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Aktivistin kandidiert in Neonazi-DorfKampf ohne Ende

Birgit Lohmeyer kämpft in Jamel gegen Neonazis. Damit will sie für die SPD im Gemeinderat weitermachen. Aber: Die Rechten treten auch an.

Rund 40 Einwohner hat das kleine Dorf. Elf Häuser – und in fast allen wohnen Neonazis Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

Jamel taz | Birgit Lohmeyer steht in ihrem Garten, unter den Linden, im Löwenzahn, die Vögel singen, und gerade war der Postbote da. Lohmeyer reißt einen Brief auf. „Puh, super.“ Der Pachtvertrag für eine Wiese steht, auf der im Sommer ein Teil von Lohmeyers Demokratiefestival stattfinden soll. Der Pächter stellte sich quer, nun lenkt er ein. „Eine Sorge weniger.“

Und Sorgen hat Birgit Lohmeyer wahrlich genug. In ihrem Dorf, Jamel, redet kein Nachbar mehr mit ihr und ihrem Mann Horst. Das hat damit zu tun, dass vor dem Nachbarhaus ein Wohnwagen mit „See you in Walhalla“-Aufschrift steht, beim Haus gegenüber eine riesige schwarz-weiß-rote Fahne auf dem Dach weht. In der Dorfmitte ein Wandbild eine arische Familie zeigt, geborgen von einem Adler, und ein Wegweiser daneben auch Braunau ausweist, den Geburtsort Hitlers. An der Haustür von Birgit Lohmeyer aber kleben Aufkleber, auf denen steht: „Kein Ort für Nazis“.

Rund 40 Einwohner hat das kleine Jamel in Mecklenburg-Vorpommern, nahe Wismar, zwischen Feldern, am Ende einer Sackgasse. Elf Häuser – und in fast allen wohnen Neonazis. Aber auch ein Paar, das sich seit Jahren allein gegen die Rechten stemmt: Birgit Lohmeyer und ihr Mann Horst.

Seit 2004 währt dieser Kampf, seit die Lohmeyers von Hamburg nach Jamel zogen. Inzwischen ist es eine Lebensaufgabe, eine mit enormem Preis. Die Neonazis zerstachen Autoreifen der Lohmeyers, kippten ihnen Mist auf die Einfahrt, legten eine tote Ratte in den Briefkasten. Ein Neonazi fragte, ob sie ihr Grundstück nicht verkaufen wollten, „solange Sie noch können“. Und dann brannte 2015 die Scheune der Lohmeyers nieder.

Die „Wählergemeinschaft Heimat“

Aber die Lohmeyers sind noch da. Und nun will Birgit Lohmeyer den Kampf auf einem weiteren Wege fortführen: dem parlamentarischen. Im vergangenen September trat sie in die SPD ein und kandidiert nun am 26. Mai für die Wahl zum kleinen Gemeindeparlament in Gägelow, das auch Jamel umfasst, und für den Kreistag.

Aber: Auch die Neonazis von Jamel treten zur Wahl an. Einige Wochen nach Lohmeyers SPD-Eintritt präsentierten sie ihre „Wählergemeinschaft Heimat“. Es ist ein erneuter Entscheidungskampf. Diesmal nicht nur um die Hoheit im Dorfalltag – sondern auch über die politischen Entscheidungen. Behält in Jamel die Demokratie die Oberhand?

Birgit Lohmeyer ist eine fröhliche Frau, trotz allem, die sagt, sie könne nichts so leicht erschüttern. Vor gut einer Woche sitzt die 60-Jährige in ihrem Wohnzimmer, der Ofen bollert, eine der sechs Katzen schläft eingerollt auf dem Tisch. Lohmeyer trinkt Kaffee, lacht viel. Immer wieder fällt ihr Blick auf einen kleinen Bildschirm: die Aufnahmen der Überwachungskamera von ihrer Auffahrt.

Als die Lohmeyers – sie freie Autorin, er Musiker – vor 15 Jahren nach Jamel zogen, war es eine Stadtflucht. Der alte Forsthof in Jamel, wie verwunschen, von Bäumen und Wiesen umwuchert, schien perfekt. Damals gab es nur einen einzigen Neonazi in Jamel: Sven Krüger. Dann aber folgten immer mehr – und verdrängten frühere Dorfbewohner. Die Lohmeyers blieben.

Fast wie ein Kulissendorf

„Wir lassen uns nicht vertreiben“, sagt Birgit Lohmeyer. „Dann hätten die Nazis ja gewonnen.“ Mehr noch: Das Paar hält dagegen. Seit 2007 organisieren die Lohmeyers jeden Sommer ein Musikfestival für Demokratie, das „Jamel rockt den Förster“. 1.500 Leute reisten dazu zuletzt an – und Musikgrößen wie Herbert Grönemeyer oder Bela B. von den Ärzten. Die Überreste der verkohlten Scheune stapelte das Paar als Skulptur in ihrem Vorgarten auf. Als Mahnmal.

Aber die Neonazis machen weiter wie bisher. Erst vor zwei Monaten trat jemand den Gartenzaun der Lohmeyers ein. Mitten im Ort steht ein Schaukasten, momentan werden dort ein Rechtsrockfestival der NPD und „germanische“ Bräuche beworben. Ganz am Ende der Straße steht das Haus von Sven Krüger. „Frei, sozial, national“ kündet hier ein Schild.

Im Garten weht eine große Fahne mit „Widerstand“-Aufdruck. Und gegenüber steht ein Traktor mit dem Emblem von Krügers Abrissfirma: Ein Mann, der etwas zerschlägt, das wie ein Davidstern aussieht. Das Ganze wirkt wie eine Karikatur, fast wie ein Kulissendorf.

Zuletzt machten aber nicht mehr nur die Neonazis Ärger, sondern auch die Ämter. Für Lohmeyers Festival verlangte die Gemeinde plötzlich eine Kaution, um gemeindeeigene Wiesen zu nutzen, alles muss nun haarklein vertraglich fixiert werden. Dreimal habe die Gemeinde zuletzt Flächen ausgerechnet an Rechte verkauft oder verpachtet, berichtet Lohmeyer. Zuletzt war es die zentrale Dorfwiese.

Alles soll schön harmlos klingen

„Da ist mir schlicht und ergreifend die Hutschnur geplatzt.“ Offenbar sei einigen nicht klar, wie fatal ein „Kuschelkurs“ mit den Nazis sei. „Die Mehrheitsverhältnisse in der Gemeindevertretung müssen sich ändern.“ Lohmeyer will nun mit dafür sorgen. Warum die SPD? „Die SPD hat uns von Anfang an unterstützt“, sagt Lohmeyer.

Schon früh wurde die SPD-Landtagspräsidentin die Schirmherrin für ihr Festival. Später folgte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, zum Festival im letzten Jahr reiste die Sozialdemokratin im Anti-Nazi-Shirt an.

Jetzt aber macht auch Sven Krüger mobil, zusammen mit zwei Nachbarn, beide ebenfalls seit Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv. Der 44-Jährige ist ein stämmiger Mann mit langem, geflochtenem Bart, der sich nach außen gern unbedarft gibt. Auf einem Werbebild für seine „Wählergemeinschaft Heimat“ steht Krüger nun lächelnd im Karohemd auf einem Feld.

Er wolle etwas tun, damit es auf dem Land wieder mehr Kinder gebe, schreibt er dazu. Er setze sich ein für den Erhalt der Dörfer, günstiges Bauland und Freizeitangebote „für Jung und Alt“. Alles soll schön harmlos klingen.

Krüger war zu einem Treffen bereit

Aber es ist nicht harmlos. Schon Krügers Vater lebte in Jamel und war als Rechter bekannt. Der Sohn wurde rechtsextremer Skinhead, sammelte Vorstrafen, trieb sich im militanten Netzwerk der Hammerskins rum, saß für die NPD im Landesvorstand und 2009 schon mal im Kreistag.

taz am wochenende

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Dann aber wanderte Krüger 2011 in den Knast, weil er illegal ein Maschinengewehr besaß und geklaute Bausachen verhökerte. Auch Sven Krüger war erst zu einem Treffen bereit. Dann, nach Rücksprache mit seinen Leuten, sagte er ab. Was solle bei einem taz-Artikel schon rauskommen, hieß es nun.

Zuletzt marschierte Krüger am 8. Mai auf einem NPD-Aufmarsch in Demmin mit. In Grevesmühlen, gleich neben Jamel, betreibt er sein „Thinghaus“, einen Neonazitreff mit Konzerten und Kampfsport. Nach Jamel lud Krüger Ende April 80 Gleichgesinnte zu sich aufs Grundstück, zum „Mai-Tanz“. Und Krügers Wählergemeinschaft säuberte zuletzt die Zufahrtsstraße nach Jamel.

Auf einem Foto wirft einer der Neonazis lächelnd einen gefundenen Becher von Lohmeyers Demokratiefestival in einen Müllsack. „Die Strecke gehörte uns“, heißt es dazu. Dazu hängte Krüger Plakate seiner Wählergemeinschaft in Jamel auf. Ein Plakat hängten sie direkt vor die Einfahrt der Lohmeyers.

Was, wenn sie verliert?

Birgit Lohmeyer zuckt darüber nur noch mit den Schultern. Eine Provokation, mal wieder, nun ja. Warum im Dorf keine SPD-Plakate hängen? „Wen sollen wir hier für die SPD gewinnen?“ Birgit Lohmeyer ist dafür in den umliegenden Gemeinden unterwegs, verteilt dort Flyer, stellt sich hinter Infotische. Und sie hat prominente Unterstützung – ihr Widerstand ist längst bundesweit bekannt.

Vergangene Woche reisten SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und SPD-Bundesvize Ralf Stegner an, um Lohmeyers SPD-Ortsverband zu helfen. Und Ministerpräsidentin Schwesig erklärt: „Es freut mich, dass Birgit Lohmeyer für die SPD antritt.“ Doch die örtliche SPD zögerte, als Birgit Lohmeyer auf sie zukam. Vielen in der Region gelten die Lohmeyers auch als Unruhefaktor, das Naziproblem in Jamel wollen sie nicht so hochgehängt sehen. Der SPD-Ortsverband wählte Lohmeyer schließlich auf Listenplatz 4.

Aber es bleibt ein Risikospiel: Denn am Ende der Wahl wird es Verlierer und Gewinner geben. Und es ist möglich, dass Birgit Lohmeyer nicht gewählt wird – Sven Krüger aber schon. Birgit Lohmeyer hat dieses Szenario durchaus mitbedacht. „Aber soll ich deshalb gar nicht erst antreten?“ Klappe es tatsächlich nicht, will sich Lohmeyer eben so ins Gemeindeparlament setzen, als interessierte Bürgerin. „Dann werde ich andere Wege finden, die Entscheidungen im Blick zu behalten.“

Gägelows Bürgermeister Uwe Wandel war lange Jahre SPD-Mann und ist mittlerweile Parteiloser. Er sagt über Birgit Lohmeyer: „Ist doch gut, wenn sie sich für die Gemeinde engagiert. Das hat sie ja bisher all die Jahre nicht gemacht.“ Aber das Festival? Gut, das schon, sagt Wandel.

Wie lange ist es auszuhalten?

Aber sonst, bei den Sitzungen der Gemeindevertretung, da habe er die Lohmeyers nie gesehen. Sven Krüger und seine Leute hingegen schon. Dabei hält Wandel auch von Krüger nichts. Der habe sich nun „einen kleinen Schafspelz übergehängt“, aber jeder wisse ja, wer Krüger und seine Leute wirklich seien: „stramme NPD-Genossen“.

Meine Einstellung ist: Keine Geschäfte mit Nazis machen, fertig, aus

Birgit Lohmeyer

Seit 2006 ist Uwe Wandel Bürgermeister. Vor Jahren noch kritisierte er, dass die Polizei den Neonazis in Jamel zu viel Freiraum lasse. Inzwischen ist der Autohändler leiser geworden. Auch wenn man wolle, man bekomme die Rechten nicht weg aus Jamel, sagt Wandel. „Letztendlich müssen wir mit diesen Menschen leben.“ Und die Verpachtung der Wiese an einen Rechten? Der Mann sei kein Parteimitglied, sei nicht vorbestraft, wehrt sich Wandel. „Soll ich bei jedem eine Gesinnungsprüfung machen?“

Es sind solche Aussagen, bei denen Birgit Lohmeyer ins Kopfschütteln verfällt. Der Wiesenpächter hänge mit Sven Krüger ab, an seinem Auto klebe das Dorfwappen der Neonazis. „Wie deutlich soll es noch werden?“, fragt Lohmeyer. „Meine Einstellung ist: Keine Geschäfte mit Nazis machen, fertig, aus.“

In Jamel direkt ins Gespräch zu kommen, ist schwierig: Das Dorf wirkt an diesem Tag verlassen, fast überall springt ein bellender Hund an den Zaun. Nur ein kahlgeschorener Mann im schwarzen „Abriss Krüger“-Pullover schlendert über die Straße. Und der ist bereits im Bilde, dass hier die taz unterwegs ist.

Krüger sei nicht da, ruft er. Ob er denn verraten wolle, wie er zu Birgit Lohmeyer stehe? Würde er sie wählen? „Warum sollte ich?“ Wisse er denn, wer die Scheune der Lohmeyers anzündete? „Woher denn?“ Ein Gespräch ist nicht möglich, der Mann verzieht sich hinter seinen Gartenzaun.

Wie lange ist all das auszuhalten? Irgendwann könne sie sich schon ein ruhiges Leben vorstellen, am Meer, ohne den ganzen Ärger, sagt Lohmeyer. So wie Horst und sie es sich anfangs für Jamel dachten. „Aber dann müsste das hier mit dem Haus erst geklärt sein.“ Das Haus an Rechte verkaufen würden sie nicht. Wer aber sonst will nach Jamel? Vielleicht wäre eine demokratische Tagungsstätte eine Lösung, sagt Lohmeyer. „Dann könnten wir eventuell gehen. Aber momentan steht das überhaupt nicht an.“

Erst kürzlich, am 1. Mai, stand Birgit Lohmeyer wieder auf der Straße, diesmal in Wismar. Eigentlich ein Erfolg, 1.000 Demonstranten standen 300 Rechtsextremen gegenüber. Doch den Lohmeyers schwante an diesem Tag auch, dass es noch ein langer Kampf werden könnte. Ein junger Neonazi-Demonstrant war der Sohn von Sven Krüger.

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24 Kommentare

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  • Was ist denn hier überhaupt das Ziel? Die Nazis aus dem Dorf zu vertreiben, um deren Sichtbarkeit zu minimieren? Damit wären zwar Frau Lohmeyers Probleme gelöst aber politisch ist das eine höchst fragwürdige Kosmetik. Die Nazis wären auch nach der Zerstreuung noch welche und wer darin einen Vorgang sieht der mit Menschenrechten und Grundgesetz vereinbar ist dem empfehle ich nochmal genau hinzusehen.



    Diese Rechte sind nichts wert, wenn man sie über Bord wirft, sobald sie Menschen helfen, die außerhalb der Norm leben und einem gegen den Strich gehen. Das weiß man bei der taz auch eigentlich, denn auch Jahrzehnte nach dem Ende des Radikalenerlasses regt man sich hier ja noch gerne über Berufsverbote für Kommunisten und Sozialisten auf. Ich bitte hier um etwas mehr Konsequenz! Entweder man erträgt auch solche Auswüchse oder hört endlich auf jeden linken Aktivismus automatisch mit demokratiefreundlicher Politik gleichzusetzen.

    • @Januß:

      " Die Nazis wären auch nach der Zerstreuung noch welche und wer darin einen Vorgang sieht der mit Menschenrechten und Grundgesetz vereinbar ist dem empfehle ich nochmal genau hinzusehen. "

      Wer es derart besser weiß, der muss sich nicht wundern, wenn er seine eigene Medizin zu schmecken bekommt.



      Also: Ich habe genau ins Grundgesetz gesehen und finde Frau Lohmeyers Verhalten nicht nur gesetzeskonform sondern auch im Sinne der Menschenrechte.



      Vor allem ist es meines Erachtens ein sehr gutes Beispiel für das Böckenforde-Diktum.

      Aber erklären Sie doch mal, warum das grundgesetzwidrig sein soll.

      • @pitpit pat:

        Ich habe mit keinem Wort gesagt das Frau Lohmeyers Verhalten nicht mit Grundgesetz und Menschenrechten vereinbar ist, sondern eine politisch gewollte Vertreibung von Nazis. Diskriminierung auf Basis der politischen Einstellung ist weder mit dem Grundgesetz, noch mit den Menschenrechten vereinbar.

        Nun klar kann eine liberale Demokratie die Bedingungen für ihre Existenz teilweise nur schwer aufrecht erhalten. Doch muss man die konkreten Gefahren auch irgendwo realistisch verorten und die Gefahr durch Neonazis in irgendwelchen Dörfern am Nabel der Welt ist minimal bis nicht existent. Das ist so als würde man kommunistische Kommunen unter Generalverdacht stellen, weil das dort vertretene Weltbild ebenfalls nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Es muss dann schon um die konkreten Absichten gehen, nicht um Gedankenverbrechen und private Lebensgestaltung.

        • @Januß:

          Aber es sprach doch niemand im Artikel von Vertreibung, oder?



          Ich habe auch nichts gelesen, was gegen das grundgesetzliche Diskriminierungsverbot verstoßen würde. Vielleicht habe ich es aber auch übersehen.



          Falls nicht, kommt mir das wie eine Strohmannargumentation vor.

          Eine letzte Bemerkung: Gerade unter einem Artikel, der deutlich macht, was die netten Dorfnazis von nebenan so tun können, finde ich es schon frech und faktenblind zu behaupten, das wäre alles ungefährlich und wer dagegen vorgeht, ist Gedankenpolizist.



          Wie kommen Sie dazu? Nicht nur die Asylbewerberheime in Großstädten sind angegriffen worden. Ist das auch ungefährlich?

          • @pitpit pat:

            Aktivismus hat immer ein Ziel, doch über die Ziele oder auch nur ein wünschenswertes Ergebnis wird hier kein Wort verloren. Deshalb meine Frage: "Was ist denn hier überhaupt das Ziel? Die Nazis aus dem Dorf zu vertreiben, um deren Sichtbarkeit zu minimieren? "

            Und das halte ich für keine abwegige Zielsetzung. Das hier ist ja nicht das erste mal das es solch eine Situation gab und nicht selten war das gewünschte und teilweise erreichte Resultat eben der Wegzug. Das könnte ich von Seiten Frau Lohmeyers auch verstehen und nachvollziehen, doch wenn dem so ist dann wäre zumindest die Beteiligung der SPD problematisch.

            Ich habe nie behauptet das die Aktivitäten der Nazis ansich ungefährlich wären. Gesagt habe ich das ich diese nicht als Demokratiegefährdend einstufen würde. Ich hatte eigentlich gehofft das dieser Umstand aus dem Vergleich mit kommunistischen Kommunen deutlich wird.

            • @Januß:

              Ich kann Ihnen nicht sagen, was Frau Lohmeyers Ziele sind, ich kann Ihnen nur meine Methoden und Ziele in Bezug auf Rechtsradikalismus nennen:



              1. Man redet mit denen über Gesellschaft, mit denen es sich (noch) lohnt. Dabei gilt die Devise: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.



              2. Man redet mit denen über Gesprächsführung und Argumentation, mit denen man kein politisches Gespräch führen kann: Dumme Positionen wirken nur in schlechten Diskussionen akzeptabel. Man macht die Diskussionsführung und den Wahrheits- und Wahrhaftigkeitsanspruch zum Thema.



              3. Man spricht mit liberalen Quietisten und versucht ihnen zu vermitteln: Freedom isn't for free. Gesellschaft ist was man draus macht und Rechtsradikalität ist ein politisches Problem, dass jeden zur Positionierung und Handlung drängt.



              4. andere Aktionen

              Kurz gesagt: Man versucht jeden mitzunehmen. Die, die sich ausserhalb des akzetablen Rahmens stellen, sollen deutlich merken, dass sie dort stehen. Dabei ist wichtig, dass der Rahmen nicht nur aus inhaltlichen Positionen besteht (z.B. Menschenrechte), sondern auch methodischen (Bedingungen des Gesprächs). Gerade letzteres hilft, dass Rechte mit weniger Chuzpe in der Öffentlichkeit auftreten.



              Dabei gilt die Devise: Rechtsradikalismus ist eigentlich ein Trauerspiel und eine Sackgasse, falls er gesellschaftlich wichtig wird (so wie jetzt),muss man sich vor allem um den Rest der Gesellschaft kümmern. Dummheit ist leider ansteckender als Klugheit.

              Das ist verkürzt und auch lückenhaft, aber so in etwa. Schließlich ist heute schönes Wetter und ich will raus.

              Eine letzte Bemerkung: Was in Jamel und anderen Orten geschieht, ist demokratiegefährdend. Wenn Menschen nicht mehr für den Kern unserer Verfassung eintreten können, ohne dafür angefeindet zu werden, ist das ein Problem. Wenn im öffentlichen (dörflichen) Diskurs der Wahrheitsanspruch fällt und die viele schweigen, so ist es ein großes Problem.

              • @pitpit pat:

                Nachtrag:

                Vielleicht haben Sie aber auch die Frage im Sinn: Was macht man mit Nazis, wenn Sie welche bleiben wollen?



                Man macht ihnen deutlich, dass sie ein geächtete Position vertreten und sie das am besten so tun, wie mein Nachbar seine Chris de Burgh Alben hört: Still und leise.



                Ansonsten: Wenn's zu viele werden, dann muss man kämpfen. Keine Frage.



                Aber deshalb ist es alles, was man jetzt tut, so wichtig, weil es möglicherweise diesen Kampf verhindern kann.



                Vor dieser Frage steht übrigens jeder Bürger.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Natürlich kann man die Nazis nicht aus dem Dorf treiben. Wie auch?

      Vielleicht geht es nur darum, den Umstand sichtbar zu machen, dass es Projekte wie Jamel gibt.

      Dabei handelt es sich auch nicht um ein Unikat, ein bekanntes Beispiel ist Tommy Frenck. Rechte kaufen Immobilien, nicht zuletzt um gegebenenfalls verbotene Veranstaltungen, wie etwa Konzerte, im privaten Rahmen stattfinden zu lassen.

      Ich denke, dass es besser ist darüber und über andere Machenschaften der Rechtsradikalen Bescheid zu wissen, als eben nicht.

      Nazis raus (metaphorisch).

      de.wikipedia.org/wiki/Tommy_Frenck

  • 9G
    94797 (Profil gelöscht)

    Man muss mit diesen Menschen leben?



    Sich seinen Gartenzaun eintreten lassen? Und Schlimmeres?



    Nein, es ist wies immer war.



    Frsu Lohmeier muss sich jedes Fitzelchen bürokratisch genehmigen lassen, während dem Nazi von der Gemeindeverwaltung schnell mal die Dorfweide, whs mit Handschlag, für seinen Dreck überlassen wird?



    Daran zeigt der strukturelle Faschismus unserer" demokratischen" Organe:. Ohne bürgerliche Wasserträger keine öffentliches Nazigetrampel.

  • Zeit, Braunau in Jamel zu beenden.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich finde es unglaublich, mit welchem Mut, welcher Ausdauer und welchem Elan sich die beiden gegen die Naziübermacht in diesem Ort zur Wehr setzen.

    Sie sind ein Stachel im braunen Fleisch und schaffen es immer wieder bundesweit zu mobilisieren.

    Wenn man bedenkt, dass sie es ruhig und friedlich haben wollten und jetzt haben sie es laut und hässlich, ist es schier unglaublich, dass sie nicht die Flinte ins Korn werfen.

    Sie könnten gehen, aber sie bleiben und kämpfen. Ich wünsche ihnen für die Zukunft viel Kraft und Ausdauer.

    Nazis raus.

  • Man kann andere Menschen nicht ändern, nur sich selbst. Das ist sehr schmerzhaft und mitunter kämpft man verbissen weiter, man macht sich dabei selbst kaputt. Während der andere Mensch, den man ändern möchte, unverdrossen weiterlebt und mitunter sein Verhalten noch verstärkt.

    Gegen Windmühlenflügel zu kämpfen, daran sind bislang alle gescheitert.



    Nur der ändert sich, der es aus sich selbst heraus will. Wer nicht will, ist nicht erreichbar.



    Schön ist das nicht, doch es ist die Realität.

    Zur Erinnerung: Gesinnungsprüfungen sind ein, bzw. das Merkmal, extremistischer Systeme.

    Das zu fordern zeigt einen ungesunden Kern, die wahre Einstellung Menschen gegenüber und das wiederum ist mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte unvereinbar.

    Will man nun Menschenrechte für alle oder nur für die jeweils Richtigen?

    • @Landlady:

      Zur Erinnerung:



      1.Menschenrecht ist nicht gleich Menschenrecht.



      2. Die meisten Menschenrechte müssen mit anderen Menschenrechten abgewogen werden.



      3. Das Recht ein A...loch sein zu dürfen ist einfach schwächer als das Recht, ein guter Mensch sein zu dürfen.



      Alles weitere finden Sie in einer gutsortierten Buchhandlung und manchmal auch mit Google.

    • 9G
      94797 (Profil gelöscht)
      @Landlady:

      Provokant geantwortet auf die letzte Frage .Genau.



      Nur für die "Richtigen".



      Die " Andern", hier die Anhänger der Naziideologie.Aber auch andere Faschisten, wie religiöse Eiferer aller Farbschattierungen. Die wollen die ja gar nicht.

  • "„Soll ich bei jedem eine Gesinnungsprüfung machen?“"



    Aber sicher!



    Mit Nazis macht frauman keine Geschäfte, ganz einfach.



    Da rollt etwas auf uns zu – mir graust's. Denn wenn die Nazis erstmal in kritischer Anzahl in den Parlamenten, Kreis- und Landtagen sitzen, dann ist es definitiv zu spät, viel zu spät und für alle(s) zu spät. 🌊🌊🌊 .



    Und dann hat's wieder keiner mitgekriegt, weil alle keinen Arsch in der Hose haben|hatten.



    💐 🌷 🌹 🌻 🌼 🌸 🌺



    Danke Frau Lohmeyer!!



    💐 🌷 🌹 🌻 🌼 🌸 🌺

    • @Frau Kirschgrün:

      "Mit Nazis macht frauman keine Geschäfte, ganz einfach."



      Ergänzung:



      Selbstredend kennt dort jede|r jede|n. Also ist es ein Leichtes, sich zu entscheiden, mit Nazis keine Geschäfte zu machen.



      Das Ehepaar Lohneyer kann ja auch nicht mehr zu einem realistischen Preis verkaufen – wegen der Nazis. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Dorf nicht noch mehr Nazis annlockt.

    • @Frau Kirschgrün:

      Sone Art Geheimdienst auf Dorfebene?



      Dossiers über jeden Bewohner?



      Horchposten am Wohnzimmerfenster?



      Verdeckter Mittrinker beim Schützenfest?

      Och ne!



      Dann doch lieber ohne Hose nakisch rumlaufen.

      Das mach Frau Lohmeyer schon wesentlich besser.

  • Bei solchen Berichten läuft es mir regelmäßig eiskalt den Rücken runter. Man bekommt Angst. Die Nazi-Zombies steigen allenthalben aus ihrer Gruft ...

    • @Trigger:

      Nö nicht mehr.



      Irgendwann im Sommer 90 machten wir ne Radtour,alle fünf Fahrradkuriere oder Exkuriere.



      Durstig kehrten wir in eine spärlich besetzte Kneipe ein.



      "Ähh vier Pils und ne Selters bitte"



      Null Reaktion



      Ich latschte zum Tresen,der Wirt drehte mir demonstrativ den Rücken zu



      "Ja ähm vier Pils ein Selters hätten wir gerne"



      Langsam dreht sich der Wirt um



      "Das Brikett muss sein Bier draussen trinken!"



      Das Brikett hiess Patrick,Sprössling von GIs die in Berlin stationiert waren,aber nach Mannheim versetzt wurden,Patrick blieb,sprach nahezu aktzentfrei deutsch und fing an loszutoben,wütend stapften wir zu unseren Rädern,gerade rechtzeitig,die Strasse kam das halbe Dorf entlangmarschiert,mit Knüppeln und Oxhsenziemern,ein Lynchmob,wir sahen zu das wir da wegkamen,die wollten uns noch plattfahren,schafften sie nicht

      • 9G
        90618 (Profil gelöscht)
        @Warhead:

        @warhead



        Nur so aus Neugierde: Wo war das?

      • 9G
        94797 (Profil gelöscht)
        @Warhead:

        Genau. Der tumbe Mob.



        Der intelligible Mob trägt weiter oben Schlips und Anzug , teilt sber deren Ansichten strukturell 1 zu1.



        Ich für mein Teil weiss: Nix dagegen zu machen. Es ist wie die Medusa in der Sage. Nur dass sie heute nicht mit Spiegeln zu bekämpfen ist.Man dreh dem Dpoegel einfach den "Rücken" zu,



        Das Einzige. Weiter in Würde weiter. Erreichen oder ändern tun wir nix und niemanden. Uns, die Menschen werden wollen, bleibt: Lasst uns unsere Gratissunterkünfte im Ferienlager in Zukunft schon mal suchen , schon mal buchen

      • @Warhead:

        Hatte Mitte der 90er auch mal so ein tolles Erlebnis im Urlaub auf Rügen. Ich war mit einem Kumpel unterwegs, der MS im Anfangsstadium hatte. Beide sahen wir zu der Zeit ein bisschen punkig aus. Als mein Kumpel einen Schwächeanfall hatte und nicht mehr alleine gehen konnte, haben wir uns untergehakt und wollten zurück zum Haus. 8 angetrunkene Naziskinns haben uns auf einmal den Weg verstellt und haben uns als schwule, linke Wessizecken beschimpft, dass wir eine Schande für Deutschland währen und mal richtig ein aufs Maul bekommen müssten. Währen nicht so viele Touris unterwegs gewesen, wäre das wahrscheinlich ziemlich übel für uns ausgegangen.

      • @Warhead:

        Ähnliche Erfahrung im Schullandheim an der Mecklenburgischen Seenplatte gemacht. Beim Einkauf während eines Ausflugs wurden wir prompt von der Dorfjugend angepöbelt, mussten uns dieser erwehren und hatten daraufhin zwei Nächte lang die Faschos vor unserer Unterkunft patrollieren. Die angerufene Polizei zuckte nur die Schultern und meinte, sie könne da nichts machen.

        • @Hampelstielz:

          Ja, Mecklenburg ... ist eben sehr tolerant. Sowohl gegen Rechts als auch gegen Links.

          Da liegt ja auch Lärz, wo - bis auf dieses Jahr - der Kulturkommunismus der Fusion sehr ungestört sein durfte.

          Toleranz den Intoleranten!