Kommentar Parkgebühr für Fahrräder: Die falsche Richtung
Andreas Hartnigk, CDU-Vize in Düsseldorf, will, dass auch Radfahrer*innen fürs Parken zahlen. Mit der Forderung stößt er auf Kritik – zu Recht.
D er Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte eine gute Idee: die Gebührenpflicht für Parkplätze im innerstädtischen Bereich auf 24 Stunden ausweiten. Der öffentliche Raum sei ein knappes Gut und „knappe Güter haben ihren Preis“, sagte der OB Ende Januar in einem Interview der Rheinischen Post. Andreas Hartnigk, Vizechef der CDU-Ratsfraktion in Düsseldorf, forderte als Reaktion darauf nun eine Parkgebühr für Fahrräder.
Gegenüber der Bild-Zeitung sprach er sich für ein „Gebot der Gleichbehandlung“ aus. Während Autofahrer*innen stets verteufelt würden, fasse man Radfahrer*innen mit Samthandschuhen an. An der immer besser werdenden Infrastruktur für Fahrräder sollen sich die Verkehrsteilnehmer*innen laut dem CDU-Politiker auch finanziell beteiligen: mit Klebeplaketten oder -tickets. Hartnigk erarbeite nun einen entsprechenden Antrag für den Verkehrsausschuss der Stadt.
Seine Forderung löste selbst unter Parteikolleg*innen Unverständnis und im Netz zu Recht einen Shitstorm aus. Während Stadtplaner*innen weltweit Konzepte für autofreie Städte vorlegen, sich Initiativen für eine gerechte Platzverteilung im urbanen Raum einsetzen und Schüler*innen jeden Freitag für das Klima auf die Straße gehen, verschwendet ein Düsseldorfer Lokalpolitiker seine Zeit mit sinnlosen Forderungen für eine „Gleichbehandlung“ von Pkw- und Fahrradverkehr. Das geht in die falsche Richtung.
Auf einem Parkplatz finden gut acht Fahrräder, aber nur ein Auto Platz. Private Pkws werden im Schnitt nur eine Stunde am Tag bewegt, bleiben also 23 Stunden unbenutzt stehen. In der Zeit nehmen sie Parkplätze ein und anderen Verkehrsteilnehmer*innen Fläche weg. Wenn Autofahrer*innen rund um die Uhr fürs Parken zur Kasse gebeten werden, ist das ein guter Anreiz, auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad umzusteigen.
Anstatt Radfahrer*innen im städtischen Raum noch mehr Steine in den Weg zu legen, sollten für Bürger*innen mehr Anreize geschaffen werden, ein Verkehrsmittel zu nutzen, das emissionsfrei, günstig und platzsparend ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus