piwik no script img

Baggern am Hambacher ForstNRW hält Wald für sicher

Solange die Bagger mindestens 50 Meter Abstand zum Hambacher Forst halten, sieht die Landesregierung kein Problem. Die Grünen protestieren.

Hat den Hambacher Wald fast erreicht: Der erste Bagger im Tagebau Foto: BUND/dpa

Dass sich der oberste Bagger des Braunkohletagebaus Hambach dem umkämpften Hambacher Wald inzwischen auf 50 Meter genährt hat (taz berichtete), ist nach Ansicht des nordrheinwestfälischen Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart (FDP) kein Problem. Die Wasserversorgung der Wurzeln werde „durch die aktuelle Abraumgewinnung auf der ersten Sohle nicht beeinträchtigt“, schreibt der Minister in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen, die der taz vorliegt.

Erst wenn die Abbruchkante auf „weniger als 50 Meter“ an die ersten Bäume herangerückt sei, sei „eine gutachterliche Bewertung erforderlich, ob eine Beeinträchtigung der Wasserversorgung eintreten könnte“, schreibt Pinkwart unter Verweis auf eine Stellungnahme des Geologischen Dienstes des Landes (hier als PDF) und teilt mit, dass RWE sich daran halten wolle.

In dieser Stellungnahme ist von einer gutachterlichen Bewertung allerdings nicht die Rede. Empfohlen wird dort „grundsätzlich ein Abstand von ca. 50 m“. Daneben verweist der Minister auf ein vom Tagebau-Betreiber RWE in Auftrag gegebenes Gutachten, wonach der Tagebau „keine relevanten Beeinträchtigungen“ für den Wald bedeute.

Die Grünen kritisieren das Vorgehen der Landesregierung. „Der Ministerpräsident verlässt sich blind auf windelweiche Zusagen des Unternehmens, ein Gutachten des Geologischen Dienstes zu beachten“, sagte die energiepolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Wibke Brems, der taz. „Dessen Inhalt interpretiert die Landesregierung zudem sehr eigenwillig.“ Sie teile die Sorge des BUND, dass bei jedem weiteren Vordringen der Bagger eine Gefahr für den Wald nicht ausgeschlossen werden könne.

Der Umweltverband, der erfolgreich gegen die Rodung des Waldes vor Gericht gezogen war, sieht den Wald durch die Nähe der Bagger akut gefährdet – zum einen durch die mögliche Zerstörung von oberflächennahen wasserstauenden Schichten, zum anderen durch ein mögliches Abrutschen der steilen, 60 Meter tiefen Böschung. Auf diese Gefahr des Abrutschens ist das Wirtschaftsministerium in seiner Antwort an die Grünen nicht eingegangen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Die Verlogenheit beider Seiten ist ekelhaft, weil die Bagger zurzeit tausende Menschen vertreiben, Denkmäler, Friedhöfe und Kirchen zerstören und das mit Billigung der Grünen LT-Fraktion in der letzten Koalition, während parteiinterne Kritiker angegriffen wurden .... der Rest vom Wald wird spätestens dann sterben, wenn kein Grundwasser mehr hineingebracht wird, weil das Restloch bei Erkelenz gefüllt wird, es soll mit Rheinwasser usw. bis 2100 (!) einer der größten deutschen Seen entstehen, das riesige Schwalm-Nette-Naturschutzgebiet wird dann schon gestorben sein .... die jetzigen Besetzer in irgendwelchen Parteien um Mandate usw. streiten ... Gut, das ich keine Kinder habe!

  • Dieser Wald ist nur noch eine leere Hülle. Die Waldtiere sind doch längst weg.

  • taz: "Dass sich der oberste Bagger des Braunkohletagebaus Hambach dem umkämpften Hambacher Wald inzwischen auf 50 Meter genährt hat, ist nach Ansicht des nordrheinwestfälischen Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart (FDP) kein Problem."

    'Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP)'

    Ein Wirtschaftsminister von der FDP. Na also, das passt doch. Der "Schornstein" des Wirtschaftswachstums muss schließlich"rauchen", damit das "Monopolyspiel" weiter gespielt werden kann, auch wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre schon bei 415 ppm angelangt ist. Wenn der Wald erst mal "verdurstet" ist, dann kann man ja die Kohleschaufel herausholen, denn unter dem Hambacher Forst liegen 65 Millionen Tonnen Braunkohle. Wenn man die verheizt, dann werden 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid frei.

  • solange die Beamten des Wirtschaftsministeriums für Ihr Tun und Unterlassen nicht haftbar sind und schlimmstenfalls die sog. "seitliche Arabeske" droht, wie bei Hrn. Maasen gut zu studieren war, solange zerstören solche Menschen unsere Zukunft, und behaupten nach der Katastrophe es gab keine Alternative.