisst aber, dass es KGE und Özdemir nicht waren. Mir ist bei der SPD zu viel Gedöns im Spiel.

  • Vermutlich sind die beiden wirklich nicht schlecht für die SPD. Eigentlich die letzten Charaktere, die's da noch gibt.



    Aber die Aussage "wir sind gegen eine GroKo" ist leider nicht mehr glaubwürdig aus SPD-Mund. Martin Schultz und Andrea Nahles waren sowas von gegen die GroKo. Und dann kam das Grumf (Großes Umfallen).



    Natürlich sind Scheer und Lauterbach andere Personen, und vielleicht glaubwürdiger. Wer weiß?

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Herr Lauterbach wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus. Er sollte daher keine öffentliche Unterstützung finden!

  • Hat Lauterbach, bei so vielen gut dotierten Vorträgen und Aufsichtsrats Posten, überhaupt noch Zeit für sowas?

  • Es ist und bleibt kein Mitgliederentscheid wenn das Ergebnis vom Parteitag bestätigt werden muss.

    Ein Mitgliederentscheid kann jede Entscheidung des Parteitages, des Parteivorstandes und jedes anderen Gremiums aufheben.

    Schon alleine dieser Mechanismus wieder zeigt wie wenig ernst es die Leute damit meinen.



    Man könnte meinen der SPD Parteivorstand hätte sein eigenes Orga Statut nie gelesen.

  • Schade, dass auch die taz auf der Titelseite nur Lauterbach abbildet, und dann hier im Artikel zuerst ihn in groß, erst weit danach unten dann ein Bild von Scheer.



    Ich dachte, es geht um ein Duo?



    Warum wird dann überall nur der männliche Teil gezeigt und die Frau wird kaum sichtbar? Gerade bei der taz sollte man dafür doch ein Gespür haben.

    • @Soungoula:

      Keine Reaktion von der Redaktion? Keine Änderung, nicht mal drüber nachgedacht?

  • Ich kann fühlen, dass das eine gute, mir zusagende Spitze wäre. Ich hoffe sehr, dass die Sozialdemokratie unter einem Lauterbach in die SPD zurückkehrt.

  • sei auch er für die Beendigung der Großen Koalition



    #####################

    vermutlich ist ihm inzwischen klar, dass er bei der nächsten BTW gute Chancen hat nicht mehr im Bundstag vertreten zu sein.

    Zu dem Kandidatengespann reicht ein Blick zu Abgeordnetenwatch. Das Abstimmungsverhalten beider Personen steht zu 100% für "weiter so". Bestenfalls könnte man sie noch als reine Opportunisten bezeichnen. Im Effekt könnte man da auch Nahles wiederholen.

    • @Duckunwech:

      Lauterbach hat seinen Wahlkreis direkt gewonnen ohne Absicherung mit einem guten Listenplatz.

  • Bei dem Zweiten Gesetzes zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht, bei der zum Zwecke der Ausreisepflicht Familien mit Kleinkindern inhaftiert werden können, hat sie mit anderen 8 aufrichtigen SPD BT Abgeordneten mit NEIN gestimmt. Lauterbach, der Hartz IV, Vorratsdatenspeicherung, und Internetzensur ganz toll findet, wird die SPD den Weg in den Untergang noch beschleunigen.

  • Was hat Karl Lauterbach für die Partei bisher geleistet?



    Und was hat er sich geleistet?



    Nee, nee, brauche ich nicht.

  • Schau'n wir mal, dann seh'n wir schon.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Ich glaube nicht, dass Herr Lauterbach abtrünnige SPD Wähler begeistern kann.

  • Nina Scheer steht, wie ihr Papa, für EEG, mit dem sozusagen die unteren 50% den Immobilienbesitzern ihre Solaranlagen finanziert hatten.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Da die SPD auf meine Stimme nicht angewiesen ist, ist es göeichgültig, dass Lauterbach für mich ein Ausschlusskriterium ist.