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Waffenhandelsvertrag der UNOTrump schießt ATT ab

US-Präsident Donald Trump zieht die Unterschrift unter den UN-Waffenhandelsvertrag zurück. Die UNO hingegen verteidigt den Vertrag als „historische Errungenschaft“.

Donald Trump hat die US-Absage an den Waffenhandelsvertrag ATT formell besiegelt Foto: ap

Indianapolis afp | Die USA ziehen sich aus einem weiteren internationalen Abkommen zurück: Präsident Donald Trump hat am Freitag die Unterschrift seines Landes unter den UN-Vertrag über den Waffenhandel für nichtig erklärt.

Bei der Jahresversammlung der US-Waffenlobby NRA in Indianapolis präsentierte Trump ein von ihm unterschriebenes Dekret, das die Absage an den Waffenhandelsvertrag ATT formell besiegelt. Die UNO verteidigte den Vertrag derweil als „historische Errungenschaft“.

Die Vereinbarung vom 24. Dezember 2014 hatte erstmals internationale Standards für den Handel mit konventionellen Waffen geschaffen. Ziel des ATT ist es, die Lieferung von Waffen in Konfliktgebiete zu regulieren und zu verhindern, dass Kriegswaffen zu Verstößen gegen die Menschenrechte benutzt werden. Die Auflagen betreffen Kampfpanzer und Raketen ebenso wie kleinere Schusswaffen. Bis heute haben 101 Staaten den Vertrag ratifiziert.

Auch die USA unterzeichneten in Person des damaligen Außenministers John Kerry während der Präsidentschaft von Trumps Vorgänger Barack Obama den Vertrag. Ratifiziert wurde er allerdings nicht – weil der Senat nicht die Zustimmung erteilte.

Weltgrößte Waffenhändler weigern sich

Trump bezeichnete den Waffenhandelsvertrag nun als „fehlgeleitet“ und als Eingriff in die Souveränität der USA. Er kündigte an, dass der Vertrag unter seiner Präsidentschaft niemals ratifiziert werde. „Wir werden die amerikanische Souveränität niemals irgendjemandem ausliefern“, sagte der Präsident in seiner Rede bei der NRA.

Ebenso wie die USA sind China und Russland dem ATT nicht beigetreten. Die drei Staaten sind die weltgrößten Waffenhändler. In einer Erklärung des Weißen Hauses hieß es, der Vertrag sei keine wirkliche Lösung für das „Problem unverantwortlicher Waffentransfers“. Er liefere aber eine Plattform für jene, welche Waffenverkäufe der USA an ihre Verbündeten einschränken wollten.

In einer Reaktion auf Trumps Ankündigung verteidigte UN-Sprecher Stephane Dujarric den ATT. Der Vertrag sei „das einzige weltweite Werkzeug, das die Transparenz und die Verantwortlichkeit im internationalen Waffenhandel verbessern“ könne, sagte er. ATT sei gerade in Zeiten wachsender internationaler Spannungen und „erneutem Bestreben nach Vergrößerung und Modernisierung“ der Waffenarsenale „besonders wichtig“.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bedauert den US-Rückzug. Dies sei „ein Rückschlag für die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft, den Handel mit konventionellen Waffen besser zu regulieren“, erklärte Maas am Samstag in Berlin. Als größter Exporteur von konventionellen Waffen hätten die USA „eine besondere Verantwortung für die Etablierung internationaler Standards“, erklärte er.

Das Inkrafttreten des Vertrags im Dezember 2014 war von Aktivisten begrüßt worden. Amnesty International feierte das Abkommen damals als „großen Erfolg“. Das Bündnis Control Arms attestierte ATT „Potenzial, viele Leben zu retten“.

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7 Kommentare

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  • Ne Unterschrift von Trump ist offenbar nen Dreck wert.

    Wozu lassen die den überhaupt noch unterschreiben? What's the point?

    Und wie ist das rechtlich überhaupt möglich? Ich würd auch gern mal die ein oder andere Unterschrift zurückziehen. Och nee, hab's mir anders überlegt. Leute wie Trump können sich alles erlauben.

  • Trump wird durch Ablehnung des ATT m. E. sichtbar als ne art 'Inquisitor', der im Namen des Profits det USA Waffenindustrie sich gegen den kosmischen Entwurf der U. N. O. richtet..! Eben: provinzielle Machtinteressen versus globale Vernunft!

  • es besteht leider die gefahr das er wiedergewählt wird.wenn die demokraten noch mal einen neoliberale kandidatin oder einen neoliberalen kandidaten ins rennen schicken wird diese gefahr noch vergrössert.und mit nichts anderem ist zu rechnen.es ist bedauerlicherweise das wahrscheinlichste.in seiner zweiten amtszeit wäre Donald Trump noch gefährlicher.

    was waffenhandel angeht so haben seine vorgänger es schon so schlimm getrieben-dass die politik der Trump-administration nicht als ein bruch der kontinuität erscheint sondern nur als eine noch weitergehende enthemmung

  • Im Grunde steigt er aus einem Vertrag aus, an den sich sowieso keiner hält. Ratifizierung hin oder her, siehe Deutschland. So what.

  • Wie lange will die Welt eigentlich noch zusehen, bis dieser Irrer die Welt so umkrempelt, daß er davon maximal profitiert oder er einen Atomkrieg anzettelt.



    Ich merke, wie mich die Nachrichten über Trump abstumpfen. Man gewöhnt sich an seine Ignoranz, Inkompetenz und Rücksichtslosigkeit. Aber genau das ist die Erkenntnis, aus der die Menschheit nach Hitler lernen sollte, daß man wach bleiben sollte.



    Die EU oder wenigstens Deutschland ist jetzt aufgerufen, Widerstand zu leisten gegen Trumps Politik. Natürlich ziehen alle den Schwanz ein, weil sie ökonomische Einschnitte fürchten. Die Bundesregierung hat glaube ich wenig aus dem 2. Weltkrieg gelernt mit ihren Waffenexporten und Amerikatreue.

    • @shashikant:

      Na ja, in diesem einen Sonderfall kann ich es sogar nachvollziehen. Solange Russland und China nicht beitreten (und die haben nicht einmal die Unterschrift vor der Ratifizierung geleistet, wie es Obama für die USA tat) ist der Vertrag ziemlich sinnlos. Zumal das Angebot der USA im Vergleich zu Russland oder China hochpreisig ist und weniger in typische Konfliktgebiete, sondern an zahlungskräftige NATO und Nahost-Kunden geht.

      • @TheBox:

        Das sehe ich etwas anders. Dann soll Trump gegenüber Russland und China für die Ratifizierung des Abkommens werben. Davon habe ich nichts mitbekommen. Stattdessen ist Trump aus dem INF-(Atomare Mittelstrecken-Waffen)Abkommen mit Russland ausgetreten, und das hier ist die Fortsetzung dieser Politik.



        Wir sind im 21. Jahrhundert, nicht mehr in der Steinzeit, wo es kein Recht gab und mit Atomwaffen kann innerhalb weniger Stunden der ganze Planet beerdigt werden, wenn Leute wie Trump es wollen.



        Trump muss machen, was er machen muss, und wir sollten überlegen, ob wir zugucken, bis es zu spät ist ...